Die scharfe Walther P38 vs. Airsoft Maruzen P38

Nach dem ich neulich meine Airsoft P38 wieder in die Hand genommen habe und mir deren Detailgenauigkeit aufgefallen ist kam mir die Idee einen Vergleichsbericht zu ihr und einer scharfen P38 zu schreiben. Die Maruzen Pistole ist ein sehr genauer Nachbau einer Walther P38 ac41. Das ac ist der Herstellercode für Walther und 41 das Jahr der Herstellung. Im 2. Weltkrieg wurden auf allen Waffen die Hersteller mit Codes auf den Waffen angegeben um den Alliierten keine Hinweise auf die Fertigungskapazitäten der Rüstungsindustrie zu geben. P38 wurden auch von Mauser und den Spreewerken hergestellt (Teile auch bei FN). Eine ac41 habe ich leider nicht in meiner Sammlung, aber dafür eine ac42. Ich will hier nicht groß auf das Schussverhalten oder Ähnliches eingehen, sondern Euch hauptsächlich mit Fotos die Mechanik der Waffen näher bringen.
Zur Geschichte der P38 möchte hier ebenfalls nicht so viel schreiben, dazu findet man im Internet genug. Dass es die Standartpistole der Wehrmacht gewesen ist und die Pistole 08 abgelöst hat weiß vermutlich eh jeder der das hier ließt. Wichtig halte ich aber zu erwähnen, dass die Beretta 92 eine technische Kopie der P38 ist und mechanisch quasi baugleich ist.
Die Maruzen ist eine GBB ( Gas- Blow-Back) Pistole aus Kunststoff. Das Gewicht beträgt 725 g. Das der scharfen 960 g. Das Magazin ist aus Metall gefertigt und nimmt 12 BBs auf und das Gas. Zum Befüllen des Magazins hat es eine Ladehilfe an der man den Magazinzubringer nach unten ziehen kann. Dann muss man die BBs von oben einfüllen.
Eine Gasfüllung reicht für etwa zwei Magazine. Das Ventil zum Befüllen befindet sich unten am Magzinboden. Das Magazin der Scharfen fasst übrigens 8 Schuss.

Obwohl die Maruzen Pistole aus Kunststoff gefertigt ist, ist sie sehr hochwertig. Sie ist in ihrer Qualität und in ihrem Aussehen sehr überzeugend. In der Waffe sind Gewichte angebracht die sie realistischer machen. Begeistert hat mich an ihr vor allem, dass sie
mechanisch fast wie die Scharfe funktioniert und alle Stempel aufweist. Man sieht auf der Pistole zuerst nur die WaA Stempel, Seriennummer mit Prefix (k), Bezeichnung (P.38 ac 41) und die leider erforderliche Kennzeichnung F im Fünfeck und die “echte”
Seriennummer von Maruzen. Erst wenn man den Verschluss zurück zieht kommt der Name des Herstellers am Lauf auf der rechten Seite zum Vorschein (MARUZEN 6mm JASG JAPAN”. Der WaA Stempel hat die Nummer 359. Das ist die persönliche Nummer des Waffen-Amt Offiziers, der bei Walther die Pistolen geprüft hat, vor der Auslieferung an die Wehrmacht. Auf meiner ac42 Pistole ist genau die selbe Nummer eingeschlagen. Anhand des Buches “Axis Pistols” von Jan C. Still kann man sehr leicht überprüfen ob derartige Stempel authentisch sind. Das Buch ist aber sehr selten, begeht und kostet oft mehr als eine scharfe P38.
Die Griffschalen haben einen fleckigen rot/braunen Farbton und simulieren sehr gut Bakelit.
Besonders beeindruckend ist der verriegelte Verschluss mit Kippblock. Beim zurück Ziehen des Verschlusses läuft der Lauf wirklich ein Stück mit, bis er frei gegeben wird und sich die Waffe öffnet. Beim Blick von oben in den offenen Verschluss sind die Unterschiede zur scharfen Waffe zu sehen. Nach dem letzten Schuss bleibt der
Verschluss hinten. An der Waffe funktioniert alles wie bei der Scharfen: Magazinlöseknopf, Verschlussfang, DA-SA Abzug, Entspannsicherung und der Zerlegehebel. Der Lauf ist aus Kunststoff und hat einen innen liegenden 6mm Lauf aus Alu. Der 6mm Lauf geht nicht bis zur Mündung, so dass die Pistole auch von vorne sehr echt aussieht. Die Mündung besitzt sogar Züge und Felder.
Das Schießen macht mit der Blow-Back Pistole aufgrund des Rückschlages viel Spaß. Die Pistole kostet ca. 250 Euro. Ob sie einem so viel Geld wert ist muss jeder für sich selbst entscheiden. Das kann ich schlecht beantworten. Wenn Die Pistole aus Metall gefertigt wäre würde ich den Preis auf alle Fälle für angemessen halten. Wer eine realistische Airsoft P38 sucht wird aber bestimmt keine Bessere finden.

