Alleine bis 1945 wurden vom M1 Stahlhelm über 22.000.000 Stück gefertigt und er wurde beim US Militär erst 1983 abgelöst. Heute verwendet eine sehr große Zahl der Streitkräfte den US PASGT oder den deutschen Schuberth Helm (oder Kopien davon).
-Kevlarhelme (US PASGT Helm)
-Der Bundeswehr Gefechtshelm
-Fallschirmjäger Helme
-Helme die nix taugen (MK6 Helm)
-Titanhelme
-Ballistische Stahlhelme
-Private Anschaffungen
Das US Militär hat 1983, mit dem PASGT Helm, einen neuen weltweiten Standart geschaffen. Der Helm wurde nicht nur bei den diversen US Polizeibehörden, sondern auch weltweit, in großer Zahl gekauft und kopiert. Das Helm Gewicht variiert, je nach Größe. Er wiegt aber etwa das Selbe, wie der vorherige M1 Stahlhelm (ca. 1,5 kg). Dafür bietet er einen besseren Schutz vor Splittern und Geschossen. Alle Kevlarhelme sind aus den selben Stoffbahnen, die auch in Schutzwesten verwendet werden und daher eher weich. Beim Beschuss mit Kurzwaffen verformen sich Kevlarhelme meist ziemlich stark. Da knapp hinter der Helmschale der Schädelknochen kommt, kann das schnell gefährlich werden und zu schweren Hirnschäden und Schädelbrüchen führen, obwohl das Geschoss nicht eingedrungen ist. Das ist auch mit ein Grund, für den komplexen Aufbau im Inneren des BW Gefechtshelmes. Dieser Aufbau ist auch dafür verantwortlich, dass Treffer auf den Rand meist durchschlagen, wie HIER, bei min. 5:24 zu sehen. Es gibt aber auch einen positiven Faktor bei Kevlarhelmen, der aber offenbar nur mit viel Glück eintritt. Geschosse aus Sturmgewehren wandern, nach dem Eindringen, gelegentlich innen an der Helmwand entlang. Das führt zwar zu Kopfverletzungen, aber nicht zu einem Durchschuss des Kopfes. Dieses Phänomen könnt Ihr sehr eindrücklich in diesem Video sehen (mit .223 und 7,62x39mm) und HIER bei min 7:15 mit einer .300 BLK. Man kann inzwischen sehr günstige Kelvarhelme aus China kaufen (ca. ab 120 Euro). Diese werden meist schon auch Kurzwaffengeschosse aufhalten, aber die Traumawerte dieser Helme werden vermutlich recht schlecht sein (Video).
Ein normaler ballistischer Schutzhelm ist nicht in der Lage Geschosse aus Langwaffen aufzuhalten. Das schaffen nur Helme mit den ganz neuen Zusatzplatten an der Stirn (Link, Link, Link). Man muss bei so etwas überlegen, ob dieser kleine Schutzbereich, das Gewicht des Helmes und der hohe Preis sinnvoll sind. Für Interventionen im "Active Shooter" Fall macht das, in Kombination mit einem ballistischen Visier, natürlich Sinn. Aber zum Objektschutz bei einer erhöhten Gefährdung, oder für Soldaten im Einsatz, eher weniger. Mit solchen Helmen kann man keine Einsatzkräfte mehrere Stunden Wache stehen lassen.
Das hier links ist ein sogenannter "High Cut" oder "Ops-Core" FAST Helm. Ihn kennzeichnet vor allem der große Ausschnitt an den Ohren, wo ein Kapselgehörschutz mit Anschluss für die Funkverbindung befestigt werden kann. Das ist derzeit eine der modernsten Helmformen. An den seitlichen Schienen können auch "Side Protection" Platten angebracht werden, oder ein ganzer Gesichtsschutz. Kevlarhelme mit dieser Form sind also nicht nur beliebt geworden, weil sie "cool" aussehen, sondern auch weil sie sehr praktisch und modular sind.
