Kappenfarben von Kartuschenmunition für Schreckschusswaffen

Ich stelle hier einige Fotos ein als Ergänzung meiner beiden bisherigen Berichte:

-Technik und Geschichte der Schreckschusswaffen

-Rechtliche Einstufung von Kartuschenmunition

Bei dem zweiten Bericht findet Ihr auch einige Fotos von verbotener Munition. Diese bekommt man recht selten zu sehen.

So viel will ich hier auch gar nicht erzählen. Aber im Internet wird immer viel über die Kappenfarben von Kartuschen geredet. Und einige davon sind ziemlich selten. Zum Größenvergleich habe ich auf jedem Foto eine 6mm Platzpatrone in der Mitte. Bedenkt bitte, dass meine Übersicht alles andere als vollständig ist. Das Sammeln von Kartuschenmunition ist ein sehr umfangreiches Sammelgebiet.

Übersicht über alle Kaliber für die es PTB zugelassene Schreckschusswaffen gibt und die somit frei verkäuflich sind.
Übersicht über alle Kaliber für die es PTB zugelassene Schreckschusswaffen gibt und die somit frei verkäuflich sind.
Die Zündstifte für die 2mm Berloque sind etwa 1mm länger als die 2mm Munition für den Xythos Revolver. Rechts unten ist eine 2mm Rand Knallpatrone.
Die Zündstifte für die 2mm Berloque sind etwa 1mm länger als die 2mm Munition für den Xythos Revolver. Rechts unten ist eine 2mm Rand Knallpatrone.
Von den 6mm Patronen gibt es sehr viele. Oben sind einige CN Gaspatronen. Die Beiden in der unteren Reihe kann ich leider noch nicht identifizieren (Insekten- oder Parfumpatronen evtl.?)
Von den 6mm Patronen gibt es sehr viele. Oben sind einige CN Gaspatronen. Die Beiden in der unteren Reihe kann ich leider noch nicht identifizieren (Insekten- oder Parfumpatronen evtl.?)
Diese 6mm Flobert Knallkartuschen mit weißem Papierverschluss sind ziemlich alt. Ich vermute von vor 1945.
Diese 6mm Flobert Knallkartuschen mit weißem Papierverschluss sind ziemlich alt. Ich vermute von vor 1945.
Die .22 lang Patronen sind mit Schwarzpulver geladen.
Die .22 lang Patronen sind mit Schwarzpulver geladen.
Die .315 Munition sollte die 8mm ersetzen. Denn die entsprechenenden Waffen dürften nicht mehr hergestellt werden. Die Beschusspatronen sind leicht mit normalen Platzpatronen zu verwechseln.
Die .315 Munition sollte die 8mm ersetzen. Denn die entsprechenenden Waffen dürften nicht mehr hergestellt werden. Die Beschusspatronen sind leicht mit normalen Platzpatronen zu verwechseln.
Die .320 kurz Munition ist frei verkäuflich, da es dafür Waffen mit PTB-Zulassung gibt. Heute wird sie nicht mehr hergestellt.
Die .320 kurz Munition ist frei verkäuflich, da es dafür Waffen mit PTB-Zulassung gibt. Heute wird sie nicht mehr hergestellt.
Munition in .320 kurz und lang. Die Kartuschen mit den roten und weißen Verschlüssen sind CN Gaskartuschen. Die ganz links, mit dem abgerundeten Hülsenmund stammen aus den 30er Jahren.
Munition in .320 kurz und lang. Die Kartuschen mit den roten und weißen Verschlüssen sind CN Gaskartuschen. Die ganz links, mit dem abgerundeten Hülsenmund stammen aus den 30er Jahren.

(Der Inhalt der .320 lang mit dem grünlich/weißen Verschluss ist bisher unbekannt (zweite von rechts)).

