-Aktuelle Entwicklungen
-Ballistische Platten / Plate Carrier
-Beschussversuch von ballistischen Platten
-Bundeswehr Splitterschutzwesten
-Beschussversuch von Splitterschutzwesten
-Ein ballistisches Schild selber machen?
-Kugelsicherer Rucksack / Schreibkladde
-Faltbares ballistisches Schild (low budget)
-US Army "Protective Under Garment" - Eine kugelsichere Unterhose?
Foto: Aktuell von den Bundeswehrpiloten verwendete Kombination aus SK4 Schutzweste, Survivalweste und Schwimmweste.
Die Polizeibehörden haben eine Zeit lang ballistische Decken beschafft um Personen aus einem Gefahrengebiet zu evakuieren. Diese Decken waren eine völlige Fehlbeschaffung und werden fast nirgends mehr vorgehalten. Einige Behörden (aber leider wirklich noch nicht alle) sind dazu übergegangen sie durch viel sinnvollere Schilder zu ersetzen.
Es wurden viele Polizisten durch seitliche Schüsse auf die Schultern verletzt und getötet. Daher hat sich der sehr gut schützende, aber furchtbar aussehende, Überwurf von Bonowi bei den Behörden durchgesetzt. Dieser ist weniger für den Objektschutz, Kontrollstellen usw. gedacht, sondern für das was in den USA "active shooter scenario" genannt wird. Also zum Intervenieren bei Amok- oder Terrorlagen. So gut er schützt, schränkt er aber natürlich auch die Bewegungsfreiheit ein und erschwert das Schießen mit Langwaffen.
Quelle des Bildes oben :https://d.facebook.com/BR24/photos/a.208051235335.171746.208046455335/10155179728415336/?type=3&__tn__=EHH-R
Quelle des Bildes unten: https://www.youtube.com/watch?v=MbTaDO1sM0M
Einige Landespolizeien haben ballistische Schilder beschafft, aber leider noch nicht alle. In dem Video links ist die Ausbildung von Polizeianwärtern in Schleswig-Holstein zu sehen.
Quelle des Bildes: https://polizistmensch.de/2017/07/nach-schiesserei-in-konstanz-angeschossener-polizist-ueberlebte-nur-dank-titanhelm/
Ein Bild das sich bei vielen Polizisten eingeprägt hat. Dieser Helm schützte einen Beamten beim Amoklauf in Konstanz vor einem .223 Geschoss. Er stoppte das Geschoss aber nur, weil es bereits vor dem Einschlag Energie durch "Hindernisse" verloren hat.
Es werden teilweise auch Helme beschafft die auf der Vorderseite eine Zusatzplatte gegen Langwaffengeschosse haben (so etwas gab es übrigens schon 1918 mit dem "Gaede Helm" und dem "Stirnpanzer" (Video, Video). Wenn ihr bei dem Bild genau hinschaut seht Ihr zusätzlich auch noch einen ballistischen Gesichtsschutz, der unter dem Visier hoch geht. Der Hier abgebildete Helm wurde von der Polizei NRW beschafft und wiegt 3,3kg, also das doppelte eines BW Gefechtshelmes. Das bringt auch viele Nachteile mit sich. Es ist sehr lobenswert wenn so viel Geld für hochwertige Ausrüstung ausgegeben wird, aber man muss auch immer die Nachteile im Blick behalten. Mit so einem Helm wird das Schießen mit MP und Gewehr sehr erschwert und ein Sprung von einer Mauer kann einem untrainierten Genick sehr zusetzen. Diese Helme sind, wie auch der Bonowi Überwurf, dazu gedacht sie nur sehr kurz zum Zugriff zu tragen.
Quelle: https://polizei.nrw/artikel/ballistischer-schutzhelm-mehr-sicherheit-bei-gefaehrlichen-einsaetzen
Ballistische Platten werden in Plate Carriern oder schweren Schutzwesten verwendet und sie schützen meist vor Langwaffen (SK3 und SK4). Sie werden üblicherweise aus spezieller Karamik hergestellt. Eine günstigere Alternative sind Stahlplatten. Stahlplatten haben aber zwei wesentliche Nachteile. Wenn ein Geschoss senkrecht auftrifft, werden Splitter vom Geschoss seitlich abgeleitet, diese können schnell die eigenen Arme, oder das Gesicht, verletzten. Und wenn das Geschoss schräg auftrifft, prallt es ab und kann schnell eigene Freunde verletzen.
