Schreckschusswaffen sind deutsches Kulturgut

In keinem anderen Land der Welt haben Schreckschusswaffen eine so groß Bedeutung. Bereits in der Kaiserzeit wurden die Scheintodwaffen als "humane" Verteidigungswaffen verkauft. Das war eine Zeit in der sich jeder noch eine scharfe Pistole im Versandkatalog bestellen und führen konnte. Die Geschichte der Schreckschusswaffen beginnt vor etwa 100 Jahren in Deutschland, führt hierzulande über die Zeit der PTB-Zulassungspflicht (1969-2020), und ist nun bei den 2019/69 Zulassungen der jeweiligen EU Mitgliedsländer angekommen. Die Geschichte wird auch sehr gut auf der Seite meines Freundes www.gas-waffen.de dargestellt.

Prunkstück meiner Sammlung: ASS 33/6 Lacrimae Pistole aus den 30er Jahren. Verschlusslos und mit der Menz Liliput die erste Halbauto SSW überhaupt!
Prunkstück meiner Sammlung: ASS 33/6 Lacrimae Pistole aus den 30er Jahren. Verschlusslos und mit der Menz Liliput die erste Halbauto SSW überhaupt!

Warum werden beim Kauf einer Schreckschusswaffe Personalien notiert?

Das Überlassen von erlaubnispflichtigen scharfen Schusswaffen wird sehr genau protokolliert. Aber auch, wenn man sich im Einzelhandel eine Schreckschusswaffe kauft, notiert der Händler die Personalien vom Käufer und meist auch die Waffennummer. Oft wird dahinter ein vorauseilender Gehorsam vermutet, dem ist aber nicht so. Der Händler protokolliert damit sein Belehrungspflicht nach § 35 Absatz 2 WaffG. Dort sind im Waffengesetz die Hinweispflichten aufgeführt. Ein Waffenhändler hat, beim Kauf einer Schreckschusswaffe, auf die Erlaubnispflichten beim Schießen (Schießerlaubnis) und Führen (Kleiner Waffenschein) hinzuweisen. Und diese Belehrung muss er schriftlich protokollieren. Sollte ein Waffenhändler so ein schriftliches Belehrungsprotokoll nicht anfertigen, begeht er eine Ordnungswidrigkeit gem. § 53 Absatz 1 Nr. 18 WaffG. Der Sinn dieser Vorschrift ist nicht, Schreckschusswaffen in irgend einer Weise zu registrieren und die Käufer zu überwachen. Schließlich ist jedem Besitzer die Weitergabe der Waffe erlaubt, ohne irgend ein Protokoll. Der Sinn dieser Vorschrift ist in erster Linie der Schutz des Käufers. Da die meisten Menschen die Feinheiten des Waffenrechts nicht kennen, hat der Gesetzgeber eine Möglichkeit geschaffen, dass die Käufer auf die wichtigsten rechtlichen Grundlagen hingewiesen werden müssen. Damit soll verhindert werden, dass der Käufer aus Unwissenheit Probleme bekommt. Wünschenswert wäre es aber auch gewesen, wenn dort zusätzlich auf die Aufbewahrungsvorschriften hingewiesen werden muss (getrennt von der Munition und verschlossen gem. § 36.2.1 WaffVwV). Das ist nämlich eine Vorschrift, wegen der regelmäßig Ordnungswidrigkeitsverfahren gegen gutgläubige Besitzer von Schreckschusswaffen eingeleitet werden.

 

Ein Waffenhändler ist verpflichtet, die erstellten Belehrungsprotokolle der Waffenbehörde, oder der Polizei, auf Verlangen auszuhändigen (Auskunftspflicht nach § 39 Absatz 2 WaffG).

Für den Versandhandel mit Schreckschusswaffen gilt diese Hinweispflicht übrigens nicht.

 


Wirkliche Raritäten: 7 und 9,5mm Leuchtsterne aus unterschiedlichen Epochen. Es gibt auch 9mm, 10mm, 15mm und 18mm Leuchtsterne.
Wirkliche Raritäten: 7 und 9,5mm Leuchtsterne aus unterschiedlichen Epochen. Es gibt auch 9mm, 10mm, 15mm und 18mm Leuchtsterne.
Bevor das bundeseinheitliche Waffengesetz erlassen wurde regelten die Bundesländer vieles unterschiedlich. Und bereits damals gab es teilweise eine Waffenscheinpflicht für Schreckschusswaffen.
Bevor das bundeseinheitliche Waffengesetz erlassen wurde regelten die Bundesländer vieles unterschiedlich. Und bereits damals gab es teilweise eine Waffenscheinpflicht für Schreckschusswaffen.
Auch wenn man natürlich den Nutzen von vielen Munitionssorten und Vorsatzhülsen (z.B. Parfum- oder Insektenvernichtungsmunition) in Frage stellen kann, die Möglichkeiten der damaligen SSW waren doch recht umfangreich.
Auch wenn man natürlich den Nutzen von vielen Munitionssorten und Vorsatzhülsen (z.B. Parfum- oder Insektenvernichtungsmunition) in Frage stellen kann, die Möglichkeiten der damaligen SSW waren doch recht umfangreich.
Die Scheintod Pistole war die erste Schreckschusswaffe überhaupt. Geladen war Pfefferpulver das durch den Abschuss vergast wurde. Die Erfindung stammt noch aus dem Kaiserreich.
Die Scheintod Pistole war die erste Schreckschusswaffe überhaupt. Geladen war Pfefferpulver das durch den Abschuss vergast wurde. Die Erfindung stammt noch aus dem Kaiserreich.
Schalldämpfer für SSW mit Adaptern und Gewindeliste. In der Box sind außer diversen Gewindeadaptern auch Röhm LTS Adapter für das Lasertraining.
Schalldämpfer für SSW mit Adaptern und Gewindeliste. In der Box sind außer diversen Gewindeadaptern auch Röhm LTS Adapter für das Lasertraining.