Ich hatte hier bisher stehen, dass die .320 lang Kartuschen mit den weißen Abdeckungen, Knallkartuschen wären. Das war falsch, es sind wie die roten auch, CN-Gaskartuschen. Sie stammen aus den selben rosa Pappschachteln, wie die mit rotem Verschluss. Entschuldigt bitte die Fehlinformation. Danke für diese Information an www.gas-waffen.de

Von den 8mm Munition gibt es sehr viele unterschiedliche Patronen. Z.B. die Platzpatrone mit Lackverschluss ist extrem selten.
Von den 8mm Munition gibt es sehr viele unterschiedliche Patronen. Z.B. die Platzpatrone mit Lackverschluss ist extrem selten.

Die 8mm Kartuschen, mit dem tief liegenden, Silikonverschluss sind G.F.L. gestempelt und sehr schwach geladen. Damit repetieren oft nicht mal moderne Pistolen. Sie werden immer wieder als "600 Bar Kartuschen" verkauft, in Wirklichkeit sind sie das genaue Gegenteil!

 

Die aktuelle "GECO Super Flash" Munition hat auch eine weiße Kappenfarbe.

Heute noch hergestellte 8mm Kartuschen / Patronen.
Heute noch hergestellte 8mm Kartuschen / Patronen.
Diverse CN Gas Patronen. Die links unten mit rotem Silikonverschluss und die rechts oben mit schwarzem Lackverschluss sind extrem selten.
Diverse CN Gas Patronen. Die links unten mit rotem Silikonverschluss und die rechts oben mit schwarzem Lackverschluss sind extrem selten.
Hier sind sehr seltene 8mm Kartuschen von Wadie und Diemuni. Sie waren die ersten 8mm Kartuschen die überhaupt hergestellt wurden.
Hier sind sehr seltene 8mm Kartuschen von Wadie und Diemuni. Sie waren die ersten 8mm Kartuschen die überhaupt hergestellt wurden.
9mmR Patronen für Schreckschusswaffen links. Die Patronen rechts sind 9x17 Patronen für Schlachtapparate und sollte nie aus SSW verschossen werden.
9mmR Patronen für Schreckschusswaffen links. Die Patronen rechts sind 9x17 Patronen für Schlachtapparate und sollte nie aus SSW verschossen werden.
Die Black Mamba 9mm PAK Kartuschen wurden zuerst komplett schwarz verkauft. Etwas später wurde die Kappe zum einfacheren Erkennen jedoch grün, wie bei fast allen Knallkartuschen.
Die Black Mamba 9mm PAK Kartuschen wurden zuerst komplett schwarz verkauft. Etwas später wurde die Kappe zum einfacheren Erkennen jedoch grün, wie bei fast allen Knallkartuschen.
Diverse Patronen in 9mm Rand. Die mit blauem und gelbem Lackverschluss sind auch recht selten.
Diverse Patronen in 9mm Rand. Die mit blauem und gelbem Lackverschluss sind auch recht selten.

Auch wenn der Hülsenboden die Aufschrift "RWS-KNALL" aufweist, beinhalten diese 9mmR Kartuschen CN Gas.

Diese Kartuschen im heute immer noch stark verbreiteten Kaliber 9mm PAK werden alle noch hergestellt.
Diese Kartuschen im heute immer noch stark verbreiteten Kaliber 9mm PAK werden alle noch hergestellt.

Die Waffen im Kaliber .35 dürfen nicht mehr hergestellt werden, denn es passen scharfe 9mm kurz Patronen in die Magazine und Lager.

Nachtrag von 04/2020: Neu hergestellte EU-Schreckschusswaffen dürften das Kaliber jetzt wieder haben.

Wie bei diesen .45 Kartuschen ist die Gas- Pfeffermunition mit Faltverschluss oft an einem kleinen Wachstropfen von den Knallpatronen zu unterscheiden.
Wie bei diesen .45 Kartuschen ist die Gas- Pfeffermunition mit Faltverschluss oft an einem kleinen Wachstropfen von den Knallpatronen zu unterscheiden.
Die Munition im Kaliber "8mm Lacrimae" wird nicht mehr hergestellt und ist WBK pflichtig. Es gibt davon noch viel mehr andere Kartuschen mit Parfum und Insektenvernichtungsmittel.
Die Munition im Kaliber "8mm Lacrimae" wird nicht mehr hergestellt und ist WBK pflichtig. Es gibt davon noch viel mehr andere Kartuschen mit Parfum und Insektenvernichtungsmittel.
Die .410 Scheintod Patrone ist bereits 100 Jahre alt. Die Knock Out stammt vermutlich aus den 20er oder 30er Jahren.
Die .410 Scheintod Patrone ist bereits 100 Jahre alt. Die Knock Out stammt vermutlich aus den 20er oder 30er Jahren.

