Walther PP Polizeipistole in 7,65mm Browning

Die Walther PP in 7,65mm seht Ihr links und die moderne Schreckschussvariante mit der PTB Nummer 620 rechts.
Die Walther PP in 7,65mm seht Ihr links und die moderne Schreckschussvariante mit der PTB Nummer 620 rechts.

Warum habe ich bisher noch nie etwas über die Walther PP geschrieben? Ganz einfach, es ist eine der weltweit am meisten verbreiteten Pistolen und es wurde schon genug von Anderen darüber geschrieben. Warum sollte ich das Thema also zum unzähligen Mal durchkauen? Ganz einfach, weil ich heute eine Walther PPK gekauft habe und mich gerade mit dem Thema beschäftige. Einen tieferen Sinn hat mein Bericht also eigentlich nicht. Und ich besitze nun mal eine scharfe und eine Schreckschussvariante der PP, also bot es sich einfach an etwas dazu zu schreiben. Warum zeige ich Euch hier aber diese Walther PP Pistole in grottig schlechtem Zustand? Sie ist derart massiv überarbeitet und beschliffen, dass man nicht einmal mehr die Beschriftung lesen kann. Andere Sammler würden sich für diese Pistole schämen.... Weil ich aktuell nur diese eine PP besitze ;-)

Aber meine PP ist keine normale PP, sonst hätte ich sie vermutlich schon wieder verkauft. Ich habe sie einmal von einem Freund eines Freundes geschenkt bekommen. Er hatte sie selber von seinem Vater geerbt. Sein Vater hat sie im Wald gefunden und dürfte sie damals als "Finder" behalten. Ihm wurde damals einfach ein "Waffenschein" dafür ausgestellt, ohne "Bedürfnisnachweis" oder Sachkundeprüfung. So war das damals halt.

Was soll ich Euch also zur Geschichte der Walther PP erzählen, was sowieso nicht schon in 1000 anderen Quellen steht...?

 

Sie wurde etwa 1929 auf den Markt gebracht (Die PPK folgte etwa 1931). Walther war damals noch nicht in Ulm, sondern in Zella Mehlis. Bereits 1933 wurden über 1.000.000 Walther PP und PPK verkauft. An ihr war nicht nur der Spannabzug revolutionär, sondern auch die Schlagbolzensicherung und die Kombination mit einem Signalstift. Dieser zeigt eine Patrone im Lager an. Man kann also an der Waffe nur mit dem Daumen fühlen ob sie geladen, gesichert und ob sie gespannt ist. Die Schlagbolzensicherung macht die Pistole noch dazu viel sicherer als alles was es damals sonst noch gegeben hat. Und nicht zu vergessen ist die Entspannfunktion des Sicherungshebels. Die PP war damals also ihrer Zeit weit voraus und mittlerweile ist die Konstruktion 90 Jahre alt. Bis in die 70er Jahre habe sie sich als Behördenwaffen in Deutschland gehalten und als Pistole für Jäger noch viel länger. Sie genügt sogar noch heute den Sicherheitsanforderungen an eine Verteidigungspistole. Auch ich hatte vor einigen Jahren sogar noch eine Walther PPK auf meinem Waffenschein. Warum habe ich das gemacht? Ganz einfach, sie ist sehr klein mit ihrem kurzen Magazin. Mit aktivierter Sicherung kann man sich so eine Pistole problemlos in die Hosentasche stecken, was wesentlich besser für das echte Tragen von Waffen im Alltag ist als moderne Pistolen ohne Sicherungshebel wie die Glock. Sicherungshebel kommen derzeit wieder in Mode. Denn gerade in den USA, wo Waffen täglich und in großer Menge getragen werden, merken die Leute dass Sicherungshebel sinnvoll sind. Für Sportschützen spielt das kaum eine Rolle und für Jäger, die nur vielleicht ein Mal pro Woche ihre Pistole im Revier laden und entladen, auch nicht. Aber beim täglichen tragen von Waffen mit Waffenschein ist eine derart schussbereite Waffe wie die Glock ein Sicherheitsrisiko.

