Teil 1:
-Atomwaffen heute
-Grundlagenwissen über Nuklearwaffen
-Schutz vor Atombomben
-Geigerzähler und Dosimeter
-Prüfstrahler zum Testen
-ABC Auswertaustattung
-Abwehr von Biowaffen
-Einsatztaktik für chemische Kampfstoffe
-Abwehr von Chemiewaffen
-Erkennen und spüren von Chemiewaffen
-Der ABC-Alarm
-Private Schutzräume
-Öffentliche Schutzräume
-"Resident Evil" ist nur ein Film...
-Die Bundeswehr ABC-Schutzmasken M62, M65, M65A2
-Maskenfilter
-Kindergasmasken
-Der ABC-Selbsthilfesatz
-ABC-Schutzanzüge
-Sonstiges
-Improvisierter Schutz gegen radioaktive Gefahren
-Verhalten bei einem Kernwaffen Einsatz
-Improvisierte Schutzausrüstung
-Eine improvisierte Gasmaske?
-Der improvisierte Schutzraum
-Man wird auf der Flucht von einer Kernwaffe überrascht
-Die improvisierte Entstrahlung
-Jodtabletten bei einem Reaktorunfall
Ob man ABC-Schutzausrüstung benötigt muss sich jeder selber überlegen. Ich halte die ABC-Abwehr bei der privaten Krisenvorsorge nicht für dermaßen wichtig, um diese ganzen Ausrüstungsgegenstände anzuschaffen, ich finde sie einfach interessant. Ich bin aber sehr wohl der Meinung, dass die ABC-Abwehr von den BOS-Organisationen nicht ausreichend beachtet wird.
Evtl. hat man Industriebetriebe in der Nachbarschaft oder Ähnliches was eine derartige Gefahr verursachen kann. Ich persönlich habe z.B. vor Kernkraftwerken keine Angst. Aber auch ich war schon zwei Mal bei Bränden im privaten Bereich sehr froh, dass ich eine Gasmaske zur Hand hatte. Vermutlich hätte ich sonst bei einem dieser Brände eine schwere Rauchgasvergiftung erlitten (das ein normaler Filter einen nicht vor CO und CO2 schützt muss aber jedem klar sein). Auch in den meisten Streifenwagen sind Gasmasken, weil sie schnell und einfach einen gewissen Schutz vor vielen Gefahren bieten.
Eine eigentlich immer falsch verstandene Tatsache will ich sofort klar stellen. Denn diese ist grundlegend. Im Falle einer Atombombenexplosion ist die Halbwertszeit der radioaktiven Strahlung sehr kurz. Der Fallout ist ein Gemisch aus über 200 unterschiedlichen radioaktiven Elementen. Durch Kernwaffentests wurde bestimmt, wie sich die Gesamtstrahlung daraus abbaut.
Man kann man sich 14 Tage nach der Explosion wieder im betroffenen Gebiet bewegen (Hiroschima wurde schnell wieder besiedelt). Daher sind Zivilschutzbunker fast immer für 14 Tage Aufenthaltsdauer ausgelegt.
Im Falle eines GAUs in einem Kernkraftwerk ist das anders, genau so wie auch bei schmutzigen Bomben. Dort ist die Halbwertseit sehr viel Länger (Tschernobyl ist immer noch Sperrgebiet). In so einem Fall sind Schutzräume nur bedingt sinnvoll, eine Evakuierung ist meist das Mittel der Wahl.