Es gibt auch leichte und günstige Platten aus PE Kunststoff, diese haben oft aber nur die SK1 (teilweise aber auch SK3 und SK4). Auch aus verpresstem Kevlargewebe gibt es Platten, die ich Euch weiter unten zeige, bei den Rucksäcken. Davon abgesehen gibt es diverse spezielle Materialmischungen, auf die ich nicht näher eingehen will.
Meine Oberkörperplatten wurden 2002 hergestellt und haben die US Schutzklasse "NIJ-III". Das entspricht etwa unserer deutschen SK3 und schützt vor Langwaffen, aber nicht vor Hartkerngeschossen. Sie sind "stand-alone" Platten und können ohne zusätzliche Weichballistik verwendet werden. Sie wurde früher beim US Militär verwendet.
Hier seht ihr rechts eine meiner SK3 Platten aus Keramik und links eine der SK1 Secotec Kevlarplatten, die ich für meine Rucksäcke verwende.
Die Bundeswehr hat Anfang der 90er Jahre in großem Umfang Splitterschutzwesten beschafft. Als jedoch die ersten Auslandseinsätze los gingen, war dieser Schutz schon nicht mehr ausreichend und es wurden die bekannten "Bristol Westen" von Meggitt Composites beschafft. Das links ist das Typenschild von einer solchen Keramikplatte. Die gesamte Weste wogen über 15 kg und bot in den Bereichen der Platten einen guten Schutz vor Langwaffenbeschuss. An den Randbereichen hatten sie nur SK1.
Bedenkt bei den Bristol Platten, dass sie nur mit zusätzlicher Weichballistik funktionieren. Die danach beschaffte "Schutzweste Standart" wog nur noch etwa 10kg, bei einer sehr ähnlichen Schutzleistung. Mit eingelegtem Stichschutz wiegt die Weste etwa 12kg. (Video, Video). Ich selber habe die Bristol Weste früher benutzt. Wenn ich als MG Schütze eingeteilt war, merkte ich, dass hohe Gewicht von diesen beiden Ausrüstungsgegenständen (zusammen etwa 30kg) deutlich und war in meiner Handlungsfähigkeit entsprechend eingeschränkt. Vielleicht habt Ihr schon mal bei Aufnahmen von Spezialeinheiten gesehen, dass diese in seltenen Situationen nicht in Deckung gehen, sondern den Feuerkampf im stehen führen. Das wird vor allem bei Fernspähoperationen gemacht, wenn die Ausrüstung so schwer ist, dass ein schneller Stellungswechsel sonst gar nicht möglich wäre.
Stahlkernmunition des Kalibers 7,63x39mm ist die relevanteste und größte Gefahr für Einsatzkräfte. Die Funken die man in diesem Video beim Terroranschlag in Wien (min. 01:38) über das Straßenpflaster fliegen sieht, stammen von derartiger Hartkernmunition. Um diese Geschosse zu stoppen benötigt man einen Schutz der Klasse SK4. Hier links seht Ihr eine entsprechende Platte der schweizer Armee. Zur Zertifizierung werden drei Schuss zentral auf der Platte verteilt, die gehalten werden müssen.
Für viele sind sie ein wichtiges Einsatzmittel und eine zentrale Plattform. Plate Carrier werden auch gerne privat gekauft, weil sie unterm Strich oft günstiger sind, als komplette SK4 Westen. Einen privat gekaufte Plate Carrier kann man auch erst mal mit günstigen SK1 PE- oder SK4 Stahlplatten bestücken, bis man günstige Keramikplatten gefunden hat. Eine richtige SK4 Westen kostet komplett wirklich einiges mehr und in meinem Umfeld hat kaum jemand eine davon privat gekauft. Der Vorteil richtiger SK4 Westen ist, dass sie idR. auch den Hals, die Oberarme und den Unterleib schützen. Ich selber besitze nur einen ganz billigen von Mil-Tec. Er ist qualitativ mittelmäßig, war für mich aber immer ausreichend. Aus dem einfachen Grund, dass ich ihn eh nie benutzt habe. Ein Soldat im Einsatz trägt seine schwere Schutzweste jeden Tag und ist auf eine gute Qualität angewiesen. Wenn man aber nur etwas für den Notfall haben will, tut es auch was billiges. Mein Mil-Tec Carrier hat aber das Problem, das alle haben. Er schützt nur sehr kleine Bereiche des Körpers und ist nur für sehr wenige Extremsituationen sinnvoll. Manche Einsatzkräfte schätzen jedoch die Beweglichkeit beim Tragen eines Plate Carriers, im Vergleich zu einer kompletten schweren Schutzweste. Darüber muss man sich halt seine Gedanken machen und eine Entscheidung treffen.
