Umarex HDR 50 CO2 Revolver

Zur Selbstverteidigung? Nein, besser nicht.

Der Umarex HDR 50 Revolver.
Der Umarex HDR 50 Revolver.

Mein Bericht über den HDR50 Revolver entstand, nachdem er auf der IWA 2018 vorgestellt wurde und ich mir ein paar Gedanken dazu gemacht habe. Inzwischen gibt es aber im Internet massenweise Erfahrungsberichte dazu. Und da ich ihn nicht mal besitze kürze ich den Bericht nun.

 

Der HDR50 wurde wegen seinem sehr günstigen Preis von etwa 100 Euro in großen Mengen verkauft. Umarex muss man anrechnen, dass sie die letzten Jahre innovativ waren und einiges zur Selbstverteidigung entwickelt haben. Und Umarex kann auch nichts für die sinnlose 7,5 Joule Begrenzung, die in Deutschland für Luftdruck- und CO2 Waffen gilt. Also muss man als Kunde den Markt realistisch betrachten, was viele beim HDR50 aber leider nicht tun. Der HDR50 Revolver erreicht in der Praxis etwa 5 Joule und verwendet Geschosse die teilweise weit unterhalb von 1g wiegen. Und seine Kapazität von 6 Schuss ist auch nicht viel. Ja, er kann Pepperballs auf größere Entfernung verschießen als ein Pfefferspray reicht. Aber überlegt mal selber, ob diese bei der geringen Energie überhaupt noch platzen, wenn sie auf weiche Bekleidung abgefeuert werden? Und der Inhalt einer .50 Halbkugel ist sehr gering, im Vergleich zu einer .68 Rundkugel. Bei Pepperballs ist die Menge des Reizstoffs ein entscheidender Faktor. Zusätzlich werden die leichten .50 Geschosse sehr schnell ihre Geschwindigkeit verlieren. Auf 10 oder 20 Meter wird nicht mehr viel von den 5 Joule übrig sein.

 

Ich habe regelmäßig Mails von Lesern zum HDR50 bekommen, die mich davon überzeugen wollen, dass er sehr wohl zur Selbstverteidigung geeignet wäre. Schließlich "tut ein Treffer davon sehr weh". Aber auch wenn ich jemandem einen Dartpfeil in den Hintern werfe tut das weh... und auch eine elektrische Fliegenklatsche tut weh wenn man sie anfasst... ich würde dennoch nie auf die Idee kommen einen Einbrecher mit einer elektrischen Fliegenklatsche zu vertreiben! Es besteht nun mal ein Unterschied zwischen "es tut weh" und etwas ist als Waffe geeignet. Es hat seine Gründe warum Behörden für Gummigeschosse min. das Kaliber 12 oder .68 mit etwa 16 bis 200 Joule verwenden. Wenn man zur Selbstverteidigung die billigste und schwächste Waffe am Markt, mit dem kleinsten Kaliber und den leichtesten Geschossen kauft, kann man doch nicht erwarten dass diese Waffe wirkungsvoll ist! Meine letzte Anschaffung war die alte Tiberius T4, die ich hier vorstelle. Zweifellos ist diese groß und teuer, aber diese Waffe wurde auch von der US Army als "Pepperball VKS" für den Afghanistan Krieg beschafft. Ich habe bereits an anderen Stellen auf meinem Blog dargelegt, dass 16 Joule das Minimum zur Verwendung von Pepperballs und Gummigeschossen ist. Wenn das für jemanden nicht möglich ist, sollte er lieber andere Optionen wählen, wie den JPX, oder die Kombination von Pfefferspray und Schlagstock. Ich würde den HDR50 Revolver nicht mal in der WBK Variante mit 11 Joule verwenden wollen und auch die Verwendung der vielen alternativen Geschosse dazu halte ich für recht sinnlos. Ich habe sogar die erforderliche Erlaubnis für die internationale 11 Joule Variante und auch dafür, das inzwischen am Markt vorhandene "Exportventil" einzubauen. Aber der HDR50 wäre dennoch so ziemlich meine letzte Wahl. Selbstverständlich kann es funktionieren einen Einbrecher mit dem HDR50 zu vertreiben, aber dafür würde ich lieber eine Schreckschusspistole verwenden.