Maruzen Airsoft P38 verglichen mit der scharfen P38 der Wehrmacht
Maruzen Airsoft P38 verglichen mit der scharfen P38 der Wehrmacht
Maruzen Airsoft P38 verglichen mit der scharfen P38 der Wehrmacht
Maruzen Airsoft P38 verglichen mit der scharfen P38 der Wehrmacht
Maruzen Airsoft P38 verglichen mit der scharfen P38 der Wehrmacht
Maruzen Airsoft P38 verglichen mit der scharfen P38 der Wehrmacht
Maruzen Airsoft P38 verglichen mit der scharfen P38 der Wehrmacht
Maruzen Airsoft P38 verglichen mit der scharfen P38 der Wehrmacht
Die Wehrmachtswaffen weisen immer mehrere Abnahmestempel auf, weil die Waffen bei unterschiedlichen Fertigungsstufen geprüft wurden.
Die Wehrmachtswaffen weisen immer mehrere Abnahmestempel auf, weil die Waffen bei unterschiedlichen Fertigungsstufen geprüft wurden.
Maruzen Airsoft P38 verglichen mit der scharfen P38 der Wehrmacht
Maruzen Airsoft P38 verglichen mit der scharfen P38 der Wehrmacht
Die Airsoft P38 hat sogar die WaA Wehrmachtsabnahmestempel kopiert. Aber ein F im Fünfeck musste natürlich auch drauf.
Die Airsoft P38 hat sogar die WaA Wehrmachtsabnahmestempel kopiert. Aber ein F im Fünfeck musste natürlich auch drauf.
Am Lauf, unter dem Verschluss, befindet sich das Kaliber und der Hersteller der Maruzen P38.
Am Lauf, unter dem Verschluss, befindet sich das Kaliber und der Hersteller der Maruzen P38.
Meine P38 der Wehrmacht hat leider einen Neubeschuss. Das ist etwas das keinen Sammler freut. Bei meiner P38 wurden sie wenigstens verdeckt aufgebracht.
Meine P38 der Wehrmacht hat leider einen Neubeschuss. Das ist etwas das keinen Sammler freut. Bei meiner P38 wurden sie wenigstens verdeckt aufgebracht.
Blick in die Patronenlager der beiden P38. Die scharfe Pistole links und die Airsoft Pistole rechts.
Blick in die Patronenlager der beiden P38. Die scharfe Pistole links und die Airsoft Pistole rechts.

Die Magazine der Maruzen und der scharfen P38. Das scharfe Magazin passt aber nicht zur Pistole, denn ist aus Nachkriegsproduktion von Walther Ulm.

Sehr beeindruckend ist auch der Blick auf die Griffstücke. Maruzen hat sich hierbei sehr viel Mühe gegeben.
Sehr beeindruckend ist auch der Blick auf die Griffstücke. Maruzen hat sich hierbei sehr viel Mühe gegeben.
Die Airsoft Maruzen P38 weist sogar einen Verschlussblock auf, der den Verschluss verriegelt.
Die Airsoft Maruzen P38 weist sogar einen Verschlussblock auf, der den Verschluss verriegelt.
Die Airsoft Maruzen P38 weist sogar einen funktionsfähigen Verschlussblock auf.
Die Airsoft Maruzen P38 weist sogar einen funktionsfähigen Verschlussblock auf.

 

 

 

 

 

 

Walther P38 vs. Colt 1911 A1

Mit vielen persönlichen Meinungen, Abschweifungen und blabla... und ganz wenig Wissenschaft...

Die Walther P38 und P1 war die Standardpistole der deutschen Streitkräfte, von 1938 bis etwa zur Jahrtausendwende. Die Colt 1911 war bis etwa 1985 Armeepistole der USA. Auf dem Foto ist eine Ithaca 1911 A1 von 1944.
Die Walther P38 und P1 war die Standardpistole der deutschen Streitkräfte, von 1938 bis etwa zur Jahrtausendwende. Die Colt 1911 war bis etwa 1985 Armeepistole der USA. Auf dem Foto ist eine Ithaca 1911 A1 von 1944.