Ich habe ja schon ein Bisschen was über Plate Carrier geschrieben. Für viele Verwendungen halte ich sie für wenig geeignet. Ich selber trage sie fast nie, weil einfache Klasse 1 Kevlarwesten meist wesentlich sinnvoller sind. Beachtet bei dieser Gelegenheit bitte auch meine Berichte über Stichschutz, über Schnittschutzkleidung Einsatzhandschuhe und ballistische Helme.
Da mein alter Plattenträger von Mil-Tec wirklich schlecht und unbequem war, habe ich ihn zum Basteln verwendet und meinen Helikon Tex Downtown Rucksack damit aufgerüstet. Da ich Keramikplatten besitze und doch auch für Notfälle einen Plattenträger haben will, machte ich mich auf die Suche. Kurzzeitig hatte ich überlegt Geld für was richtig Tolles auszugeben, aber dann fand ich den oben rechts im Bild. Er war leicht gebraucht und kostete mich 20 Euro.
Viel zu erzählen gibt es über dieses neue Modell der günstigen Marke Mil-Tec eigentlich nicht. Er hat die üblichen Funktionen. Lästig ist für mich nur, dass er den Klettverschluss auf der Vorderseite hat. Mich nervt es schon, wenn ich zum Anlegen immer die halbe Vorderseite vom Klett weg ziehen und anheben muss. Aber er funktioniert und trägt sich erheblich angenehmer, als das Vorgängermodell. Ich habe ihn derzeit, mit leichten Klasse 1 Kevlarplatten bestückt, im Kofferraum meiner taktischen Familienkutsche liegen.
Warum schreibe ich hier dann überhaupt etwas, wenn ich Ihn Euch gar nicht im Detail vorstellen will? Ich will Euch hier sagen, was ich mir kaufen würde, wenn ich Geld übrig hätte. Und wäre ich nicht zufällig über das Angebot für 20 Euro gestoßen, hätte ich vielleicht ein paar Hunderter in die Hand genommen. Es ist der Agilite K19 Platenträger, zusammen mit dem AMAP III Assault Pack. Der K19 ist ein Plattenträger, wie es sie von vielen Firmen gibt. Aber er ist sehr hochwertig und stabil. Und zweifellos haben die Designer sehr viel praktische Erfahrung im Einsatz. Wirklich interessant wird der Plate Carrier aber zusammen mit dem Assault Pack. Das ist ein kleiner Rucksack, den man auch ohne Schultergurte an dem Plattenträger befestigen kann. Ich selber bin derzeit sehr froh über meinen unauffälligen Downtown Rucksack. Aber wenn ich mir jetzt einen neuen Rucksack kaufen würde, der außen "taktisch" aussieht, wäre es ziemlich sicher der AMAP III. Denn jeder der wirklich schon Einsätze bestritten hat weiß, wie lästig es ist Rucksackgurte zusätzlich über eine Schutzweste zu ziehen.
Tipp: Befestige dir einen kleinen Karabiner und einen großen aus Kunststoff am Plattenträger. So kann man schnell und einfach Dinge daran befestigen (z.B. Autoschlüssel, Handschuhe, IFAK usw.).
Tipp: Ein zusätzliches Holster am Plattenträger ermöglicht, je nach den eigenen Arbeitsumständen, eine Pistole zu tragen wenn man keinen Einsatzgürtel trägt. Z.B. wenn man ihn im Zivileinsatz schnell überwirft, oder aus einer Observation raus einen Zugriff macht. Oder auch für die Heimverteidigung, kann man so alles mir einem Griff verfügbar am Körper haben. Je nach Waffe, Ladezustand und Auftrag, ist es sogar möglich die Pistole einfach in eine AR-15 Magazintasche zu stecken.
Tipp: Pack dir die Magazintaschen nicht voll, sondern nutze deren Platz für sinnvolleres. Meist werden die vielen Ersatzmagazine für ein Gewehr überhaupt nicht notwendig sein, andere Ausrüstung aber schon.
Auch wenn man nur einen ganz einfachen Plattenträger haben will, sollte man immer darauf achten, dass er wenigstens etwas innen gepolstert ist. Sobald man ihn ein paar Stunden tragen muss, wird man dafür dankbar sein.
Bei vielen Plate Carriern muss das Bauchteil hoch geklappt werden, um ihn an- und abzulegen. Das ist ziemlich aufwendig und mit dem vielen Klett auch laut und teilweise anstrengend. Beim Kauf kann man darauf achten, dass man gleich einen nimmt mit Kunststoffverschlüssen an den Seiten.