 

Wer verwendete die Walther PP und PPK?

Die Organisationen die diese Pistolen verwendet haben sind so viele, dass sie eigentlich überhaupt nicht alle aufgelistet werden können.

Ihr werdet alle Wissen, dass die deutschen Polizeibehörden Walther PP in großem Umfang vor und nach dem 2. Weltkrieg verwendet haben. Sie wurde in den 70er Jahren dann hauptsächlich von der P5, P6 und P7 abgelöst. Die 4mmM20 Einsteckläufe zum Trainingsschießen funktionierten immer nur mittelmäßig, daher beschafften später auch immer mehr Behörden extra für Trainingszwecke .22er Walther Pistolen die mit "Zimmermunition" auf den Dachböden und den Kellern der Dienststellen verwendet wurden. Es gibt sogar bis heute in wenigen Behörden Regelungen, dass Beamte bei körperlichen Problemen mit den aktuellen Dienstpistolen statt dessen mit Walther PPK ausgestattet werden können. Von einer Anwendung dieser Regelungen ist mir aber kein einziger Fall bekannt.

Als die Bahnpolizei noch FN1910/22 Pistolen verwendete, trugen deren Zivilfahnder aber auch bereits Walther PP die mit "DB" gestempelt waren. Interessant in diesem Zusammenhang ist auch, dass die Bundespost bis zu den großen Polizeireformen der 70er Jahre eine eigene Polizei hatte, den "Betriebssichungsdienst". Bereits im 3. Reich verwendete die Reichspost Walther PPK die mit "DRP" gestempelt waren.

Die Bundeswehr beschaffte mehrere tausend Walther PPK als "P21". Diese Pistolen wurden z.B. an Piloten, Schiffskommandaten oder Wallmeister ausgegeben (HIER ist auch noch ein Video in dem die Arbeit der Wallmeister behandelt wird).

 

Interessante Sammlermodelle sind z.B.:

-"L66A1" .22er Walther PP die für den off Duty Einsatz in Nord Irland beschafft wurden.

-"Statens Vattenfall" gestempelte Pistolen die vor 1945 für den Kraftwerkschutz in Schweden verwendet wurden.

-Die PPK der "Politischen Leiter". Sie waren entweder mit großen Adlern auf den Griffschalen oder mit großen "RZM" Stempeln versehen und waren die Dienstwaffen der Gauleiter. Die Reichszeugmeisterei (RZM) befand sich damals in der Tegernseer Landstr. in München, wo heute einige Dienststellen der Landespolizei untergebracht sind.

 

 

Das Kaliber 7,65mm Browning:

Es war viele Jahre lang in Mode jedes Kaliber unterhalb von 9mm Para als untauglich zu bezeichnen. Natürlich hat sich dieses Kaliber als Standart etabliert, aber nicht ohne Grund hielt sich 7,65mm Browning etwa 50 Jahre lang weltweites als wichtigstes Kaliber für Behördenpistolen. Da die Pistolen in 7,65mm viel kleiner waren als die verriegelten Waffen in 9mm Para hatte das Kaliber immer seine Berechtigung. Und für die Wirkung im Feuerkampf ist fast ausschließlich das Treffen entscheidend und nicht das Kaliber. Man muss die Waffen und Kaliber also immer in ihrer Zeit betrachten und sollte nicht vorschnell über andere oder über früher urteilen. Erst jetzt habe ich z.B. erfahren, dass die österreichischen Polizisten immer noch mit Vollmantelmunition Streife fahren müssen.

 

Technische Probleme der Walther PP:

Die Pistolen sind idR. sehr gut und funktionieren einwandfrei. Ich selber hatte mal eine die einige Ladehemmungen verursacht hat. Diesem Problem bin ich aber damals nicht auf den Grund gegangen und habe sie verkauft. Meist liegt so etwas bei der PP und PPK aber an den Magazinen.