Wenn ich hier die Walther P38 mit der Colt 1911 vergleiche erfolgt das aufgrund meiner persönlichen Meinung, und diese unterscheiden sich bei jedem. Dazu kommt, dass Waffenbesitzer und Schützen seltsamerweise oft jede Menge Emotionen in ihre Waffen stecken. Am schlimmsten merke ich das bei meinem Bericht über die Glock, wo mir alle paar Tage Glock Besitzer Ihre gegenteilige Meinung mitteilen wollen/müssen. Natürlich ist der Vergleich einer Waffe von 1911, mit einer von 1938, nicht ganz "fair", schließlich liegen zwischen deren Einführungsjahr einige Jahre. Aber beide waren für viele Jahrzehnte, und für Generationen von Soldaten, eine ihrer wichtigsten Waffen. Auch ich schoss in meiner Grundausbildung noch die Walther P1 (die ja mit der P38 fast identisch ist).

Etwa 1985 wurde die 1911 A1 Pistole beim US Militär von der M9 Pistole abgelöst, was die Militärversion der Beretta 92 ist. Und die M9 wiederum wurde 2017 von der Sig Sauer M17 abgelöst (Militärversion der P320). Warum erzähle ich jetzt hier so viel über die nachfolgenden US-Army Pistolen? Ganz einfach, die Beretta 92 ist eine technische Kopie der Walther P38 und fast baugleich (abgesehen natürlich von der äußeren Form und der Verschlussfeder). Damit hat das US Militär die Technik der P38 weiter, bis 2017 verwendet (und natürlich auch darüber hinaus). Eine Beretta 92 habe ich leider grade nicht da, um die interne Technik zu zeigen. Aber sobald ihr deren internen Verriegelungsblock seht und auf die Anordnung der Bedienelemente achtet erkennt Ihr es. Das Fazit zu meinem Vergleich sollte also schon jetzt klar sein, die P38 war der 1911 Pistole im 2. Weltkrieg weit überlegen. Die P38 war auch Vorbild und Wegbereiter für die Walther P4 und P5.

Sicherung: Die Walther P38 war mit ihrer automatischen Schlagbolzensicherung so ziemlich jeder anderen damaligen Pistole weit überlegen. Heute sind diese Sicherungen überall Standard geworden. Sie wirken hauptsächlich gegen ungewollte Schusslöser, falls die Pistole runter fällt. Bei der 1911 A1 wird der Schlagbolzen lediglich von einer leichten Feder zurück gehalten.

Sicherungshebel: Der Sichungshebel der 1911 ist hinsichtlich seiner Anordnung, Form und Schwergängigkeit fast perfekt. Er liegt den meisten Schützen so gut, dass immer noch viele in den USA 1911er Pistolen zur Selbstverteidigung tragen. Aber natürlich in moderneren 1911 Varianten. Etwa ab 1980 wurden in den meisten 1911ern auch Schlagbolzensicherungen verbaut. Meine 1911 A1 ist von 1944 und besitzt diese Sicherung nicht und erfüllt daher moderne Ansprüche an eine Militär- oder Verteidigungspistole nicht mehr. Bedenkt bei solchen alten Waffen immer, dass viele davon nicht handhabungssicher sind.

 

 

Der Sicherungshebel der P38 funktioniert auch als Entspannhebel, wenn er nach unten gedrückt wird. Diese Funktion hat sich bei DA/SA Pistolen weit verbreitet. Der Nachteil dabei ist, dass man zum Entsichern den Hebel nach oben drücken muss, was sehr unergonomisch und langsam ist. Das restliche Sicherheitskonzept der P38 erlaubt es aber, die Pistole ungesichert und schussbereit zu tragen.

Bei stark gebrauchten P38 kann es passieren, dass der Sicherungshebel locker wird und im Schuss nach unten rutscht. Dann löst sich plötzlich kein Schuss mehr. Das kann auch bei der Walther PP und PPK passieren, zu denen ich HIER etwas erzähle.