Das hier war mal ein Beschussversuch den ich gemacht habe. Das ist eine Bristol SK4 Platte der Bundeswehr. Die hat ihre Schutzwirkung nur, wenn sie vor einer SK1 Weste getragen wird. Ich hatte den ersten Test ohne eine zusätzliche Weste gemacht, also etwas, für das sie nicht ausgelegt ist. Die 9mm und eine .44 Mag aus einem Unterhebelrepetierer (ganz unten) wurden gehalten. Der Schuss in der Mitte war eine .308 Vollmantel-Weichkern aus 100m, der ging glatt durch. Das Rosafarbene, was man in einem Loch sieht, ist der Keramikteil der Platte. Beim Einschlag löst sich das Geschoss in der Keramik auf und Teile davon, und von der Keramik, fliegen ca. 2 Meter weit raus in Richtung des Schützen und haben ein relevantes Verletzungspotential, falls jemand in der Nähe steht.
Ich habe den zweiten Test gemacht mit dieser baugleichen Platte, die vor einer Splitterschutzweste montiert war, gemacht. Wobei man bedenken muss, dass eine Splitterschutzweste etwa nur halb so dick ist, wie die Weichballistik einer richtigen SK4 Weste. Der Aufbau hat alles gem. SK3 aufgehalten. Ein Schuss habe ich mit .223 Remington und einen mit .308 Winchester gemacht. Beides waren Vollmantel Weichkern Geschosse aus 100m Entfernung. Welches der beiden Löcher, von welchem Kaliber verursacht wurde, weiß ich ehrlich gesagt nicht mehr. Die Vorgabe der SK4 konnte ich nicht testen, da ich keine Hartkernmunition zum testen hatte (die ist verboten). Aber ich habe keine Zweifel, dass auch diese etwas älteren Westen immer noch zuverlässig sind.
Lange war es ein Geheimtipp zur privaten Krisenvorsorge, dass man sich zwei gebrauchte Splitterschutzwesten kauft und in die eine Westenhülle beide ballistischen Pakete einlegt. Eine normale SK1 Schutzweste, wie sie die Polizei meist verwendet, hat 32-34 Lagen Kevlargewebe und die ballistische Einlage ist etwa 5-9mm dick. Die Bundeswehr Splitterschutzwesten haben 12-14 Lagen Kevlargewebe und die Einlagen sind etwa 3-4mm dick. Alleine die 12 Lagen stoppen meist (aber nicht immer!) eine normales 9mm Para Vollmantelgeschoss aus einer Kurzwaffe. Der Schutz von doppelten Einlagen ist daher also offensichtlich recht brauchbar. Das ist keine tiefe Wissenschaft, die Leistung eines ballistischen Paketes aus Kevlar hängt von viel mehr ab, als der Anzahl der Lagen. Es spielt dabei die Dichte des Materials, die Webart, das Alter, die bisherige Belastung der Fasern usw. eine große Rolle. Gemacht und gedacht sind die Splitterschutzwesten für sogenannte STANAG 2920 Normsplitter, die 1,1g wiegen und mit 450 m/s fliegen.
Derzeit ist es etwas schwieriger geworden komplette Westen der Bundeswehr zu bekommen und die Preise dafür sind auch gestiegen. Für zwei Splitterschutzweste muss man etwa 180 Euro bezahlen. Eine gebrauchte SK1 Unterziehweste der Polizei bekommt man für den selben Preis. Die SK1 Weste ist geprüft und zertifiziert. Und sie eignet sich auch zum verdeckten Tragen. Eine Splitterschutzweste schützt dafür wesentlich größere Bereiche des Körpers, inkl. den Schultern und dem Hals. Für wen was davon sinnvoller ist, muss jeder selber wissen.
Vor einigen Jahren habe ich mal ein paar Beschussversuche mit Splitterschutzwesten gemacht. Das habe ich vor allem aus dem Grund gemacht, weil viele Mythen und viel Halbwissen dazu rum geistert. Bedenkt bei den Fotos aber, dass ich das vor dem Jahr Jahr 2010 gemacht habe. Wenn damals eine Einlage aus dem Jahr 1994 gehalten hat, würde sie es im Jahr 2021 vielleicht nicht mehr schaffen. Ich habe damals ausschließlich mit einer Pistole und 9mm Para Vollmantelmunition darauf geschossen. Ich habe noch mehr Einlagen beschossen, als die hier gezeigten. Das nicht sehr wissenschaftliche Ergebnis war, dass die Kugeln meist gehalten wurden (vielleicht etwa 70-80%).