Tabellen über Druck, Maße, Energie von Kartuschen, Platzpatronen

Tabelle: Druck, Energie und Maße von Knallkartuschen.
Tabelle: Druck, Energie und Maße von Knallkartuschen.
Tabelle: Druck, Energie und Maße von Gaskartuschen.
Tabelle: Druck, Energie und Maße von Gaskartuschen.
Tabelle: Maße von Signalpatronen Kaliber 12, Kaliber 4 usw.
Tabelle: Maße von Signalpatronen Kaliber 12, Kaliber 4 usw.
Tabelle: , Energie und Druck von technischen Kartuschen für Schußapparate.
Tabelle: , Energie und Druck von technischen Kartuschen für Schußapparate.
Kartuschen bzw. Ladungen für Bolzenschussgeräte. Die zugefalteten sind für Bolzensetzgeräte. Alle die nicht zugefaltet sind, sind für Bolzentreibgeräte.  Mit einem Klick auf das Bild kommst Du zu meinem entsprechenden Bericht.
Kartuschen bzw. Ladungen für Bolzenschussgeräte. Die zugefalteten sind für Bolzensetzgeräte. Alle die nicht zugefaltet sind, sind für Bolzentreibgeräte. Mit einem Klick auf das Bild kommst Du zu meinem entsprechenden Bericht.

Verbotene Grenaille Munition (Kleinschrot)

(Bedenkt bitte, wie immer, dass alle meine Fotos rechtmäßig entstanden sind).

Verbotene Grenaille ("Kleinschrot") Patronen, von Umarex, SM und Bruni, in den Kalibern 8mm, .35 und .35R.
Verbotene Grenaille ("Kleinschrot") Patronen, von Umarex, SM und Bruni, in den Kalibern 8mm, .35 und .35R.

Nach Anlage 2 Abschnitt 2 Nr 1.5.6 WaffG ist Kleinschrotmunition, die in Patronenlager von PTB geprüften Schreckschusswaffen passt, verboten ("Lager nach Tabelle 5"). Ein Munitionserwerbschein für Sammler reicht also nicht aus, um die hier abgebildete Patronen besitzen zu dürfen. Die bekannten Kleinschrotpatronen von CCI mit der blauen durchsichtigen Kappe, in den Kalibern .22lfB, 9mm Para, .38 spec. usw. sind dagegen nur WBK , bzw. MES pflichtig.

 

Grenaille Munition ist natürlich keine Kartuschenmunition. Aber da ihre Entwicklung und Verwendung mit Schreckschusswaffen verbunden ist, gehört sie hier her. Für diese Munition gab es einige spezielle Waffen. Am weitesten verbreitet waren sie in den 80er Jahren in Frankreich. Dort waren sie damals auch frei verkäuflich. In Deutschland haben einige Hersteller von Schreckschusswaffen lediglich die Laufsperre geändert und diese Waffen dann in Frankreich angeboten. Da das Verschießen von Kleinschrot den Gasdruck nicht derart ansteigen lässt, wie bei Einzelgeschossen, war die Verwendung dieser einfachen und günstigen Zinkwaffen möglich. Es gab z.B. den "HW9 GR" in 9mmR GR, die Erma "EGP45E" in 8mm GR oder die "EGP88E" in .35 GR. Auch von Röhm, Reck oder Mauser (Umarex)  gab es einige Modelle. Viele derartige Waffen wurden auch im Kaliber 9mm Flobert Doppelschrot hergestellt. Diese Waffen wurden dann aber im Jahr 1995 in Frankreich verboten (siehe Seite 430 von "Die Erzeugnisse der Erfurter Maschinenfabrik"). Wenn man bedenkt, was für Verletzungen diese Waffen verursachen, erscheint ein derartiges Verbot sinnvoll. Und da diese Munition aus manchen Schreckschusswaffen mit PTB-Zulassung, sogar ohne illegale Bearbeitung, verschossen werden können, wurde sie in Deutschland wenig später ebenfalls verboten. Die speziellen Grenaille Waffen sind scharfe Schusswaffen und damit in Deutschland WBK pflichtig.