(Foto Links: Uran Brennstäbe)
Als das Kernkraftwerk in Fukushima explodiert ist haben sich viele wieder Gedanken über den Strahlenschutz gemacht. Ich natürlich auch. Als ich gemerkt habe, dass Geigerzähler in großen Mengen gekauft werden habe ich auch sofort zugeschlagen und mir den FAG Kugelfischer SV500 bei ebay gekauft. Ein Händler hatte davon einen großen Posten und man konnte zuschauen wie etwa alle 6h die Preise für diese Geigerzähler massiv angezogen haben. Ich habe mir damals diesen Geigerzähler nicht gekauft weil ich Sorgen vor der Strahlung aus
Japan hatte. Ich habe den Reaktorunfall lediglich als Anstoß genommen mir endlich einen Zähler zu kaufen. Die nächsten Tage behielt ich den Markt weiter im Blick. Es war erschreckend zu sehen, wie schnell der ganze Markt leer gekauft war. Conrad Elektronik hatte mehrere Monate keinen einzigen Geigerzähler mehr verfügbar. Und das obwohl bei uns überhaupt keine Gesundheitsgefahr bestand. So gut unser Versorgungssystem ist, es ist auch in vielen Punkten sehr anfällig.
Foto: Kontrollraum eines Minuteman-III Raketensilos. Quelle: https://spacenews.com/kratos-bechtel-join-northrop-grummans-bid-to-develop-future-icbm-for-u-s-air-force/
Theoretisch gibt es unzählige Möglichkeiten zum Einsatz von Atomwaffen. Im kalten Krieg wurde vieles ausprobiert und gebaut. Atomwaffen gab es in Artilleriegranaten, Minen, bis hin zur panzerfaustähnlichen "Davy Crockett". Heute werden als Trägermittel meist Langstreckenraketen (aus Silos, von Fahrzeugen oder U-Booten), Bomben und Marschflugkörper verwendet. Raketen kürzerer Reichweite wurden durch die Einschränkungen des INF-Vertrages lange nicht mehr verwendet. An den INF-Vertrag hält sich aber niemand mehr. Russland hat in Kaliningrad Iskander Boden-Boden Raketen stationiert. Der Grund für die Stationierung war der Aufbau des NATO-Raketenabwehrsystems (ALTBMD). Die Iskander Raketen haben eine Reichweite von etwa 300-400km und sie verfügen über mehrere Vorrichtungen um ihr Ziel zu erreichen. Sie ändern unerwartet Ihre Flugroute, stoßen Täuschkörper aus und haben auch Störsender eingebaut. Die Rakete kann mit AA-86 und AA-92 Sprengköpfen bestückt werden, mit einer einstellbaren Detonationsstärke. Unterm Strich sind diese Raketen also durchaus ernst zu nehmen.
Quelle: https://de.news-front.info/wp-content/uploads/2016/12/1476687430-1.jpg
Auch recht interessant ist, dass Russland erneut einen Eisenbahnraketenkomplex baut. Der Sinn hinter diesen, in
Eisenbahnzügen verbauten Interkontinentalraketen ist, dass sie sich gut in den weiten Russlands verstecken lassen, und nur schwer aufgeklärt werden können. Die alten Systeme dazu werden
öffentlich ausgestellt und es wurden sogar westliche Reporter, in den letzten Einsatztagen in die Züge gelassen. Die neu entwickelten Systeme werden sicher nicht der Öffentlichkeit gezeigt
werden. Bestückt würde der neue Eisenbahnraketenkomplex vermutlich mit RS-24 Raketen, die mit der bekannten Topol-M verwand sind. Die RS-24 kann aber mehrere Sprengköpfe transportieren. Alle
diese Sprengköpfe haben eine Stärke von mehreren hundert kt. Einen Bericht über die Topol-M könnt Ihr HIER anschauen.
Sie wurden immer kleiner...
Ich maße mir sicher nicht an, etwas von Politik und strategischen Planungen zu verstehen. Aber es scheint
wirklich so, als hätte die gegenseitige Abschreckung im kalten Krieg funktioniert, um den Frieden zu bewahren. Im kalten Krieg wurden viele sehr große Wasserstoffbomben entwickelt. Die
stärkste aller Bomben, die ZAR-Bombe mit über 50 Mt Sprengkraft, wird zwar immer wieder in Berichten erwähnt, aber das Militär hatte an so einer Waffe kein Interesse. Denn für das Militär sind kleine Atombomben wesentlich wichtiger.
Bereits in den 50er Jahren wurde z.B. die "Davy Crockett" entwickelt (Foto links). Eine Mini-Nuke mit 0,02kt Sprengkraft. Diese Waffen wurden entwickelt um sie auf dem Gefechtsfeld in großer Zahl einzusetzen.