Das hier war ein Beschussversuch mit einer 9x19 Pistole. Bei beiden Schulterteilen der Splitterschutzweste wurde das Geschoss gehalten. Bei dem Zweiten von 1988 ist die Rückseite aufgerissen, hat aber auch gehalten.
Diese Splitterschutz Einlage von 1988 ist ein gutes Beispiel, was altes Schutzwesten oft noch leisten. Sie war beim Beschuss über 22 Jahre alt und weniger als halb so dick, wie eine SK1 Weste. Dennoch stoppte sie einen Treffer aus der 9mm Para Pistole. HIER ist ein interessantes Video von Paul Harrel dazu. Seine US Splitterschutzweste stoppe ebenfalls einige Treffer aus Kurzwaffen. HIER und HIER sind Videos wo Bundeswehr Westen beschossen wird.
Bei dem Foto oben, auf der rechten Seite, erkennt man sogar das Geschoss noch im Kevlargewebe stecken. Es hätte die Einlage fast durchschlagen. Links seht Ihr genau dieses Geschoss, nach dem ich es aus der Einlage enfernt habe. Diese Einlage erscheint mit wesentlich schlechter, als alle anderen, die ich bereits beschossen habe.
HIER hab ich einen Test gemacht und mit dem Luftgewehr auf Kevlareinlagen geschossen.
Ich wollte schon seit längerem ein ballistisches Schild selber machen. Die Idee entstand, weil die meisten Polizeibehörden der Bedarf an solchen Schildern immer noch nicht erkannt haben. Die "echten" sind aus normalen Kevlarmatten wie sie auch in Schutzwesten sind. Die Stoffbahnen werden mit einem Kunststoff vergossen und in Form gepresst. Genau so wie beim Bundeswehr Gefechtshelm. Ich habe aus alten Splitterschutzwesten die Kragen und Schulterstücke geöffnet und einzeln zu einer etwa A4 großen Fläche überlappend zusammen gelegt, bis es etwa 34 Lagen waren. Das entspricht etwa der deuschen SK1. Das ganze hab ich bei jeder Schicht mit flüssigem Gummi verklebt. Und das hier war das Ergebnis:
Ich hab dann einen Schuss mit der 7,65mm Browning und einen mit der 9x19 drauf geschossen. Beide wurden problemlos gehalten. Die Platte hatte sogar kaum eine Verformung. Durch das verkleben war
sie wesentlich stabiler, wie es das lose Gewebe alleine wäre. Die Platte hätte noch viel mehr und stärkere Treffer ausgehalten. Aber das Ganze entsprach nicht wirklich meinen Vorstellungen. Es
sieht einfach mies aus. Ich hab für das kleine Stück massenhaft von dem flüssigen Gummi verbraucht und der ist ziemlich teuer. Alternativ hatte ich mir noch billigen Baumarkt Silikon überlegt,
aber da sind einige Lösungsmittel drin die dem Kevlar bestimmt nicht gut tun. Und wenn ich ein Schild draus machen will muss ich auch noch einen Griff dran befestigen. Aber jede Schraube die ich
da rein montiere bildet eine Schwachstelle.
Ich hatte auch überlegt ob ich das ganze auf ein Polizei-Demoschild klebe, aber wenn eine Kugel vorne drauf fliegt, drückt die alles etwas nach hinten und der Kunststoff vom Schild würde hinten
als Splitter in meine Richtung fliegen. Man müsste also die Kevlarmatten hinter den Kunststoff vom Schild montieren. Aber auch dann würde das alles mies aussehen, weil überall die Fransen vom
Kevlar raus schauen.
Dann hatte ich noch überlegt ob ich eine Tasche nähen kann in die ich so eine "Platte" rein stecken kann, damit es besser aussieht. Aber auch das wäre nicht so Einfach. Der Vorteil an so einer
Tasche wäre, dass man Stoffgriffe dran nähen kann ohne das Ganze durch Schrauben zu schwächen. Jedenfalls hatte ich die Lust an dem Projekt verloren und es nicht weiter verfolgt.
Und falls Ihr jetzt meint, dass es voll übertrieben ist sein Kind mit ballistischem Schutz zur Schule zu schicken: Ja, da habt Ihr zweifellos Recht. Aber einige meiner Leser wohnen in Schwellenländern und arbeiten für große Konzerne. Da sieht das ganz anders aus. (Danke für Eure Mails vom anderen Ende der Welt :-)
Mehr zum Schutz unserer Kinder findet Ihr HIER.