Habt Ihr Euch vielleicht schon mal gefragt, was es genau mit dem neuen Sicherheitsgesetz in Frankreich auf sich hat? Es geht dabei nicht um die Beschneidung der Pressefreiheit, sondern darum, gegen derartige Fotos vorzugehen (unten). Hier werden Einsatzkräfte öffentlich an den Pranger gestellt, um Druck auf sie und ihre Familien ausüben zu können. Ihre Namen und Privatadressen werden dabei veröffentlicht. Das ist mit ein Grund, warum auch bei allen Demonstrationen in Deutschland, immer so viele "Reporter" filmen. Ein großer Teil davon fertigt ausschließlich Porträtaufnahmen von politischen Gegnern und sammelt Informationen, für derartige Zwecke. Das auf dem Foto ist ein Beamter der "Brigade anti-criminalite" (Video). Diese Einheiten sind den amerikanischen Gang-Units ähnlich. Da sie aber in den berüchtigten Vororten eingesetzt werden, sind sie darauf spezialisiert, dass ihnen bei der Arbeit viel Gewalt entgegen gebracht wird. Ihre Ausrüstung ist daher sehr umfangreich und selbst bei einfachen Personenkontrollen sichert meist ein Beamter mit dem 40mm LBD-40 Werfer von B&T ab. Da die BAC idR. in zivil arbeiten, werden dort immer mehr FAST Helme verwendet, diese passen z.B. bei Demonstrationen auch versteckt in einen Rucksack.
Davon abgesehen gibt es inzwischen eine Vielzahl anderer Helmformen, wie z.B. auch den MICH oder den "AirFrame" Helm. Auf alle davon einzugehen, würde aber wenig Sinn machen.
Das Bundesheer in Österreich hat sich ebenfalls für den Kauf eines Helmes entschieden, in der Form des PASGT. 1993 wurden Helme des französischen Herstellers CGF Gallet beschafft, die auch den SPECTRA Helm aus PE hergestellt haben.
CGF Gallet wurde 2002 vom großen US Hersteller MSA übernommen. Vermutlich hat es auch mit dieser Übernahme zu tun, dass bei der zweiten Beschaffungswelle des Bundesheeres vom spanischen Hersteller Induyco eingekauft wurde. Kurios finde ich das Typenschild dieser Helme, auf dem ein "Lieferdatum" steht und kein Herstellungsdatum. Theoretisch könnten diese Helme, vor ihrer Auslieferung, ja bereits 6 Jahre im Lager gelegen haben, was Einfluss auf deren Haltbarkeit hat. Vielleicht interpretiere ich aber auch nur zu viel in diese Formulierung rein.
Das hier links ist das Typenschild vom französischen F2 Helm. Er wird auch SPECTRA Helm genannt. Er ist ebenfalls eine Kopie des PASGT Helmes. Unterscheidet sich aber von fast allen anderen Helmen durch die Verwendung von PE, statt Kevlar. Solltet Ihr so einen Helm haben und euch fragen, aus welchem Material er ist, dreht eine Schraube aus der Helmschale. Wenn Ihr in dem Loch gelbes Gewebe seht, ist es ein gewöhnlicher Kevlarhelm.
Wenn das Gewebe weiß ist, ist es ein SPECTRA Helm aus PE. Wenn Ihr übrigens mal einen schmalen französischen Helm mit einem dicken Rand seht, das ist der F1 Stahlhelm, der einen breiten Gummirand am Helmbezug hat. Der sieht nur aus, wie ein moderner Komposit Helm, ist aber ein sehr moderner Stahlhelme.
Foto: Rohling von einem PE-Helm.