 

Kleine Geschichte: Als ich ein Mal bei der Bundeswehr mit einer P1 schoss, löste sich im Schuss der Zerlegehebel und rutschte nach unten. Die Folge war, dass der Verschluss, nach dem Schuss, nach vorne gerutscht war und nur noch halb auf der Pistole saß. Man muss dazu aber bedenken, dass diese Pistole bereits sehr lange im Dienst war und hohe Belastungen hinter sich hatte.

So viel ich z.B. mit dem G3, dem G36 und der P8 schoss, ich hatte niemals eine Störung mit diesen Waffen (mit scharfer Munition meine ich). Mit dem MG3 hatte ich dagegen immer wieder Störungen und mit der MP2A1 gelegentlich. 

Im Verschluss der 1911 A1 (Ithaca Fertigung) ist nicht viel zu finden. Bei der P38 ist dort noch der Sicherungshebel und die Schlagbolzensicherung untergebracht.
Im Verschluss der 1911 A1 (Ithaca Fertigung) ist nicht viel zu finden. Bei der P38 ist dort noch der Sicherungshebel und die Schlagbolzensicherung untergebracht.

Magazinlöseknopf: Klar ist der oben liegende Magazinlöseknopf der 1911 wesentlich schneller und einfacher erreichbar als der der P38 ("heel release"). Vor allem Amerikaner fragen sich immer warum früher in Europa so viele Pistolen den Magazinlöseknopf unten hatten. Und heute, wo jeder einen Magazinwechsel in 2 sec durchführen will, erscheint das auch in Deutschland vielen komisch. Aber die Wehrmacht hatte einen guten Grund warum sie von dem Magazinlöseknopf der P08 weg wollten, der ja wie bei der 1911 Pistole angeordnet ist. Denn diese Druckknöpfe waren ursächlich dafür, dass viele Soldaten ihre Magazine verloren hatten. Grade bei den alten Lederholstern passierte es immer wieder, dass dort Magazine raus gefallen sind. Bei der Entwicklung dieser Waffen musste also immer abgewogen werden was wichtiger war, schneller Magazinwechsel, oder Verlustsicherheit. Ich würde daher, aus der damaligen Sicht, keinem der beiden Systeme den Vorzug geben.

Heute, bei den modernen Kunststoffholstern, passiert das nicht mehr. Die modernste Version der Hebel ist die Wippe im Abzügsbügel, wie bei meiner H&K SFP9-SK. Diese werden meist sogar mit dem Zeigefinger der Schusshand betätigt.

Verschlussfanghebel: Der Verschlussfanghebel der P38 lässt sich mit normalen Händen wesentlich besser erreichen, als der der 1911. Bei der 1911 wird kaum jemand den Hebel runter drücken können, ohne umzugreifen.

Magazinkapazität und Wirkung der Munition: Die P38 hat in 9mm Parabellum, mit 8 Schuss, einen mehr als die 1911 in .45 ACP. Über die Wirkung von Kalibern wird immer sehr viel diskutiert und ich beteilige mich kaum an solchen Diskussionen. Ich hab neulich mal eine derartige Meinung gehört von jemandem der meinte, dass das beste Pistolenkaliber .45ACP ist. Es wäre für die Polizei, das Militär und zur Selbstverteidigung das beste Kaliber überhaupt....und alle Behördenbeschaffer hätten keine Ahnung.... Natürlich hatte derjenige mit dieser Meinung niemals eine professionelle Ausbildung durchlaufen, oder selber ballistische Tests durchgeführt oder sonst was. Mehr als ein paar Stunden Waffensachkunde konnte er nicht vorweisen. Bei all seiner Weisheit wusste er aber nicht, dass die .45ACP auf über 20m Entfernung eine so geringe Geschossgeschwindigkeit hat, dass Hohlspitzmunition nicht mehr aufpilzt!

Zu meinem Vergleich der P38 und der 1911er betrachte ich aber alles mal aus einer militärischen Sicht. Und beim Militär wurden diese Waffen nur mit Vollmantelmunition verwendet, wobei die .45er, hinsichtlich der Wirkung, eindeutig im Vorteil ist.

Handlage: Die Handlage ist sehr subjektiv. Mir selber liegt die 1911 beim einhändigen Anschlag besser als die P38. Beidhändig sind die Unterschiede kaum noch relevant. Aus einer modernen und sportlichen Sicht, würde ich mich auf jeden Fall für die 1911er entscheiden.

Der Abzug: Der SA Abzug an beiden Pistolen ist einwandfrei bis sehr gut. Aber das sagt bei einer Verteidigungswaffe nicht viel aus, sie ist schließlich nicht zum Präzisionsschießen gedacht.