Ein Problem war gelegentlich, bei stark gebrauchten Stücken, dass der Sicherungshebel locker wurde und im Schuss nach unten gerutscht ist. Dann feuert die Pistole plötzlich nicht mehr wenn man sie gebraucht hat. Ein weiteres Problem war bei dem außen liegenden Hahn der kleinen Pistole das "Beißen", wenn die Haut zwischen Daumen und Zeigefinger eingeklemmt wurde.

Was die Behörden in der Zeit der Walther PP leider nie erkannt haben waren die Konstruktionsmängel und Schwächen der Polizeiholster. Denn diese machten einen schnellen Einsatz der Pistole unmöglich. Und so wurde das ganze Potenzial der Walther PP nie genutzt.

Walther PP Schreckschusspistole von Umarex

Viele Schreckschusspistolen haben in ihrer Sicherheit Konstuktionsmängel. Vor allem eine Schlagbolzensicherung findet man bei eigentlich keiner einzigen. Auch bei der PP leider nicht.
Viele Schreckschusspistolen haben in ihrer Sicherheit Konstuktionsmängel. Vor allem eine Schlagbolzensicherung findet man bei eigentlich keiner einzigen. Auch bei der PP leider nicht.

Von der Walther PP gibt es vermutlich genau so viele Schreckschussnachbauten wie z.B. von der Beretta 92. Am besten sind vermutlich die von Erma gewesen (PPK Kopien). Die Röhm RG800 verfügte auch über einen Verschlussfang. Dafür ist die "originale" Walther PP Schreckschusspistole optisch viel näher am Vorbild. Sie wird bis heute von Umarex hergestellt, hat das Kaliber 9mm PAK und die PTB Nummer 620. Sie ist eine gut gelungene äußere Kopie der scharfen Pistole. Leider ist sie qualitativ eher im Mittelfeld der Schreckschusswaffen anzusiedeln. Vor allem auch, da sie kaum Stahlteile besitzt und fast komplett aus Zink gefertigt ist.

 

Im Vergleich zu vielen anderen SSW ist sie aber kompakt und trägt sich gut. Ihre Sicherung blockiert den Schlagbolzen zwar nicht, aber sie ist dennoch brauchbar. Die Sicherung verhindert nur, dass der Hammer den Schlagbolzen nicht erreichen kann. Die Pistole verfügt über eine Sicherheitsrast.

 

Da ich noch nie mit ihr geschossen habe kann ich leider nichts über ihre Zuverlässigkeit sagen. Aufgrund ihrer optischen Nähe zum Vorbild und der guten Form für das verdeckte Tragen gehört die PP zu meinen bevorzugten Schreckschusswaffen.

Ein großer Unterschied zwischen der scharfen Variante der Walther PP und der Schreckschussversion besteht in der Abzugsmechanik.
Ein großer Unterschied zwischen der scharfen Variante der Walther PP und der Schreckschussversion besteht in der Abzugsmechanik.
Der Verschluss der scharfen PP wird vom Verschlussfang offengehalten. Die Schreckschusspistole leider nur vom Magazinzubringer, was eine billige und schlechte Lösung ist.
Der Verschluss der scharfen PP wird vom Verschlussfang offengehalten. Die Schreckschusspistole leider nur vom Magazinzubringer, was eine billige und schlechte Lösung ist.

Viele "billige" Schreckschusspistolen verfügen über keinen Verschlussfang. Wenn man das leere Magazin aus der Pistole entnimmt schnellt der Verschluss vor.

Die Umarex Walther PP ist im Vergleich zu anderen SSW eine sehr gute Kopie. Von außen ist sie eigentlich nur an ihrer Mündung und Beschriftung zu erkennen.

Bei der Schreckschuss Walther PP von Umarex ist die Mündung stark versetzt, so dass beim Aufbohren keine Projektile durch den Lauf geschossen werden können. Das sieht ziemlich schlecht aus.

Bei der scharfen PP seht ihr hinten am Stoßboden auch den Signalstift, der für Waffenträger sehr praktisch ist.