Kaum etwas kennzeichnet das Erscheinungsbild von Soldaten so sehr, wie Ihre Helm. Vor allem in den beiden Weltkriegen erkannte man die Nationalität von Soldaten sofort an ihrer Helmform. Die Verantwortlichen der Bundeswehr waren aus diesem Grund sehr bemüht, keinen Helm zu beschaffen, der an die Wehrmacht erinnert. Es wurde daher ein Stahlhelm eingeführt, der sich an dem US M1 Helm anlehnt. Als das US Militär 1983 mit ihren nagelneuen PASGT Helmen in Grenada einmarschierte, verglichen sehr viele den Helm mit demjenigen der Wehrmacht. Der PASGT Helm bekam in den USA daher sehr schnell den Spitznamen "Fritz-Helmet". Erwähnenswert ist noch, dass der PASGT Helm aus 19 Lagen Kevlar besteht. Eine SK1 Weste hat etwa 32 Lagen davon. Als die Bundeswehr 1992 den "Gefechtshelm" aus Kevlar eingeführt hat, wollte man etwas sinnvolles beschaffen, und sich nicht von politischen Assoziationen davon abhalten lassen. Der Entwurf von Schuberth lehnt sich daher an die früheren deutschen Stahlhelme (M18, M35 und M40) an. Er ist auch dem PASGT Helm sehr ähnlich. Einer der größten Unterschiede zum US Helm ist jedoch der komplexe und hochwertige Innenaufbau vom Gefechtshelm. Die spezielle Kunststoff Kontruktion im Helm heißt "NOSHA" (Noppen-Schock-Absorption). Wenn man diese mit dem PASGT oder dem SPECTRA Helm vergleicht, erscheint der Bundeswehr Gefechtshelm bei Innenaufbau wesentlich besser.
Mein Gefechtshelm wurde 1996 bei der spanischen Firma Induyco hergestellt. Meine persönliche Grenze zur Nutzung von Kevlarwesten sind etwa 20 Jahre. Daher sollte ich ihn langsam ersetzen. Auch weil die Firma Induyco einen kleinen Skandal, wegen magelhaften Helmschrauben, hatte. Mein Helm gehört ebenfalls zu dieser Serie.
Das Innere eines Gefechtshelmes ist natürlich von einer erheblichen Bedeutung. Es gilt wie immer, nur etwas bequemes wird auch getragen. Wenn man das Innere des Helmes mit anderen vergleicht, ist er wesentlich hochwertiger und durchdachter. Gerade frühe Kevlarhelme der 80er und 90er Jahre haben oft nur eine zusammengebundene Schnur in der Mitte, auf der der Kopf aufliegt. Ein derartiges Netz ist wesentlich angenehmer. Ich habe den Bundeswehr Gefechtshelm und den Fallschimjägerhelm sehr viel getragen und konnte nie über sie klagen. Seine Akzeptanz bei den Kameraden war allgemein ebenfalls sehr hoch. Den Helm gibt es in den Größen 55-57cm und 58-60cm. Meiner hat die kleinere Größe und wiegt etwa 1,5kg.
Verwendet wird der Panikverschluss vor allem bei der ABC-Abwehr. Wenn man den Unterkiefer kräftig nach unten drückt, kann man mit der rechten Hand gegen die Unterkante vom Helm schlagen, um ihn zu öffnen. So kann er blitzschnell abgenommen werden um die Schutzmaske aufzusetzen.
Wer seinen Gefechtshelm aufrüsten mag, bekommt auch dafür ein "Railband", das die Montage von Nachtsichtbrillen usw. daran ermöglicht.
Ein wichtigstes und bei manchen Helmen vernachlässigtes Merkmal, ist die Ausbuchtung im Genick. Nur mit so einer Aussparung ist es möglich im Liegen anständig schießen zu können. Wenn der Helm hinten gerade ist, rutscht er einem sonst vor die Augen. Eine wesentliche Verbesserung modernerer Helme ist die Befestigung an drei Punkten. Sie liegen sehr viel stabiler auf dem Kopf, als die alten Helme mit einfachem Kinnriemen.
Der Helmbezug verwischt die Konturen und hat Schlaufen für Tarnmaterial. Die Innenseite ist in einer Schneetarnfarbe. Für viele Soldaten hat es sich bewährt auf der Rückseite zwei Stücke nachleuchtendes Band aufzunähen ("Cat-Eye"). Im dunklen Wald erleichtert das die interne Kommunikation.
