Da ich derzeit hauptsächlich Niederwild jage war die Beschaffung einer Schonzeitwaffe erforderlich. Als mögliche Kaliber sind .17 Hornet, .22 Magnum und .22 Hornet in Frage gekommen. Die leichte und unfassbar schnelle .17 Hornet hat mich im praktischen Jagdbetrieb nicht überzeugt. Etwas Wind oder ein Grashalm im Schussfeld können den Schuss schnell daneben gehen lassen. Da ich auch Krähen und Kormorane (aber auch Gänse und Hasen) auf bis zu 150m jagen will war mir die .22 Magnum zu schwach und meine Entscheidung war nach 2 Wochen Bedenkzeit gefallen. Und da ich, im Gegensatz zu den meisten anderen Jägern, meist meinen Schrotlauf nutze, wollte ich unbedingt eine BBF oder einen Driling. Und dann musste ich schnell feststellen, dass kombinierte Jagdwaffen in .22 Hornet recht selten sind. Außer man kauft einen sehr teuren Bockdrilling. Ich hatte die Suche schon fast aufgegeben und wollte dann doch eine verfügbare .22 Magnum BBF kaufen, da stieß ich auf die Atlas Bockbüchsflinte für etwa 200 Euro. Das Schrotkaliber 20/76 sagte mir zwar nicht so sehr zu, denn ich verwendete bisher nur Kal. 12 Munition auf der Jagd, aber so groß ist der Unterschied der Schrotvorlage dann doch nicht. Eine 12/70 Schrotpatrone hat etwa 36 Gramm Vorlage und eine 20/76 34 Gramm. Das hat mich überzeugt es mit der Kombination .22 Hornet - 20/76 zu versuchen.
Ein guter Freund schenkte mir aus einer Geschäftsauflösung einige Schachteln Kal. 20 Munition. Mein örtlicher Büchsenmacher verkaufte mir alte .22 Hornet Munition von Sako und 20/70 Flintenlaufgeschosse zu einem guten Preis, dann war ich ausgerüstet.
Meine neue BBF wurde also erst mal gereinigt und inspiziert. Sie ist sehr grob und mittelmäßig verarbeitet. Mit etwa 3,7 Kg (inkl. ZF) wiegt sie doch auch recht ordentlich.
Die meisten Informationen über die Atlas und die fast baugleiche Savage Bockbüchsflinte hatte ich aus Jagdforen. Es ist wirklich erstaunlich wie verbreitet diese beiden Waffen bei Jägern sind. Mein Fazit aus den unzähligen Beiträgen zu den Waffen ist:
Bei etwa 2/3 ist die Schussleistung sehr gut.
Der Abzug ist recht schlecht und wird meist überarbeitet.
Wer seine Savage oder Atlas verkauft bereut es fast immer.
An meiner BBF fiel mir auf, dass es am Stoßboden eine winzige hervorstehende Nase gab die eine Abnutzungserscheinung vom Schlagbolzen war. Das kam vermutlich daher, dass der Schlagbolzen schräg angeschlagen wird vom Hammer. Wenn ich die BBF nun lud und schloss entstand am Boden der .22 Hornet Patrone eine bedenklich tiefe Macke. Das gibt es ja bei vielen Waffen, wie z.B. bei den ganzen Sturmgewehren mit frei fliegendem Schlagbolzen. Aber so tief sind diese sonst nicht! Ich werde die Nase bei Gelegenheit entfernen (lassen).
Aber jetzt kommt das größte Problem der Atlas und Savage BBF: Der Hammer hat keine Sicherheitsrast! Ein Schlag auf den Hammer kann also einen Schuss auslösen. Ich kenne die M6 Scout Survival BBF der US Airforce. Diese funktioniert sehr ähnlich, aber sie hat am Hammer eine Mittelstellung in der das Schlagstück zwischen beiden Schlagbolzen ruht. Mein Büchsenmacher meinte, dass es hier aber nicht möglich ist eine Sicherheitsrast nachträglich einzufeilen, was ja oft bei Schreckschusswaffen gemacht wird. Einigermaßen sicher wird die Waffe aber daher, dass es viel Kraft benötigt um den Hammer nach vorne zu drücken und der Hammer vom tief liegenden Zielfernrohr geschützt wird. Das Spannen geht dennoch problemlos.