 

Zum Vergleich:

Das Gewicht der Umarex .50 Gummigeschosse beträgt 0,75g (" T4E RBP 50"). Das der PBP Pepperballs 0,87g. Ein nomales .68 Paintballgeschoss wiegt etwa 3g. Das VXR Geschoss von Pepperball im Kaliber .68 wiegt 3,4g und die Geschosse für das FN303 wiegen sogar 8,5g. Sie sind extra mit Bismut beschwert, um viel Masse ins Ziel zu bringen.

Umarex HDR50 Launcher

Der Umarex HDR50 Launcher versprüht Pfefferspray oder Farbe zur Tätermarkierung.
Der Umarex HDR50 Launcher versprüht Pfefferspray oder Farbe zur Tätermarkierung.

Umarex hat sich ordentlich ins Zeug gelegt und zur IWA 2019 einige Neuheiten präsentiert, zu denen ich hier meine Meinung sagen will.

 

Als Zubehör für den HDR50 hat Umarex nun den "Launcher" raus gebracht. Dieser Unterbauwerfer versprüht Pfefferspray oder eine Markierflüssigkeit. Von Markierflüssigkeit alleine halte ich überhaupt nichts. Denn ein Einbrecher könnte nach einer "Markierung" mit Farbe schnell auf die Idee kommen den Zeugen "aus dem Weg zu räumen".

Wenn man ihn also erfolgreich "markiert" hat, aber dann ordentlich von ihm aufs Maul bekommt und es überhaupt nicht mehr schafft die Polizei zu rufen, hat man auch nichts gewonnen. Die Farbe ist seltsamerweise abwaschbar, enthält jedoch auf dem Täter verbleibende Rückstände die mit UV Licht sichtbar gemacht werden können. Die Logik dahinter erschließt sich mir wirklich nicht? Wie sollen fahndenen Polizisten den Täter denn dann überhaupt erkennen, wenn er die sichtbare Farbe gleich abgewaschen hat? Dann werden sie nämlich auch keinen Test mit UV-Licht durchführen können.

Aus kriminalistischer Sicht würde es entweder Sinn machen Farbe zu verwenden die nicht abwaschbar ist, oder nur unsichtbare UV-Farbe (die man auch einfach dem Pfefferspray beimischen könnte!).

 

Eine Aufrüstung von Paintballwaffen mit einer Pfefferspraykartusche halte ich dagegen für sehr sinnvoll. Sollten die Gummigeschosse nicht wirken hat man so sofort eine zweite Handlungsoption. Diese Möglichkeit propagiere ich schon einige Jahre mit der Piexon Pfefferspraymontage, die leider nicht mehr hergestellt wird. Ich halte den HDR50 Launcher für durchaus sinnvoll. Ich will aber dennoch anmerken, dass er die Kartuschen von der Walther PDP verwendet in denen nur 11ml Reizstoff enthalten sind. Das ist im Vergleich zu den üblichen Pfeffersprays sehr wenig. Der "Launcher" soll auch an andere Waffen mit Weaverschiene passen, dort wird er aber etwas albern aussehen.  

 

In Russland und Osteuropa, wo die sogenannten "Traumatic-Waffen" weit verbreitet sind passiert es immer wieder, dass die Gummigeschosse durch die dicke Kleidung des Täters nicht wirken. Dort wird daher oft in Traumatic Revolver eine Mischung aus Gummigeschossen und Reizstoffkartuschen geladen. 

Umarex HDS68

Die Umarex HDS68 ist in der deutschen 7,5 Joule Variante natürlich nicht wirklich zur Selbstverteidigung geeignet, aber sie ist ein tolles Gerät.
Die Umarex HDS68 ist in der deutschen 7,5 Joule Variante natürlich nicht wirklich zur Selbstverteidigung geeignet, aber sie ist ein tolles Gerät.
Die HDS68 ist eine durchdachte und vermutlich zuverlässig funktionierende Waffe für .68 Gummi- und Pfeffergeschosse. Das Foto entstand auf der IWA 2019.
Die HDS68 ist eine durchdachte und vermutlich zuverlässig funktionierende Waffe für .68 Gummi- und Pfeffergeschosse. Das Foto entstand auf der IWA 2019.