Spezielle Helme für Fallschirmjäger gibt es schon so lange, wie es Fallschirmjäger gibt. Spezialkräfte benötigten schon immer kleine und leichte Helme, mit denen sie so wenig wie möglich eingeschränkt sind. Der Bekannteste wird vermutlich der Fallschirmjägerhelm von der Wehrmacht sein ("M38"). Einen fast baugleichen Stahlhelm verwendeten auch die SEKs und die GSG9 in der Anfangszeit. Abgelöst wurden diese Stahlhelme meist vom TIG Titanhelm.
Als die Industrie den Anforderungen von Kampftauchern und anderen Spezialkräften nicht mehr mithalten konnte, gipfelte diese Entwicklung darin, dass die zivilen Pro-Tec Kunststoffhelme verwendet wurden. So ein Helm schützt lediglich vor einfachen Stößen und Schlägen, wiegt dafür aber nur etwa 360g und liegt sehr eng an. Diese Helme wurden inzwischen größtenteils aber von kleinen und ballistischen "High-Cut" Helmen abgelöst.
Auf dem alten Foto von mir seht Ihr meinen ehemaligen Bundeswehr Fallschirmjägerhelm. Bessere Fotos habe ich davon leider nicht mehr. Er unterscheidet sich vom normalen Gefechtshelm hauptsächlich durch seinen Kunststoff Kinnschutz und einen anderen Verschluss. Vor allem den anderen Verschluss, der seitlich zusammen gedrückt werden muss, habe ich damals sehr geschätzt. Wenn man diese Helme genauer anschaut, bemerkt man eine glattere Kontur der Helmschale. Im Detail könnt Ihr das in der sehr unterhaltsamen Bundeswehr Serie "Die Springer", bei min 5:14 sehen.
Das Luftstrumregiment der NVA verfügte über einen sehr guten und hochwertigen Stahlhelm (links im Bild). Praktische Erfahrung mit dem Helm habe ich nicht, aber er ist der hochwertigste Stahlhelm den ich je in der Hand hatte. Produziert wurden diese Helme übrigens in Polen. Das Politbüro gab für seine Vorzeigetruppe gerne Geld aus und erhoffte sich von diesen auch Linientreue. Im Jahr 1989 wurden sie alarmiert und nach Leipzig verlegt. Sie hätten dort die aufbegehrenden Bürger niederkämpfen sollen. Um die Fallschirmjäger dazu zu motivieren, gegen das eigene Volk zu kämpfen, wurden ihnen Lügen erzählt (Dokumentation dazu). Der Befehl dazu wurden zum Glück dann doch nicht gegeben.
(Und weitere Helme die nix taugen)
Im 2. Weltkrieg begann die Nutzung von Nylon und Doron in Flakwesten. Dass Helme aus modernen Kompositwerkstoffen verwendet wurden, begann aber erst etwa in den 70er Jahren, z.B. mit dem israelischen Orlite 76 Helm aus glasfaserverstärktem Kunststoff. Und 1986 führte England den MK6 Helm ein, der ballistisches Nylon verbaut hat. Nylon funktioniert in Schutzwesten eigentlich schon, man benötigt aber so viel Material davon, dass ein Helm daraus wenig Sinn macht. Beide Helme sind bekannt dafür, dass sie selbst schwache Pistolengeschosse kaum aufhalten können (Video, Video) und so wurden sie bald von anderen Varianten ersetzt. Das Foto links habe ich im Imperial War Museum in London gemacht und es zeigt den "Darth Vader Helm" von Saddams Fedayeen Truppen. Den Helm habe ich schon an anderer Stelle auf meinem Blog gezeigt, weil er ein gutes Beispiel für Angeberei ist. Soweit ich es recherchieren konnte, ist er lediglich aus Glasfaser und bietet praktisch keinen ballistischen Schutz (Video). Jeder alte Stahlhelm würde mehr Sinn machen.