Mein Büchsenmacher meinte auch, dass der Abzug meiner Waffe bereits überarbeitet worden ist.
Und das Ergebnis eines ersten Anschießens auf 100m seht ihr im nächsten Bild. Auf Anhieb schaffte die Waffe einen Streukreis von 11mm. Und da sagen machen Jäger ein Bierdeckelgroßer Streukreis wär gut und geben 2000 Euro für ihre Waffe aus ....
Zerlegt wird die Atlas durch das Lösen einer viel zu kuzen Schraube unten am Vorderschaft (oder "Handschutz", für die ex Militärs unter Euch)
Die 11mm Prismaschine über dem Lauf ist auch recht mäßig. Evtl. ist meine Montage auch einfach nur mieß? Jedenfalls sitzt mein ZF alles andere als satt auf.
Die Querbolzen im System sitzen bei meiner Waffe leider etwas locker und ich musste sie erst mit dem Hammer mittig einschlagen.
Da das .22 Hornet Lager zu rau ist schafft es der obere Auszieher nicht die Hülsen aus dem Lager zu bekommen. Das Lager ist nicht nur rau, die Hülsen werden auch leicht aufgebaucht, so dass sie sich verklemmen.
Dies sind meine Erfarungen vorab für Euch über meine Atlas. Wenn die Waffe eingeschossen ist, ich Erfahrung mit dem Schrotlauf habe und ich das erste Wild erlegt habe setze ich den Bericht hier fort.
Nachtrag vom Mai 2017:
Ich konnt mit der Atlas Tontauben schießen. Hierbei konnte ich trotz montiertem Zielfernrohr 2 von 10 Taube treffen. Ich habe nicht durch das ZF visiert, sondern instinktiv geschossen und die Taube nur mit dem linken Auge beobachtet.
Ein Klettern der BBF war mit dem Büchsenlauf kaum bemerkbar, bzw. sehr gering.
Nachtrag vom August 2017:
Ich konnte mit der BBF auf 100m problemlos eine Krähe erlegen. Sie lag im Knall. Das Sako Teilmantelgeschoss hatte eine beeindruckende Wirkung.
Ein Test der Atlas BBF mit Flintenlaufgeschossen hat mich etwas erschreckt. Auf 30m lag der Treffer viel zu tief. Das ist absolut unbrauchbar für die Jagd.
Auch diesen Kormoran konnte ich auf etwa 120 Meter erlegen.
Ein anderer Kormoran saß auf 20m Entfernung hinter einer Ente, die ihn größtenteils verdeckte. Ich konnte ihn stehend freihändig erlegen, ohne der Ente eine Feder zu krümmen.
Ich hatte die BBF auch zur Fuchsjagd dabei. Davon erzähle ich HIER im Tagebuch mehr.
Die Jungfüchse sind wirklich schöne Tiere. Aber leider halt auch ein Problem für den Artenschutz.
Das ist das Leuchtabsehen von meinem Zielfernrohr.
Mittlerweile hatte ich mehrfach vergessen meine Absehenbeleuchtung auszuschalten. Zum Glück hatte ich immer Ersatzbatterien dabei.
Hier begleitet mich meine Atlas beim EPA Picknick.
Mein Fazit zur Atlas BBF:
Ich werde sie bei nächster Gelegenheit evtl. gegen eine hochwertigere BBF ersetzen. Ich will aus Sicherheitsgründen doch eine anständige Handspannung. Vermutlich wird es eine Heym oder Blaser werden.