Bei meinem örtlichen Händler lag die HDS68 im Schaufenster, für 180 Euro habe ich sie mitgenommen.

 

Die HDS68 ist ein tolles Teil, ich habe bei ihr aber nicht einen ernsthaften Gedanken zur Selbstverteidigung. Die in Deutschland zulässigen 7,5 Joule sind einfach zu wenig dafür. Gummigeschosse und Pepperballs wirken vor allem auch durch die Menge. Zwei Schuss sind  wirklich wenig und ich sehe den ernsthafte Nutze daher eher kritisch. Aber dennoch hat es Umarex geschafft eine Selbstverteidigungswaffe für flossenstabilisierte .68er Geschosse ("First-Strike") auf den Markt zu bringen. In Anbetracht der sehr hohen Zugriffszahlen auf meine T8.1, TCR und FSC Berichte gehe ich davon aus, dass mein Blog die aktuellen Entwicklungen von Umarex  durchaus beeinflusst hat.

 

Die Geschosse stehen bei der HDS68 nicht unter dem Druck einer Magazinfeder und die CO2 Kapsel kann ebenfalls eingelegt, aber unangestochen, gelagert werden. Daher kann die Flinte einsatzbereit gelagert werden. Rechtlich ist das in Deutschland zwar nicht zulässig, aber für andere Länder ist das alles sehr gut durchdacht. 

 

Auch wenn die HDS68 eine "Flinte" sein soll wäre mir an so einer Waffe eine einfache Visierung lieber. Es ist jedoch nur die Laufschiene vorhanden. Die HDS68 verschießt keine 12/70er Schrotpatronen, sondern Gummi- oder Pfeffergeschosse mit denen man genau treffen will. Ich konnte auf 8m problemlos damit ein A4 großes Ziel treffen. Etwas ungewöhnlich ist es, dass die Waffe keine manuelle Sicherung besitzt. Dafür ist der Abzug recht schwergängig.

 

Der Waffe liegt übrigens ein Imbusschlüssel bei, da der CO2 Verschluss teilweise sehr schwer zu öffnen ist.

 

Die Deutsche Version hat 7,5 Joule und die Internationale 16 Joule. Und auch hier will ich meine Meinung dazu wiederholen, dass das Minimum zur Selbstverteidigung 16 Joule sind.

Nachtrag: Die ersten Tests von Besitzern haben Ergebnisse knapp unter 7,5 Joule ergeben, damit wird die rechtlich mögliche Energie wirklich voll ausgenutzt.

Mit dem APS Smart Launcher hat man einen dritten Schuss. Alternativ kann man an der Flinte auch ein Pfefferspray montieren. Wirklich Sinn macht dort aber natürlich eine Waffenlampe, die in Deutschland aber verboten ist.

Die Mündung der HDS68 sieht wirklich gut aus.

 

 

 

 

 

 

Ich habe erst zwei Schuss auf 8m auf einen stabilen Karton mit Tiberius Powderballs geschossen. Die Kugeln prallten einfach ab. Ich versprach mir davon eine ähnliche Zielballistik wie an der Brust eines Angreifers. Dieser Test ist damit leider gescheitert und zeigt die Schwächen von den deutschen 7,5 Joule Waffen.

Die 7,5 Joule Variante der HDS68 schafft es nicht die Powderballs an dem Karton platzen zu lassen.
Die 7,5 Joule Variante der HDS68 schafft es nicht die Powderballs an dem Karton platzen zu lassen.

Aber als ich hier eine Jacke über einen Alu-Werkzeugkoffe legte platzten die Powderballs, die ballistisch Pepperballs entsprechen, sehr eindrücklich. Vermutlich sind normale (runde) Pepperballs aufgrund ihre größeren Inhalts, doch sinnvoller als die neuen Umarex First-Strike Pepperballs.

Sowohl mit den 3g schweren First Strike "Reballs" wie auch mit 3g Gummigeschossen lieferte die HDS68 eine V0 von etwa 78 m/s, was einer Energie von 9 Joule entspricht. Mit der "hohen" Energie meiner HDS68 habe ich ziemlich Glück gehabt. Derartige Schwankungen in der Fertigung sind normal und rechtlich zulässig. Sie hat schließlich eine "Bauartzulassung" und nicht einen "Beschuss" einer Einzelwaffe.