Aber da beim Einsatz dieser Waffen Soldaten niedrigster Dienstgrade über deren Verwendung entschieden hätten, wurden diese Waffen aus dem aktiven Dienst geholt. Heute steht hinter dem Wunsch nach Mini-Nukes der Gedanke, dass deren Einsatz wesentlich leichter zu rechtfertigen wäre. Man könnte meinen, dass Mini-Nukes "eine gute Sache" sind, denn sie würden erheblich geringere Kollateralschäden verursachen. Aber durch die niedrigere Hemmschwelle wird der Einsatz dieser Waffen immer wahrscheinlicher. Und so muss man festhalten, dass die Existens von modernen Mini-Nukes vieles verändern könnte. Nicht unerwähnt bleiben sollte auch, dass Russland angeblich 48, in Aktenkoffern eingebaute, Atombomben verloren hat. Aber kein Land "verliert" Atombomben. Mehr Sinn macht es, zu behaupten, dass man sie verloren hat. So kann man bei einem Einsatz davon später immer die Schuld von sich weisen.
Atomwaffen stellen ein ungeheures Machtinstrument für die Politik dar. Für "Schurkenstaaten" sind sie quasi die Garantie weiter herrschen zu können, ohne von den Großmächten angegriffen zu werden. Wir haben uns daran gewöhnt, dass nur wenige Länder der Welt Atomwaffen haben und alles scheint dahingehend recht stabil (Indien, Pakistan und Nordkorea sind ja weit weg). Die USA und Russland spielen natürlich wieder ihr altes Spiel und modernisieren ihre Arsenale. Jedes Land, dass heute neue Atomwaffen haben will, wird von der Weltgemeinschaft kritisiert. Man sollte sich aber vor Augen führen, dass das mal anders war. Sogar die friedliebende Schweiz versuchte im kalten Krieg einiges um Atomwaffen zu bekommen. Auch in Deutschland gab es Bestrebungen sich eigene Atomwaffen zu beschaffen. Franz Josef Strauß gilt als einer, der dieses Ziel sehr intensiv verfolgt hat. Das gipfelte darin, dass das US-Militär ernsthaft den Diebstahl der Waffen, durch Bundeswehrkommandos, aus den Sondermunitionslagern, befürchtete. Eine Situation die man sich kaum noch vorstellen kann.
Unbedarfte Menschen würden behaupten, dass Deutschland nichts mit Atomwaffen zu tun hat, Aber die Bundeswehr Tornados würden im Ernstfall Wasserstoffbomben
aus dem amerikanischen Sondermunitionslager in Büchel zur Verfügung gestellt bekommen. Damit ist Deutschland zwar keine "Atommacht", aber wir haben sehr wohl etwas damit zu tun. Unsere Politik
will davon kaum etwas wissen, unterstützt den geplanten Atomwaffeneinsatz jedoch. Diese Bomben (vermutlich B61-12 Bomben) sind quasi das "Schweizer Taschenmesser" unter den
Atomwaffen. Sie können auf 0,3kt eingestellt werden und ins Erdreich eindringen (gegen Bunkeranlagen), oder sie können mit max. 50kt in der Luft detonieren (gegen Flächenziele). Das
nennt man auf schlau "selektierbare Sprengkraft". Die Bundeswehr wird den alten Tornado, unter anderem, auch durch F/A-18 Super Hornet ersetzen. 30 dieser Flugzeuge werden nur aus dem Grund beschafft, damit Deutschland weiterhin Atomwaffen
einsetzen kann. Wenn man überlegt, wie viel Geld 30 Jets kosten, sieht man auch, wie wichtig der deutschen Politik die "nukleare Teilhabe" auch heute noch ist.
Frankreich hat Deutschland schon mehrfach eine Teilhabe an ihren Atomwaffen angeboten. Man muss dabei nicht nur bedenken, welche Verantwortung der Besitz solcher Waffen mit sich bringt, sondern auch deren Kosten. An Stelle Frankreichs wäre ich auch froh, wenn ich andere Ländern an den Kosten von mehreren Milliarden Euro pro Jahr "teilhaben" lassen könnte...