Das Visierbild der P38 ist um einiges besser und moderner als das der 1911.

Die P38 hat auch ein Stift, der bei einem geladenen Patronenlager hinten raus steht. Im praktischen Einsatz ist dieser Ladestandsanzeiger viel wert. Denn man kann sich immer, nur mit tasten eines Fingers, vom Ladezustand, der Stellung der Sicherung und des Hahns überzeugen.

Die Visierung der 1911 A1 Armeepistole ist sehr fein. Das Visier der Walther P38 bietet mehr Kontrast und lässt sich bei schlechten Lichtverhältnissen besser erfassen.
Die Visierung der 1911 A1 Armeepistole ist sehr fein. Das Visier der Walther P38 bietet mehr Kontrast und lässt sich bei schlechten Lichtverhältnissen besser erfassen.

Das Zerlegen: Hinsichtlich dem Zerlegen ist die P38 erheblich besser und einfacher entworfen. Zum Zerlegen und Zusammensetzen einer P38 in ihre Hauptbestandteile benötige ich etwa 30sec. Bei der 1911 sind das dagegen etwa 70 sec. Noch dazu hat sie feldmäßig zerlegt einige Bauteile mehr. Und jeder der schon mal im Wald Waffen gereinigt hat weiß, wie schnell ein Bauteil verloren geht.

Die P38 der Wehrmacht besitzt in feldmäßig zerlegtem Zustand nur 4 Teile. Die 1911 Pistole dagegen 9. Das ist ein relevanter Vorteil für eine Militärpistole.
Die P38 der Wehrmacht besitzt in feldmäßig zerlegtem Zustand nur 4 Teile. Die 1911 Pistole dagegen 9. Das ist ein relevanter Vorteil für eine Militärpistole.
US Militär 1911 A1 Pistole mit "LEAD" Beschriftung. Der Verschluss stammt von Remington Rand, das Griffstück von Colt.
US Militär 1911 A1 Pistole mit "LEAD" Beschriftung. Der Verschluss stammt von Remington Rand, das Griffstück von Colt.

Etwas Tolles am Waffensammeln ist, dass man mit jeder neuen Waffe etwas Neues dazu lernt. Als ich diese 1911 A1 Pistole bekommen habe war ich erst etwas enttäuscht, weil der Hersteller auf dem Verschluss und der vom Griffstück nicht übereingestimmt haben. Die Hersteller der Griffstücke kann man anhand der Seriennummern in Erfahrung bringen. Noch dazu war ziemlich hässlich "LEAD" mit einem Elektroschreiber aufgebracht. Ich lernte erst mit dem Erwerb dieser Waffe, dass LEAD "Letterkenny Army Depot" heißt. Dort wurden die Waffen gerneralüberholt, wobei viele Griffstücke und Verschlüsse wild zusammengewürfelt wurden. Und das heißt wiederum, dass meine 1911 sehr wohl authentisch ist und so vom US Militär verwendet und ausgemustert wurde. 

 

Mein ganz persönliches Fazit: Ich würde als Militärwaffe ganz klar die P38 bevorzugen. Und da das US Militär die Beretta 92 eingeführt hat, hielten sie ja offensichtlich sogar Jahrzehnte später noch das P38 System für überlegen. Zum sportlichen Schießen liegt mir die 1911 A1 aber besser. Und völlig unzweifelhaft ist auch, dass die 1911er Pistole in beiden Weltkriegen eine sehr gute Pistole war und sie nicht ohne Grund bis heute für den Zivilmarkt gefertigt wird. Die 1911er Pistolen wurden auch von sehr vielen Veteranen gekauft, die später noch ihre alte Dienstpistole wieder haben wollten. In Deutschland, bzw. mit der P38 und P1, ist das aber etwas anders. Viele interessieren sich für die 08 Pistole und viele ehemalige Soldaten haben sich privat eine H&K P8 gekauft. Aber ich kenne eigentlich keinen einzigen Polizisten oder Soldaten, der sich privat eine P1 gekauft hat, weil sie seine ehemalige Dienstwaffe war. So sehr die Behördenverantwortlichen und die Beschaffer die P38 und P1 mochten und so sehr sie sich über die Jahrzehnte bewährt hat, sie war bei den Einsatzkräften nie so populär wie andere Dienstpistolen.