Es gibt noch sehr viele andere Helme, die ebenfalls keinen ballistischen Schutz bieten. Es gibt Feuerwehrhelme, Zivilschutzhelme, Demohelme usw. Als Material dafür wird Duroplast, GFK, Aluminium usw. verwendet. Sie sind leicht und bieten einen Schutz vor Schlägen und Trümmern, aber eben nicht vor Geschossen und kaum vor Splittern. Selbst eine Zwille kann solche Helme schon an die Belastungsgrenze bringen. Von vielen ausländischen Polizeibehörden werden daher nur Kevlarhelme beschafft, die auch bei Ausschreitungen eingesetzt werden.
(Foto: Ausrüstung für den "unfriedlichen Ordnungsdienst" der Kantonspolizei Luzern mit unterschiedlichen Reizstoffwerfern)
Eine Anleitung zum MK6 Helm kann man hier runterladen: http://www.gostak.co.uk/composites/uk/
Ich kann jedem, der sich über ein spezielles Helm Modell informieren möchte, sehr diese Datenbank empfehlen: http://www.gostak.co.uk/composites/index.htm
Die MK6A sind schwarz lackiert und haben, soweit ich es recherchieren konnte, Kevlar verarbeitet, dazu gibt es aber widersprüchliche Angaben.
Ein MK6 in der Größe L wiegt 1,45kg.
Ein MK6A in der Größe L wiegt 1,63kg.
Einen kleinen Beschusstest von mir, vom MK6 Helm, findet Ihr HIER.
Kevlar und Titanhelme schützen gegen Kurzwaffengeschosse recht ähnlich. Titan ist aber gegen Geschosse besser, weil es auch in den Randbereichen gut schützt und vor allem, weil der Traumawert bei Titanhelmen geringer ist. Das ist die Tiefe, mit der ein Helm bei einem Treffer, auf der Innenseite eingedrückt wird. Dazu kommen auch noch die wesentlich höheren Kosten von Titanhelmen. Für Streitkräfte sind Titanhelme als Standartausrüstung zu teuer. Titanhelme sind unterm Strich immer sinnvoller und besser als Kevlarhelme. Titanhelme haben sich daher nur bei Spezialeinheiten und der Polizei durchgesetzt, weil die Polizei wesentlich kleinere Stückzahlen benötigt. Ein Vorteil der Titanhelme wird auch die Langlebigkeit des Materials sein. Einige dieser Helme sind sogenannte "Titan-Hybrid" Helme, die aus einer Kombination aus Titan und Kevlargewebe bestehen.
Der Polizeischutzhelm "PSH-77" von TiG. Er besteht aus 3mm dickem Titan und war der Wegbereiter aller modernen ballistischen Titanhelme. Heute heißt die Firma Garant Sicherheitstechnik. Er war z.B. auch der Standarthelm der GSG9. Ich hatte hier bisher stehen, dass der PSH-77 aus einer Kombination aus Titan und Aramid besteht, das ist nach meiner neuesten Recherche aber nicht bei allen Versionen so gewesen.
(Foto: Der Tactical-Dad mit einem alten TIG Titanhelm ohne montiertes Visier).
Da die russischen Spezialkräfte ein großes Interesse an diesen Helmen hatten, wurden einige davon für die Speznas in Afghanistan gekauft und später als "Altyn" Helm selber produziert. Das ist der sehr bekannte Helm, mit dem schmalen Glasvisier. Sollte jemand auf die Idee kommen, sich so einen Helm gebraucht kaufen zu wollen, muss man wissen, dass viele sehr gute Repliken davon auf dem Markt sind, die aus billigem Eisen oder Stahl hergestellt sind und keinen Schutz bieten (Magnettest).
Die letzte Generation von ballistischen polizeilichen Helmen markiert vor allem der AM95 von Ulbrichts Witwe. Er wurde bei sehr vielen deutschen SEKs beschafft, besteht aus Titan und verfügt über einen Anschluss für die Funkverbindung.
Ulbrichts Zenturio ZSO Titanhelm wurde bekannt, nach dem er von einem Innenminister bei einer Pressekonferenz vorgestellt wurde. Wegen seiner breiten Form zog die Presse schnell Vergleiche zu "Lord Helmchen" aus Spaceballs. Aber das darf nicht davon ablenken, dass er bereits mindestens einem Polizisten das Leben gerettet hat und dass der Hersteller sich etwas bei dem Entwurf gedacht hat.