Wir befinden uns gerade in einer Phase der Atomwaffen-Überarbeitung. Viele Systeme werden derzeit modernisiert, vor allem die Trägersysteme. Man könnte auch sagen, einer Atomwaffen-Neuordnung, wenn man manchen Berichten der Presse glauben will. Aber vermutlich wird sich durch die aktuellen Gegebenheiten (EU-Ausstieg Englands, Ende des INF-Vertrages usw.) gar nicht viel Ändern.
Die Energie einer Kernwaffe wird aufgeteilt in etwa: 50% Druckwelle, 35% Licht und Hitze, 5% Anfangsstrahlung und 10% radioaktiver Fallout. Diese Werte können, je nach Art der Kernwaffe, variieren. Neutronenbomben setzen z.B. etwa 50% ihrer Energie in der Anfangsstrahlung frei.
Aufgeteilt wird die Wirkung in Momentanwirkung: Lichtblitz und Hitzeentwicklung, Druck- und Sogwelle, Anfangsstrahlung und Elektromagnetischr Impuls ("EMP" oder auch "NEMP"). Die Langfristige Wirkung besteht aus der Strahlung des Fallout (auch "Ausfall" genannt) und der neutronenindizierten Strahlung.
Im Moment der Detonation erscheint der Lichtblitz, der sich zu einem Feuerball entwickelt, der immer weiter hoch in den Himmel steigt. Der Lichtblitz ist um ein Vielfaches heller, als das Sonnenlicht. Die Dauer beträgt zwischen ein und zwanzig Sekunden. Durch das Licht werden Betroffene oft so stark geblendet, dass sie für Minuten, bis zu Stunden (vor allem nachts), blind werden. Mit dem Licht kommt auch die Wärmestrahlung. Diese verusacht bei Menschen z.B. Verbrennungen auf der Haut und kann eine Vielzahl an Bränden auslösen.
Diese Übersicht gibt einen Anhalt welche Brandfolgen nach einer "kleinen" 20kt Atombombe zu erwarten sind. Wichtig dazu: Ein 40kt Bombe hat nicht die doppelte Zertörungskraft, sondern nur etwas mehr. Bei einer Verzehnfachung der Sprengkraft, z.B. von 10kt auf 100kt, werde die Wirkradien nur um den Faktor 2-3 größer.
Die Druckwelle bewirkt einen Luftstoß (mit Druck- und Sogphase) und eine Erdbebenwelle. Diese Druckwelle bewegt sich etwas mit einer Geschwindigkeit von 400m/s fort. Mit dieser Geschwindigkeit hat die Druckwelle ein hohes Zerstörungspotential. Die anschließende Sogphase ist wesentlich schwächer. Der Druck selber hat nur ein geringes Verletzungspotential, aber die dabei umherfliegenden Trümmer sehr wohl.
Auf den elektromagnetischen Impuls gehe ich HIER näher ein.
Die auftretende Kernstrahlung wird aufgeteilt in:
1. Die Anfangsstrahlung besteht Gamma- und Neutronenstrahlung. Sie tritt in der ersten Minuten nach der Detonation rund um den Nullpunkt auf. Nach der Minute ist diese Strahlung nicht mehr vorhanden. Sie breitet sich genau so wie der Lichtblitz aus.
2. Die durch Neutronenstrahlung verursachte Strahlung ("neutroneninduziert") besteht aus Beta- und Gammastrahlung. Diese entsteht in einem Radius von 100m bis zu 2000m um den Nullpunkt und hat eine Halbwertszeit von 15h (siehe LSHD-DV 501, Seite 30).
3. Die Strahlung im Fallout besteht aus Alpha-, Beta- und Gammastrahlung.
Alphastrahlung ("Teilchenstrahlung") wird bereits von einem Blatt Papier aufgehalten. Die Reichweite ist daher sehr gering, in der Luft nur 3,5cm. Die Strahlung ist jedoch bei der Inkorporation besonders gefährlich.