 

 

Ein kleiner Schusstest beider Pistolen.

(Nachtrag vom August 2020)

 

Endlich hab ich es geschafft mit beiden Pistolen auf den Stand zu gehen. Bedenkt aber bitte ein paar Punkte: Ich hab wegen der Coronapandemie seit Monaten nicht mehr geschossen, und dies hier waren meine ersten Schüsse. Es war wirklich heiß und ich musste mich sehr darauf konzentrieren die Pistolen mit den schwitzigen Händen unter Kontrolle zu halten. Ich hab mit keiner der beiden Pistolen jemals zuvor geschossen, obwohl ich die P38 schon seit einigen Jahren besitze. Und ich hatte nur jeweils eine Sorte Munition dabei. Dieser "Test" erhebt also keinerlei Anspruch darauf, wissenschaftlichen Ansprüchen zu genügen, er schildert nur meine Eindrücke dieser Einzelexemplare.

Zuerst schoss ich mit meiner 1911er aus dem 2. Weltkrieg. Die Handlage war super, aber der Abzug war doch etwas anders als ich zunächst dachte. Er war eher schwammig und hatte keinen klaren Druckpunkt. Unterm Stich muss ich also sagen, dass der Abzug nicht wirklich gut war. Das Visierbild erwies sich aber in der Praxis als durchaus in Ordnung. Am Schreibtisch erschien es mir sehr schlecht, was sich so nicht bewahrheitete. Mit den lediglich 10 Schuss, die ich an diesem Tag damit verschoss, verteilten sich die Treffer recht regelmäßig um den Spiegel (auf 25m natürlich). Geschossen habe ich mit S&B Vollmantelmunition. Einen davon fand ich nicht auf der Scheibe. Mit etwas Übung (wie gesagt, ich hatte seit Monaten nicht mehr geschossen) werden diese leicht den Spiegel halten können. Das ist doch für eine 80 Jahre alte Armeepistole ganz brauchbar. Mit meinen sehr schwitzigen Händen bin ich mit der 1911er eigentlich ganz gut zurecht gekommen.

 

Im Anschluss schoss ich mit der P38 von 1942. Die Treffer lagen viel zu tief und ich musste etwa 30cm hoch anhalten. Und obwohl das Visierbild der P38 um einiges besser ist, wie das der 1911er, könnte ich kein brauchbares Visierbild mehr ohne Spiegel bilden. Die Treffer verteilten sich überall und nur wenige landeten auf der Scheibe.Dafür verantwortlich war aber nicht nur die nicht passende Visierung, sondern vor allem etwas, das ich noch nicht raus gefunden habe. Der Abzug war völlig in Ordnung und an ihm wird es nicht gelegen haben. Ein Foto der Scheibe kann ich mir eigentlich sparen, denn viel war eh nicht drauf. Man könnte sagen, dass es für die P38 ein vernichtendes Ergebnis war, aber es ist schlichtweg nur eine Einzelwaffe gewesen, die ich geschossen habe. Und das sagt bei einer 80 Jahre alten Pistole nun mal fast gar nichts aus. Prinzipiell sollte das P38 System mit dem gerade zurück laufenden Lauf eigentlich präziser sein, als das Kettenglied der 1911. Aber das ist halt nur Theorie.

Der Verschluss und das Griffstück waren wirklich nicht so gut zu greifen mit meinen schwitzigen und nassen Händen. Der Verschluss war mir damit zu glatt und auch das Griffstück. Die 1911er hat in den Griffschalen ein schärferes Muster, was sich als sehr hilfreich erwies. 

 

Das Rückstoßverhalten beider Pistolen war völlig normal und diesbezüglich gibt es eigentlich nichts zu erwähnen. Interessant war aber, dass ich an diesem Tag mit meiner kleinen Walther PPS der 1. Generation wesentlich besser treffen konnte und selbst mit dem kleinsten Magazin, ohne Platz für den kleinen Finger, problemlos alle Treffer im Spiegel halten konnte.

 

Mein Fazit: Keines!

Wenn ich bei Gelegenheit mal eine andere P38 zum Schießen mitnehme, werde ich diesen Vergleich wiederholen. Und dann hoffentlich auch mit der 1911er besser treffen.


Bitte bedenkt, dass andere Blogger das miese Ergebnis einfach nicht erwähnt hätten. Aber warum sollte ich das miese Ergebnis "verstecken", so ist nun Mal die Realität beim Schießen.