Wie ich schon weiter oben erzählt habe, trage ich in meiner Freizeit keine Schutzweste. Aber Rucksäcke mit SK1 Platten haben sich für mich bestens bewährt und ich verwende sie schon ein paar Jahre täglich. Ich habe dafür immer Kevlarplatten von Secotec verwendet. Die Firma verkauft sie inzwischen sogar extra für diese Verwendung, mit den Maßen 25x35cm, für 100 Euro / Stück. In den USA gibt es z.B. diese NIJ Level IIIa weichballistik Einlagen. Sie sind ebenfalls speziell für Rücksäcke gemacht und kosten etwa 100 Dollar.
Weil ich schon mehrere Lesermails dazu bekommen habe: Ich selber habe mehrere kleine Platten. Zwei davon habe ich überlappend mit Panzerband so zusammen geklebt, dass eine, für meinen Rucksack passende, Einlage entstanden ist. Mein Helikon Tex Downtown Rucksack hat sogar ein extra Fach für eine ballistische Platte und ein Waffenfach. Einige Hersteller haben auch Rucksäcke im Programm, aus denen sich das Vorderteil einer Schutzweste raus ziehen lässt.
Ich habe vor etwa 20 Jahren eine Schreibkladde in einem Buch aus den USA gesehen die "kugelsicher" war. Das wirkte damals saußmäßig cool auf mich. Von den Secotec Platten habe ich mehrere und eine davon hab ich mir in eine Schreibkladde eingelegt. Es zeigte sich sehr schnell, dass das zwar eine interessante Idee ist, aber absolut keinen Sinn macht. Einsatzkräfte beginnen keine Kontrolle mit der Schreibkladde in der Hand. Aber genau in diesen Moment kommt es meist zu Angriffen. Die Kladde wird erst später benutzt, wenn klar ist was vorliegt, zur Aufnahme des Sachverhaltes.
Nachtrag: Wo mich die Tage ein Fahradfahrer statt mit "Grüß Gott" mit "Haben Sie nichts Besseres zu tun" begrüßt hat. konnte ich das auch noch abkreuzen. Dumm für ihn war jedoch, dass wir ihn nun genauer kontrollierten und bei ihm Diebesgut im Rucksack fanden, das er kurz zuvor auf einer Baustelle gestohlen hatte.
Um mein Helikon-Tex Downtown Rucksack auch als verdeckt zu tragende Schutzwesten verwenden zu können, habe ich meinen alten Plattenträger zerlegt. Seit dem habe ich die Idee, mir aus den Teilen ein zusammenklappbares ballistisches Schild zu bauen. Die Weste selber kostet etwa nur 50 Euro und die beiden ballistischen Secotec Platten haben mich etwa 100 Euro gekostet. Bedenkt aber, dass deren Preis stark angestiegen ist. Das ehemalige Vorderteil der Weste kann ich jetzt, so wie es ist, weiterhin mit dem Rucksack verbinden.
Alternativ kann ich es als Unterteil meines neuen Schildes verwenden. Das Vorder- und das Hinterteil der Weste habe ich mit Klettstreifen so verbunden, dass sie etwas überlappend untereinander hängen. Zusammenfalten kann ich es nur so, dass die Molleschlaufen aufeinander liegen. Zusammengeklappt hat meine Konstruktion etwa 45x32cm (Foto links). Ausgeklappt ist das Schild etwa so groß wie mein chinesisches Armschild gegen Messerangriffe, mit 68x32cm. Das ist für ein ballistisches Schild etwas klein, aber es ermöglicht ein so kleines Packmaß, dass man es sogar an einer klassischen Einsatztasche befestigen kann. An den Schlaufen lässt sich alles Mögliche befestigen, wobei vor allem natürlich Taschenlampen und eine Klettkennung Sinn machen. Gerade im Handwerker Bereich findet man viele Lampen mit seitlichen LEDs, die sich dafür gut eignen.
Auf der Rückseite habe ich irgend welche Gurte so angebracht, dass sie als Tragegriff funktionieren. Das klappt besser, als es auf dem Foto vermutlich den Anschein hat. Mit etwas Nadel und Faden kann man das aber recht einfach nach den eigenen Vorstellungen umbauen.
Fazit: Ob ich das Schild wirklich nutzen werden, wird sich im Lauf der nächsten Jahre zeigen. Die Konstruktion erscheint aber wirklich brauchbar. Es kann eine einfache Schutzweste und einen Helm sinnvoll ergänzen. Leider haben viele Behörden immer noch nicht erkannt, wie hilfreich ballistische Schilder für die Intervention bei Gewalttaten sind. Sie vermitteln den Einsatzkräften Sicherheit, was zu einem schnelleren Vordringen beitragen kann.