Betastrahlung ("Teilchenstrahlung") reicht in der Luft 4m weit, durchdringt Papier und wird von einem dünnen Blech aufgehalten. Sie ist vor allem bei Inkorporation und Kontamination der Haut gefährlich.
Gammastrahlung ("elektromagnetische Wellenstrahlung") reicht erheblich weiter als Betastrahlung und durchdringt daher auch eine wesentlich größere Masse. Sie verursacht an lebendem Gewebe schwächere Schäden, als die Alpha- und Betastrahlung. Vor Ihr schützt vor allem Abstand und Masse zwischen sich und der Strahlenquelle, also vor allem ein Schutzraum.
Neutronenstrahlung hat ebenfalls ein eine große Reichweite und ist als einzige Strahlung in der Lage, Material radioaktiv zu machen ("neutroneninduzierte Strahlung").
Und diese Tabelle aus dem Buch "Feuerwehr Grundlehrgang" zeigt ebenfalls welche Schäden bei einem Atombombenabwurf zu erwarten sind.
Eine Übersicht, über die Außmaße der unterschiedlichen Atompilze, findet man im schweizer Reglement 52.163d "AC Schutzdienst".
Heute wird viel über das früher sehr bekannte "Duck and Cover" gelästert und geurteilt. Aber die Verantworlichen die im kalten Krieg den Bürgern Anleitungen für Schutzmaßnahmen an die Hand gegeben haben waren mutig und haben Verantwortung übernommen. Sie hätten im Falle eines 3. Weltkrieges vielen Menschen das Leben gerettet. Ich halte es daher für völlig fehl am Platz über "Duck and Cover" zu urteilen. Die Leute die das tun sind vermutlich auch die Selben die immer solchen Schwachsinn verbreiten, dass nach einem Atomkrieg jedes Leben unmöglich ist. Es hat seinen guten Grund warum Zivilschutzbunker für eine Aufenthaltsdauer von 14 Tagen ausgelegt waren und warum der Drill mit der Gasmaske immer noch Soldaten beschäftigt. Es gibt einige Prinzipien die man dazu verstehen muss (Video).
Verstrahlung: Die Strahlung dringt durch Schutzanzug, Kleidung und Körper. Davor schützt Deckung, Abstand und ein schnelles Verlassen des kontaminierten Bereiches. Und alles Andere was die aufgenomene Dosis gering hält.
Kontamination: Die Köperoberfläche wird mit strahlenden Teilchen beschmutzt. In diesem Fall muss der Körper entstrahlt werden und die Kleidung entsorgt (waschen, duschen, bürsten...). Und man muss alles tun, damit man keine Teilchen inkorporiert.
Inkorporation: Strahlende Teilchen geraten in den Körper. Das ist was vom schlimmsten was passieren kann. Denn diese Strahlenquellen bekommt man meist nicht mehr aus dem Körper raus und man wird innerlich weiter verstrahlt und die aufgenommene Dosis erhöht sich immer mehr. Man schützt sich vor allem durch die ABC-Schutzmaske. Wichtig ist auch das Verschließen von Wunden usw. Aus diesem Grund sind im Selbsthilfesatz wasserdichte Pflaster und Ohrenstopfen. Denn im Krieg gibt es viele Trommelfellrisse (logischerweise).
Schutz vor radioaktiver Strahlung bietet Masse, Abstand und Zeit.
Auf diesen Bildern aus der Zivilschutzfibel sind Beispiele, wie man den Keller mit zusätzlicher Masse vor Radioaktivität abschirmen kann. Hierbei wird auch von Halbwertsschichten gesprochen. Vor allem die Gammastrahlung ist in der Lage durch Wände zu dringen. Bei ihr bilden folgende Werte die Halbwertsschicht: 2cm Stahl, 5cm Beton, 8cm Erde und 22cm Holz.
Je weiter man sich im Gebäude nach innen begibt, schützt einen zusätzlich der Abstand von den vertrahlten Bereichen.