Er ermöglicht mit seiner breiten Kalotte z.B. die Benutzung von Funk-Handgeräten. Die Landespolizei Baden-Württemberg verfügt leider über viel Erfahrung mit "active shooter" Situationen und war bei der Beschaffung derartiger Schutzausrüstung Vorreiter. Man muss aber sagen, dass sich die breite Form des Zentrurio ZSO Helms nicht wirklich bewährt hat. Heute sind Titanhelme in Deutschland fast schon zum Standard für Streifenpolizisten geworden. Einige Behörden sind in dieser Beziehung jedoch immer noch sehr nachlässig und scheuen sich, Geld für angemessene Ausrüstung auszugeben.
Der Ulbrichts "Hoplit" Titanhelm ist aktuell einer der Besten am Markt. Er ist eine Weiterentwicklung des Zenturio ZSO. Er hat die raue Oberfläche, weil Titanhelme bei einem Treffer einen "Glockeneffekt" haben und es diesen mindern soll. An dem schwarzen Rad hinten (rechts im Bild) kann die Größe schnell und einfach eingestellt werden. Er eignet sich daher vor allem für "Poollösungen", wo die Einsatzkräfte in adhoc Lagen Helme aus diesem Pool verwenden. Wenn Helme persönlich zugewiesen werden, sind Helme ohne das außen liegende Verstellrad sinnvoller.
HIER könnt Ihr ein interessantes Video von einem Beschussversuch der neuesten Ulbrichts Helme bei einem Langwaffenbeschuss sehen. Wenn man dieses Ergebnis mit dem Beschuss eines Kevlarhelmes mit Kurzwaffen vergleicht, ist das Ergebnis sehr beeindruckend (Etwas nervig ist in dem Video nur die mehrfache Aussage, dass mit einem Kalaschnikow Sturmgewehr geschossen wurde. Es war aber ein tschechisches VZ58 Gewehr, das mit einer AK überhaupt nichts gemein hat, außer dem Kaliber).
Gewöhnliche alte Stahlhelme können zwar auch Kurzwaffengeschosse stoppen, sie sind aber nicht dafür gemacht und sie schaffen es auch nicht immer. Es erscheint so, dass z.B. das Tokarev Kaliber 7,62X25mm die alten Stahlhelme an die Grenze bringt (Video, Video, Video). Ich selber habe bisher leider noch keine Beschussversuche mit Stahlhelmen durchgeführt. Als sie noch üblich waren, sollten Soldaten hauptsächlich vor Splittern auf dem Gefechtsfeld geschützt werden. Aber jetzt, wo asymmetrische Konflikte zur Regel werden, wird ein Schutz vor Geschossen immer wichtiger. Ein wichtiger Nachteil von Stahlhelme ist , dass sie mehr Querschläger produzieren. Kevlarhelme haben bessere Chancen die Geschosse zu fangen, was andere Einsatzkräfte schützt.
Aktuell wird der Stahlhelm wieder entdeckt, als günstigere Alternative zu Titanhelmen. Das kommt vor allem daher, dass es heute wesentlich bessere Stahllegierungen gibt. Ein gutes Beispiel dafür ist der "Militia" Stahlhelm. Er hat eine Schutzwirkung die über SK1 hinaus geht und kostet etwa 300 Dollar. Wenn Ihr sehen möchtet, was dieser VPAM3 Stahlhelm, im Vergleich zu einem 1000 Dollar Kevlarhelm leistet, solltet Ihr dieses Video anschauen. Ich bezweifele sehr, dass irgend wer, nach dem Anschauen dieses Videos, noch viel Geld für einen Kevlarhelm ausgehen will. Dieser Helm ist z.B. auch in der Lage die FN 5,7mm Munition zu stoppen, was kaum ein normaler Kevlarhelm schafft. Weitere Vorteile sind die viel geringeren Taumawerte, gegenüber Komposithelmen und die vorhandene Schutzwirkung an den Rändern. Sein Schutz geht über die Klasse VPAM3 drüber und er wiegt etwa 1,2kg. Die Lebensdauer der Stahlhelme ist natürlich auch wesentlich länger, wie bei Komposithelmen.