Die meisten westlichen Soldaten sind in den vielen Kriegsgebieten ja recht gut geschützt. Sie tragen einen Helm und schwere SK4 Schutzwesten (mit Halsschutz, Oberarmschutz, Unterleibsschutz usw.). Nach der Einwirkung von Splittern durch die unterschiedlichen Waffen, oder IEDs, wiesen die Soldaten also häufig Verletzungen des Unterleibs und der Beine auf, weil die Soldaten dort kaum geschützt waren. Von den britischen und US Soldaten wird daher, seit einigen Jahren, ballistische Unterwäsche verwendet. Die britischen Truppen bekommen Seidenunterwäsche, da diese ebenfalls ballistische Eigenschaften hat. Das US Militär hat sich für die "Protective Under Garment" (PUG) zum Splitterschutz entschieden. Im Internet findet man über diese Unterwäsche bisher leider nur wenige Informationen. Ich fand im ganzen Internet keinen Test dieser Unterhose, aber jetzt konnte ich ihn selber durchführen. Der Schritt dieser Unterhosen ist aus einer Lage dicht verwebtem Kevlar. An der Vorderseite der Oberschenkel sind zwei Einschübe für ballistische Pakete. An die Soldaten wird ein Set ausgehändigt, das aus drei Unterhosen und einem Paar Einlagen bestehen.
Nachtrag: Auch die Bundeswehr bekommt bald derartige Unterwäsche.
Da das Kevlargewebe im Schritt recht dünn ist und starken Belastungen unterliegt (Waschen, Reibung usw.), war es klar, dass es nicht viel abhält. Ich habe meinen Test mit etwas recht schwachem begonnen. Mit der Walther LP53 Luftpistole meines Vaters. Die klassischen Diabolos (mit 3 Joule) prallten einfach von meinem Testaufbau ab.
Als nächstes wählte ich die orangenen Scenco Geschosse, mit einem dünnen und harten Metallkern. Sie haben die Eigenschaft sich im Ziel zu teilen, ähnlich wie Treibspiegelgeschosse. Der Kern dringt meist wesentlich weiter ein, als normale Geschosse von Luftdruckwaffen. Mit ihren 0,37g entwickelten sie aus der LP53 464fps, was 3,7 Joule entspricht. Auf dem Bild seht Ihr oben rechts den Schuss in den normalen Stoff. Der Geschosskern hat den Stoff durchschlagen und nur der Mantel steckt im Stoff. Das Geschoss unten wurde vom Kevlargewebe komplett gehalten. Damit ist schon mal klar bewiesen, dass das Kevlargewebe eine gewisse Schutzwirkung hat. Das Geschoss hinterließ keinerlei sichtbare Beschädigungen. Vermutlich hätte es noch einige Joule mehr ausgehalten.
Als nächstes folgte ein Schuss mit .22 Zimmer Munition von Fiocchi, aus einem Gewehr mit recht kurzem Lauf. Das 1,9g schwere Geschoss entwickelte 43 Joule und durchschlug den Schritt der Unterhose.
Der nächste Schuss erfolgte mit .22 subsonic Munition vom Remington. Das Geschoss durchschlug die erste Lage Kevlargewebe und blieb auf der anderen Seite, vor dem ballistischen Paket stecken (Ich hab auf die Rückseite geschossen). Dieser Schuss war für .22er subsonic Munition, mit etwa 50 Joule, sehr schwach. Vermutlich war das ein Munitionsfehler. Weitere Messungen habe ich dann nicht mehr durchgeführt. Der zweite Schuss dieser Munition schien die normale Energie, von etwa 100 Joule, zu entwickeln (Bild unten). Ich schoss damit direkt auf die ballistische Einlage. Das Geschoss drang in die Einlage ein und wurde einwandfrei gehalten. Es zeigt sehr gut, was die Einlagen leisten, denn mehr hielt sie nicht auf.
Das .22lfB standard Geschoss, was ich als nächstes abfeuerte, schlug glatt durch. Ich habe die letzte Patrone, ehrlich gesagt, einfach aus einem Konvolut entnommen. Ich weiß daher überhaupt nicht welche ballistischen Werte sie hat. Es ist aber davon auszugehen, dass es etwa 140 Joule gewesen sind, die zum Durchschlagen der Einlage ausgereicht haben. Die ballistischen Einlagen sind hauptsächlich für den Schutz der Oberschenkelarterie gedacht und sie bestehen aus 9 Lagen Kevlar. Zum Vergleich, eine Splitterschutzweste hat etwa 12-14 Lagen und eine SK1 Weste etwa 32-34 Lagen Kevlargewebe. Wie ich schon weiter oben dargelegt habe, hält eine Splitterschutzweste, grade noch und unzuverlässig, ein 9mm Para Geschoss. Es war daher schon absehbar, dass die ballistischen Einlagen der PUG-Unterhose wesentlich weniger Schutz bieten.