Auch für Rettungskräfte gilt: Abstand!
(Buch: "Feuerwehr Grundlehrgang")
Der Faktor Zeit schützt einen, weil die Radioaktivität nach einem Atombombeneinsatz sehr schnell nachlässt (Halbwertszeit genannt). Das habe ich weiter oben bereits mit der Rechenscheibe erklärt. Als Faustformel gilt hierbei, dass man sich 14 Tage vor dem Fallout schützen soll. Das Bild links zeigt Vater und Tochter beim Betreten eines Schutzraumes und stammt aus der Zivilschutzfibel von 1964.
Die Strahlenmenge die man aufgenommen hat wird mit dem Dosimeter gemessen (die Dosis wird meist in mSv gemessen).
Die Strahlung die aktuell vorhanden ist wird mit dem Geigerzähler gemessen (die Dosisleistung wird meist in mSv/h gemessen).
Zum Messen von radioaktiver Strahlung gibt es hauptsächlich vier Arten von Geräten.
Dosisleistungsmessgeräte - Geigerzähler (z.B. Radex One, Gamma Scout, SOEKS Defender, oder der FAG SV500)
Dosisleistungswarngeräte (z.B. Graetz Gamma Test, Graetz Gamma Smart one, Automess DL-Warner 6126B, Nukealert, K8 Nuke Safeguard, Ecotest aGent-R)
Dosismessgeräte - Dosimeter (Stabdosimeter, Filmdosimeter, elektronische Dosimeter usw. Weit verbreitet ist aktuell das Mirion SOR Dosimeter)
Dosiswarngeräte - Dosimeter mit eingebautem Alarm (z.B. , Graetz GPD150G).
Für Einsatzkräfte spielen alle diese Geräte eine relevante Rolle. Um vor dem Vorhandensein einer erhöhten Strahlung, bei anderen Tätigkeiten, gewarnt zu werden sind vor allem die Dosisleistungswarngeräte wichtig. Zur privaten Krisenvorsorge sind vor allem einfache und kleine Geigerzähler sinnvoll. Die oft gekauften großen und militärischen Geräte sind hauptsächlich für die Gelände-Erkundung durch Spürtrupps vorgesehen. Ich selber habe mich nach langer Überlegung für einen SOEKS Defender entschieden. Links seht Ihr den weit verbreiteten Gamma-Scout, der besser aber auch wesentlich größer und teurer ist.
Wichtig sind folgende Dosis Grenzwerte:
Aus- und Forbildung 1 mSv
Einsatz zum Schutz von Sachwerten 15 mSv
Abwehr von Gefahren für Menschen 100 mSv
Einsatz zur Rettung von Menschenleben 250 mSv
Wesentlich genauer dargestellt findet Ihr das alles beim Bundesamt für Strahlenschutz. Gerade wenn man ältere Messgeräte hat, muss man mit unterschiedlichsten Werten rechnen und zurecht kommen. Im Internet findet Ihr diverse Seiten wo man diese umrechnen kann, z.B. HIER.
Diese Umrechnungstabelle für radioaktive Strahlung habe ich vor vielen Jahren erstellt.
Damit auch ich als Laie etwas mit den Werten des Geigerzählers anfangen kann habe ich auch diese Tabelle erstellt. Verwettet bitte nicht euer Leben darauf, die Tabelle liegt schon lange bei mir rum!
Der SV500 Geigerzähler oben hat eine eingebaute und eine externe Sonde. Auch das Batteriefach lässt sich extern verwenden, damit die Batterien in der Kälte am Körper getragen werden können. Ich habe mir Adapter dazu besorgt, damit ich ihn auch mit Mignon Batterien betreiben kann. Das funktioniert aber nur mittelmäßig. Links seht Ihr das Gegenstück der NVA, den KSMG 1/1 M Geigerzähler.
Denkt daran, dass die Sonde in kontaminiertem Gelände immer mit einer Plastiktüte überzogen werden sollte. Denn wenn sie mit strahlenden Teilchen kontaminiert wird bekommt ihr keine richtigen Messergebnisse mehr!