Diese 8mm Grenaille Patronen sind vom Hersteller Hirtenberger und mit "HP" auf dem Hülsenboden gekennzeichnet. Verkauft wurden sie von Umarex. Auf dem Boden dieser Schachtel ist ein Preisetikett mit der Aufschrift "10/1984 - DM 35,-". Bedenkt bitte, dass in Russland auch 8mm Knallkartuschen verkauft werden, mit genau der selben Hülsenform. Man erkennt Grenaille Patronen aber meist auch sehr schnell am höheren Gewicht, im Vergleich zu Kartuschen.

Diese 8mm Grenaille Patronen haben einen schwarzen Kunststoffverschluss. Sie haben auf dem Hülsenboden die Aufschrift "SM - HP - 8mm". Es ist daher davon auszugehen, dass auch sie in Österreich, bei Hirtenberger, hergestellt wurden. Verkauft wurden sie von SM ("Röhner Sportwaffen")

Auch im Kaliber .35 gab es PTB geprüfte Schreckschusswaffen. Genau genommen waren das aber nur vier Modelle. Die hier abgebildete Grenaille Munition weist die oft anzutreffende Pappabdeckung auf und hat die Hülsenbodenbeschriftung "G.F.L. .35 GREN". Das ist die Kennzeichnung vom italienischen Hersteller Fiocchi. Verkauft wurde diese Munition von Umarex.

Das hier ist fast die selbe Munition. Das Kaliber ist aber .35 Rand. In diesem Kaliber gab es nie, von der PTB zugelassene, Schreckschusswaffen. Ob diese Munition verboten ist, ist nicht ganz klar. Im WaffG steht "Kleinschrotmunition, die in Lagern nach Tabelle 5 der Maßtafeln... geladen werden kann". Nur einige Lager von 9mmR Schreckschussrevolvern sind tief genug, um diese Patronen aufzunehmen. In die meisten deutschen 9mmR Schreckschussrevolver passt diese Munition nicht. Die Munition ist zumindest erlaubnispflichtig.

Ich kannte diese Patronen schon eine Weile und dachte immer, dass sie in einer Hinterhofwerkstatt hergestellt wurden. Bei einem Beschussversuch riss die Hülse sofort an der Seite und die Munition war extrem korrosiv. Der Lauf der Versuchswaffe rostete in wenigen Tagen und war ruiniert. Die Verpackung dieser sehr seltenen Munition habe ich aber erst jetzt, zum ersten Mal, gesehen.

Verkäufer dieser .35 Grenaille Munition war "BBM", also der italienische Hersteller Bruni. Die Patronen haben eine rosa oder auch rote Pappabdeckung. Der Hülsenboden ist überhaupt nicht beschriftet und lediglich auf die Seite der Hülsen ist "IL35" eingeschlagen. Mir ist es ein Rätsel, wie diese Munition eine CIP-Zulassung bekommen konnte. Mir ist noch nie derartig minderwertige Fabrikmunition begegnet. Kurios ist auch der Hinweis, dass unter 1m Schussentfernung die Gefahr schwerer gesundheitlicher Schäden besteht. Schließlich wird diese Schrotmunition auch auf 5m Entferung schwere Verletzungen verursachen. Angebracht wäre so ein Hinweis lediglich bei Kartuschenmunition.

Da die Tabelle 5 der Verordnung zum Waffengesetz sonst fast nirgends zu finden ist, habe ich sie hier ergänzt.
Da die Tabelle 5 der Verordnung zum Waffengesetz sonst fast nirgends zu finden ist, habe ich sie hier ergänzt.

Hier seht Ihr Grenaille Waffen von Umarex, im Kaliber 8mm, 9mmR und 9mm Flobert.

 

 

 

 

Quelle: http://fr.1001mags.com/parution/action-armes-tir/numero-83-janvier-1986