Anderer Stahlhelme kommen z.B. auch von Bulletblocker oder der Welp-Group. Der H6 Pro von der Welp-Group ist sogar mit der Klasse VPAM6 gegen Langwaffenbeschuss zertifiziert, eine Gewichtsangabe findet man aber nirgends (Video).
Nachtrag von 03/2021:
Aus China bekommt man moderne Stahlhelme der Klasse NIJ-IIIA bereits für 60 Euro. Diese wiegen etwa 1,8kg und sind damit etwas schwerer, als andere Helme. Das Foto links stammt von einem Leser. Er hat sich den TagArmour Stahlhelm der Klasse NIJ IIIA HIER bestellt und ist durchaus zufrieden damit. Das Futter wirkt etwas billig und riecht nach Chemikalien, aber er scheint brauchbar. Wichtig zu wissen ist bei diesen Helmen aus China, dass die Schrauben meist nicht die Klassifizierung der jeweiligen Schutzklasse haben.
Ich hatte hier bisher einen Link zu einem chinesischen Helm von "Militech". Ich hatte hier ausdrücklich stehen, dass ich mit diesen Helmen keine eigenen Erfahrungen habe. Mehrere Leser haben sich in der Zwischenzeit den Stahlhelm von Militech gekauft und kein einziger war zufrieden damit, obwohl er nur 50 Euro gekostet hat. Ich habe daher den Link gelöscht. Danke an alle meine Leser für das Teilen eurer Erfahrungen :-)
Mit allen diesen modernen Stahlhelmen habe ich noch keine eigenen Erfahrung, aber sie sind durch ihre geringen Taumawerte vermutlich wesentlich besser als Komposithelme. Ihr geringer Preis macht sie auch für private Anschaffungen interessanter, als andere Schutzhelme. Wenn man bedenkt, wie kurz es die modernen Stahlhelme erst auf dem Markt gibt, glaube ich, dass die Stahlhelme den Markt schnell zurück erobern werden.
Nachtrag von 12/2021:
Ich hatte hier früher auch etwas über den Neosteel Helm von Diamondage stehen. Mit dem Firmeninhaber hatte ich mehrfach Kontakt. Keine seiner Informationen konnte meinen Prüfungen standhalten und es waren alles Lügen und Übertreibungen. Ihn selber muss ich sogar als Betrüger bezeichnen. Er wollte mir einen der Helme für den Blog schenken, ich bestand wie immer auf eine Bezahlung. Er behielt einfach mein Geld und schickte mir den Helm nicht (trotz etwa 6 Erinnerungen). Kommt also besser nicht auf die Idee, einen Helm von Diamondage kaufen zu wollen.
Bei den Schutzwesten bin ich bereits darauf eingegangen, dass für private Anschaffungen großflächigere SK1 Schutzwesten meist sinnvoller sind, als SK4 Plattenträger. Bei den Helmen ist es so, dass aktuell viele aus China günstige "High-Cut" Helme kaufen. Diese decken aber nur den minimalen Bereich des Kopfes ab. Man findet sie und ihr Aussehen halt "cool". Das ist ja auch völlig in Ordnung, aber man sollte sich immer vor Augen führen, dass die normalen Militär- und Polizeihelme aus gutem Grund über die Ohren gehen. Und ob man die vielen Montagemöglichkeiten der modernen Helme wirklich braucht? Für die meisten Soldaten ist auch ein Helmbezug mit der Möglichkeit Tarnmaterial zu befestigen wichtiger, als Montageschienen. Ich selber halte für einfache Anwendungen nur eine Helmlampe für wichtig. Dafür werden meist einfache Strinlampen verwendet, deren Stirnband mit Panzerband am Helm festgeklebt wird.