Foto: Blick durch das Dosimeter. Die Skala ist für einen echten Atomkrieg vorgesehen. Die Dosimeter z.B. in Krankenhäusern sind für erheblich geringere Strahlung ausgelegt. Solche Stabdosimeter sind meist schon sehr alt. Von meinem Satz sind auch mehrere defekt und sie zeigen falsche Werte an. Sie haben auch einen sogenannten Selbstablauf, was bedeutet, dass sie sich selber entladen. Und das muss man beim Ablesen mit einberechnen. Bei meinen ist das 1% pro Tag.
Das hier links ist eine Erkennungsmarke mit integriertem Dosimeter. Sie wurden in den Anfangsjahren der Bundeswehr an die Soldaten ausgegeben. Sie repräsentieren für mich, wie kaum etwas Anderes, die damalige Angst vor einem Atomkrieg. Für mich ist die Beschäftigung mit der ABC-Abwehr lediglich ein Hobby und etwas was mich interessiert. Aber damals hat der Staat sogar jedem viel Geld bezahlt, damit er unter seinem Wohnhaus einen Bunker baut. Es war sogar vorgesehen, diese Erkennungsmarke an die gesamte Bevölkerung auszugeben.
Das KSMD-RDC 3 D Thermolumineszens Dosimeter aus der DDR bekommt man oft für kleines Geld. Es misst, wie die meisten Dosimeter, Gamma- und Röntgenstrahlen. Zum Auslesen benötigt man ein Auswertgerät. Ob und in wie weit das für Privatpersonen funktioniert, kann ich nicht sagen. Zum ernsthaften benutzen würde ich lieber andere Dosimeter kaufen.
Das hier sind moderne Dosimeter der Bundeswehr. Das oben rechts ist das elektronische Mirion SOR Dosimeter. Das schwarze ist von Thermo Electron Corporation. Das gelbe und blaue sind Filmdosimeter, wie sie z.B. auch in Krankenhäusern verwendet werden.
Dieser Dosiswarner piept, wenn die eingestellten Grenzwerte aufgenommen wurden. Zusätzlich beinhaltet es eine Dosisleistungswarnfunktion, wenn man sich plötzlich in stark strahlender Umgebung befindet. Mein FH41S ist für den Strahlenschutzeinsatz vorgesehen. Die Version FH41F hat höhere Grenzwerte und war für die Feuerwehr und den Zivilschutz vorgesehen. Die moderneren Versionen davon haben ein Display, auf dem man die aufgenommenen Werte ablesen kann (Z.B. die FH41z, FH41M). Eine Anleitung für unterschiedliche Messgeräte findet man in der KatS-Dv120.
Das hier ist das Automess Dosisleistungswarngerät DL-Warner 6126. Sobald die Alarmschwelle von 25 mikro Sievert das Gerät erreicht fängt es an zu piepen.
Da der Besitz von Prüfstrahlern erlaubnispflichtig ist, findet man sie auch nicht bei Privatpersonen. Der hier abgebildete ist in einer dickwandigen Bleidose untergebracht. Ein Prüfstrahler wie auf dem Foto oben kostet übrigens etwa 500 Euro. Bei alten Bundeswehr Geigerzählern gab es in den aufwendigen Holzkoffern ein zusätzliches Fach, für einen kleinen Prüfstrahler. Diese wurden bei der Aussonderung der Geräte aber immer entnommen. Und bei einigen alten Geräten gab es sogar eingebaute Strahler, die hinter einer Metallblende montiert waren. Mit einem Hebel konnten sie hinter der Blende hervor, vor die Messsonde geschwenkt werden.
Zum Testen der Geigerzähler müssen Privatpersonen daher meist auf Dinge wie Uranglas, Porzellan mit Uranglasur, Glühstrümpfe oder Pechplende zurückgreifen. Man bekommt auch genehmigungsfreie Prüfstrahler, die aber ziemlich teuer sind. In den letzten Jahren taucht auch immer wieder radioaktiver Schmuck im esoterischen Bereich auf. Der wird als "Bio Energy", "Negativ Ionen", "Scalar Energy" usw. bezeichnet. Teilweise würden diese Armbänder und Amulette beim Tragen eine gefährliche Dosis verursachen. Das Bundesamt für Strahlenschutz hält diese Amulette übrigens für harmlos, was ich für falsch halte.