Fazit zur "kugelsicheren Unterhose":
Wenn man bedenkt, dass die PUG-Unterhose und die Einlagen davon gerade mal 2 Jahre alt sind, ist das Ergebnis doch recht enttäuschend. Ich hätte einen deutlich besseren Schutz erwartet, vor allem von den ballistischen Paketen. Es steht außer Zweifel, dass man Splitter und Geschosse nicht direkt miteinander vergleichen kann. Vermutlich macht die PUG-Unterhose zum Splitterschutz für Soldaten schon Sinn, restlos überzeugen kann sie mich jedoch nicht. Aber das ändert nichts daran, dass dieser kleine Test sehr interessant für mich war. Jetzt weiß ich, dass die "kugelsichere Unterhose" gar nicht kugelsicher ist.
Nachtrag von 06/2021:
Weil die Walther LP53 doch etwas schwach war, wollte ich einen weiteren Test vom Kevlargewebe im Schritt der Unterhose machen. Dafür benutzte ich ein klassisches Knicklauf Luftgewehr mit "F" im Fünfeck. Geschossen habe ich mit geriffelten Gamo Diabolos. Das Gewicht der Diabolos belief sich auf 0,5g und die durchschnittliche V0 auf 680 fps (207 m/s).
Das ergibt eine E0 von 10,7 Joule. Geschossen habe ich auf eine Entfernung von ca. einem Meter und die Unterhose habe ich auf einen harten Karton gespannt. Das einfache Kevlargewebe hat alle Diabolos problemlos aufgehalten und es gab keine Beschädigungen am Stoff. Als ich, zum Vergleich, auf den normalen Stoff der Unterhose geschossen habe, schlugen die Diabolos durch beide Lagen durch. Auf dem Foto links seht Ihr die Einschlagstelle des Diabolos mit 10,7 Joule. Der Stoff ist nicht beschädigt, er ist lediglich dunkel verfärbt.
Nachtrag von 08/2022:
Ich konnte es nicht lassen und musste die ballistische Unterhose weiter an ihrer Belastungsgrenze testen. Da ich die letzte Zeit etwas mit Flobert Waffen experimentiert habe, wollte ich das auch an der US-Army Unterhose weiterführen.
Ich begann mit einer 6mm Flobert Rundkugel Patrone aus meiner konvertierten Beretta 950 B. Die Schussentfernung betrug bei allen Schüssen übrigens nur etwa 10cm und ich schoss auf die einlagige Hinterseite der Unterhose, die ich wieder auf einen harten Karton spannte. Die Rundkugel wurde von den letzten Fasern gehalten. Also probierte ich den selben Aufbau mit einer 6mm Spitzkugel aus. Ich versprach mir von der Spitzkugel eine bessere Durchschlagskraft. Aber auch die Spitzkugel wurde gerade noch gehalten. Ich habe für diesen Versuch keine Geschossenergie ermittelt, aus früheren Tests weiß ich aber, dass diese 6mm Flobert Geschosse etwa 20 Joule Mündungsenergie entwickeln (aus einer Kurzwaffe). Vergleicht das bitte mit meinem Test weiter oben. Dort seht Ihr, dass eine 4 Joule Luftpistole ausgereicht hat, um den normalen Stoff neben dem Kevlar zu durchschlagen.
Um die Geschossenergie zu steigern, machte ich mit der .22er Zimmermunition weiter (RWS .22 lang-Z). Da meine konvertierte Beretta diese Munition nicht verschießen kann, wechselte ich zu einer Erma EP 652 (scharfe Version der EGP65 Schreckschusspistole). Die .22 Zimmermunition hat eine kleine Pulverladung und entwickelt aus einer Kurzwaffe etwa 40 Joule (die 6mm Flobert wird dagegen nur vom Zündsatz angetrieben). Und tatsächlich hielt die Unterhose auch dieses Geschoss auf. Damit hatte ich nicht gerechnet. Wenn man dazu noch bedenkt, dass die Unterhose vorne im Schritt eine doppelte Kevlarlage hat, überzeugte sie mich doch noch mehr.
Wenn Dir das alles hier immer noch zu wenig Schutz ist, brauchst Du wohl einen EOD Anzug für Bombenentschärfer. Hast Du gewusst, dass es von Garant einen Ganzkörper Schutzanzug für Antiterrorlagen gibt?