Zur rechtlich vorgeschriebenen Lagerung passt die Tasche des Panzerfaust 44 Reinigungsgerätes perfekt. Das ist die damalige leichte Panzerfaust der Bundeswehr, sie ist übrigens mit einem Kammerverschluss für .22er Platzpatronen zur Zündung ausgestattet.
Zur rechtlich vorgeschriebenen Lagerung passt die Tasche des Panzerfaust 44 Reinigungsgerätes perfekt. Das ist die damalige leichte Panzerfaust der Bundeswehr, sie ist übrigens mit einem Kammerverschluss für .22er Platzpatronen zur Zündung ausgestattet.

In meinen Blechkasten für die Hausbewaffnung passt die HDS68 nicht rein, dafür ist sie zu lange. Den Kasten seht Ihr hier, bei "Bewirtschaftung von Munition".

 

Zerlegen der Umarex HDS68 Paintball "Flinte"

Es ist üblich, dass man Paintballwaffen eine Anleitung zum Zerlegen beilegt. Diese Sportgeräte müssen schließlich gewartet und gepflegt werden. Bei den verarbeiteten Materialien muss man zusätzlich auch damit rechnen, dass etwas kaputt geht, was man ja auch wieder richten will. Aber Umarex geht in der Anleitung der HDS68 darauf leider nicht ein. Ich will Euch daher zeigen, wie man sie erlegt. Das ist auch rechtlich völlig problemlos, nehmt nur bitte keine Änderungen daran vor, dabei würde die Bauartzulassung ungültig werden und die Waffe WBK pflichtig.

Das Zerlegen / Disassebly der HDS68 ist eigentlich sehr einfach. Erst werden außen alle Schrauben raus gedreht, die obere Gehäusehälfte abgenommen und dann innen alle Schrauben raus gedreht.
Das Zerlegen / Disassebly der HDS68 ist eigentlich sehr einfach. Erst werden außen alle Schrauben raus gedreht, die obere Gehäusehälfte abgenommen und dann innen alle Schrauben raus gedreht.

Mit der Zange zeige ich hier auf die Schubstange zum Umschalten der Läufe. Wenn die beiden Gussteile nicht ganz leicht auseinander gehen, hat man eine Schraube vergessen raus zu drehen.

So sieht die Mechanik der Umarex HDS68 innen aus. Das Gehäuse für die CO2 Kapsel kann einfach abgezogen werden. Auch die Schubstange und der Umschalter kommen sehr einfach raus.
So sieht die Mechanik der Umarex HDS68 innen aus. Das Gehäuse für die CO2 Kapsel kann einfach abgezogen werden. Auch die Schubstange und der Umschalter kommen sehr einfach raus.
Das hier sind die letzten beiden Schrauben zum Zerlegen der HDS68.
Das hier sind die letzten beiden Schrauben zum Zerlegen der HDS68.

Die ganze Steuer- und Ventileinheit muss jetzt zusammengedrückt, und dann raus gehoben, werden. Hierbei muss man auf die Kraft der Ventilfeder aufpassen und auf das Messingröhrchen, dass dieses nicht mit seinen Kleinteilen verloren geht.

Das Teil oben, mit der Feder und dem Messingröhrchen, regelt die CO2 Zufuhr zu den Läufen.
Das Teil oben, mit der Feder und dem Messingröhrchen, regelt die CO2 Zufuhr zu den Läufen.
Dieses kleine schwarze Plastikteil reduziert das Innenvolumen in der Druckkammer.
Dieses kleine schwarze Plastikteil reduziert das Innenvolumen in der Druckkammer.

Im Inneren der Steuereinheit ist noch ein dünner O-Ring, passt auf, dass er nicht verloren geht.

Dieser silberne Stift ist aus recht weichem Alu und sitzt in dem schwarzen Teil rechts. Er wird als "Exportventil" zum Auswechseln verkauft. Der Einbau derartiger Teile ist in Deutschland verboten und stellt idR. mehrere Straftatbestände dar.
Dieser silberne Stift ist aus recht weichem Alu und sitzt in dem schwarzen Teil rechts. Er wird als "Exportventil" zum Auswechseln verkauft. Der Einbau derartiger Teile ist in Deutschland verboten und stellt idR. mehrere Straftatbestände dar.