Links ist ein harmlos aussehnder Kompass mit der Aufschrift "D.R.P.". Bei so alten Geräten muss immer die Verwendung von Radiumleuchtfarbe angenommen werden. Auch wenn diese nicht mehr leuchtet, bedenkt, dass die Halbwerteit von dem verwendeten 226-Radium 1600 Jahre beträgt. Die Alphastrahlung regt die Farbe zum leuchten an. Diese kann kein Gehäuse durchdringen. Aber es tritt zusätzlich immer auch Betastrahlung aus, die man sogar durch das Glas vom Gehäuse mit einem Geigerzähler messen kann. Wenn die Farbe offen liegt, ist bei solchen Geräten immer eine Gesundheitsgefahr gegeben! Wenn Ihr so einen Kompass habt, verpackt Ihn in einer Plastiktüte, kennzeichnet Ihr als Radioaktiv und schützt ihr vor unbefugtem Zugriff.
Rechts ist ein alter Silva Neigungswinkelmesser, mit einem Warnhinweis auf das Verwendete "H-3". Dieses Tritium hat eine Halbwertszeit von etwa 12 Jahren und ist immer verkapselt. Eine Gesundheitsgefahr geht von diesen Geräten nicht aus. Da dieses Gerät schon etwa 30 Jahre alt ist, liegt die Strahlung logischerweise schon weit unterhalb des heute erlaubten Grenzwertes. Bei den Geräten mit verbauten Tritium Leuchtquellen kann man von außen keine erhöhte Strahlung messen (wie z.B. bei meiner KHS Uhr).
Hier seht Ihr eine Schablone, um im Fall eines Nuklearwaffeneinsatzes den Fallout auf einer Landkarte vorherzusagen. Dabei ist auch eine Rechenscheibe, mit der sich Strahlungwerte, Detonationsstärken usw. berechnen lassen. Man kann die Auswertaustattung auch "Warnamt für die Hosentasche" nennen. Es wurde sogar mittlerweile ein Buch über diese Rechenscheiben geschrieben. Falls sich mal jemand gefragt hat wofür man Atombombenversuche gemacht hat? Z.B. zum Erstellen derartiger Rechnungen. In der Wüste von Nevada wurden aber auch deutsche Schutzraumtypen aufgebaut und bei den Atomtest mit erprobt.
Solche Rechenschieber habe ich auch oft in sehr großer Form in den Kommandoräumen von militärischen und zivilen Bunkern gesehen. Wenn das ganze Thema jemanden interessiert sollte er sich wirklich so eine "Auswertaustattung ABC-Abwehr" bei Ebay besorgen. Der Rechenschieber ist etwas vom Interessantesten was es an Ausrüstung dazu gibt. Er erlaubt lebenswichtige Berechnungen auf einfachste Weise. Bei einer Bunkerführung in Stuttgart meinte derjenige der uns geführt hat, dass in einem Atomkrieg die betroffenen Gebiete für Jahrzehnte verstrahlt wären. Als er auf meine gegenteilige Äußerung unverschämt wurde sagte ich ihm, dass er sich die 50cm große Rechenscheibe hinter sich an der Wand doch mal anschauen soll. Vermutlich war ihm das später ziemlich peinlich.
EMB-3 Geigerzähler und Strahlungs-Rechenscheibe der schweizer Armee. Die Rechenscheibe kann man HIER kaufen. Welche Rechnungen man damit genau durchführen kann, weiß ich aber nicht. Sehr durchdacht ist die Front des Geigerzählers, denn dort ist eine Tabelle, mit der Jedermann etwas mit den Messerwerten anfangen kann.
Mit dieser Internetseite kann man sich die Folgen von bestimmten Atomwaffen auf einer Landkarte anzeigen lassen.