Technische Kartuschen sollte man nie mit einer Schreckschusswaffe verschießen. Sie können ein Vielfaches des zulässigen Gasdrucks für Schreckschusswaffen erzeugen.

Das rechts ist eine normale 8mm Platzpatrone. Das linke eine .315 Beschusspatrone. Für Laien ist die Unterscheidung von Kartuschen oft nicht leicht. 

Gaspatronen und Platzpatronen sammeln

Eine kleine Auswahl aus meiner Gaspatronen Sammlung. Bedenkt, dass vieles davon nicht frei verkäuflich ist.
Eine kleine Auswahl aus meiner Gaspatronen Sammlung. Bedenkt, dass vieles davon nicht frei verkäuflich ist.
Das hier sind diverse 8mm Kartuschen. Mit Lack-, Wachs-, Kunststoff-, Silikon- oder Pappverschluss.
Das hier sind diverse 8mm Kartuschen. Mit Lack-, Wachs-, Kunststoff-, Silikon- oder Pappverschluss.

Die vielen Farben der Kartuschen sind wirklich oft verwirrend. Und das auf dem Foto sind noch lange nicht alle...

 

Der EM-GE 3-Fach Abschussbecher "Raketenlauf" ist sehr selten, wie auch die 7mm Leuchtsterne.
Der EM-GE 3-Fach Abschussbecher "Raketenlauf" ist sehr selten, wie auch die 7mm Leuchtsterne.
Diverse Randfeuerpatronen: Von 2mm Rand bis zum 9mm Flobert. Die 2mm Stiftfeuer haben für die Belouque Pistole und den Xythos Revolver unterschiedlich lange Zündstifte.
Diverse Randfeuerpatronen: Von 2mm Rand bis zum 9mm Flobert. Die 2mm Stiftfeuer haben für die Belouque Pistole und den Xythos Revolver unterschiedlich lange Zündstifte.

Das hier ist die Schachtel der recht seltenen 2mm Rand Kartuschen.

Wie genial manche SSW konstruiert sind sieht man oft nur am Schnittmodell. Mit der RG3s kann man 7mm, 9mm und 15mm Pyromunition verschießen.

GECO Katalog von 1964. Für mich persönlich ist das die interessanteste Zeit hinsichtlicher der Schreckschusswaffen gewesen.
GECO Katalog von 1964. Für mich persönlich ist das die interessanteste Zeit hinsichtlicher der Schreckschusswaffen gewesen.
In dem Katalog findet man z.B. noch Platz- und Gaspatronen in 6,35mm, .320 oder die Korth Gaspatrone.
In dem Katalog findet man z.B. noch Platz- und Gaspatronen in 6,35mm, .320 oder die Korth Gaspatrone.
Bis 1969 wurden SSW auch im Kaliber 6,35mm hergestellt. Die Patronen hatten Wachsgeschosse.  Vor dem 2. Weltkrieg gab es für die Menz Pistole aber auch Munition mit Papiergeschossen.
Bis 1969 wurden SSW auch im Kaliber 6,35mm hergestellt. Die Patronen hatten Wachsgeschosse. Vor dem 2. Weltkrieg gab es für die Menz Pistole aber auch Munition mit Papiergeschossen.
Kettner Katalog von 1969, also dem Jahr der PTB-Pflicht Einführung. Kurzzeitig wurden nur SSW mit dem Ausschuss oben (Startpistolen) frei verkauft.
Kettner Katalog von 1969, also dem Jahr der PTB-Pflicht Einführung. Kurzzeitig wurden nur SSW mit dem Ausschuss oben (Startpistolen) frei verkauft.
DWJ von 1971. Es galt immer noch das Reichswaffengesetz und die ersten SSW hatten eine PTB-Zulassung. Diese wurde aber nicht in allen Bundeländern anerkannt. In Bayern durften nur SSW mit starken Laufsperren aus Stahlblättern frei verkauft werden.
DWJ von 1971. Es galt immer noch das Reichswaffengesetz und die ersten SSW hatten eine PTB-Zulassung. Diese wurde aber nicht in allen Bundeländern anerkannt. In Bayern durften nur SSW mit starken Laufsperren aus Stahlblättern frei verkauft werden.

Das bundeseinheitliche Waffengesetz wurde erst 1972 erlassen. Da es einige Mängel hatte, wurde es bereits 1976 wieder geändert und bekam seine heutige Grundform. 

 

Die TDCC (Patronenlager Maß Tabellen) der CIP für alle zugelassenen Kaliber findet ihr HIER. Dort findet Ihr auch die max. zulässigen Gasdrücke der Kartuschen und auch die Daten von Kartuschen für technische Zwecke.

 

Die aktuelle Zulassungsliste der Schreckschusswaffen kannst Du dir hier, bei der PTB runterladen:

 

https://www.ptb.de/cms/fileadmin/internet/fachabteilungen/abteilung_1/1.3_kinematik/1.33/SRS/___8_BeschG.pdf