Ich habe einen sehr guten Freund, der ebenfalls Waffensammler ist. Da er einen Little Joe in .22 und einen Noris Derringer in seiner Sammlung hatte, nutzte ich die Gelegenheit mir diese für Berichte auszuleihen. Ich selber habe schließlich zwei Little Joe mit den anderen beiden PTB Nummern und somit waren alle drei für den Bericht komplett. Zwischenzeitlich habe ich mir auch einen scharfen Röhm .38er Derringer gekauft, der mit dem Noris SSW Derringer fast baugleich ist. Vielleicht werde ich diese Waffen auch bald noch vorstellen. Zusätzlich war es mir auch noch möglich ein Foto eines illegal bearbeiteten Littel Joe in 6mm zu machen.
Wie die meisten wissen, wurde die Firma Röhm von Umarex übernommen. Und leider wurde durch Umarex nun die Produktion des Little Joe eingestellt.
Der Röhm Little Joe ist eine Kopie des NAA (North American Arms) und des Freedom Arms Mini Revolvers. Ohne ihn hat aber jede Schreckschusswaffen Sammlung eine m relevante Lücke. Er ist für wenig zu gebrauchen, aber er macht einfach Spaß und als Sammler sollte man ihn haben. Die Mutter eines Schulfreundes von mir hatten den .22er Little Joe mit CN Gaspatronen zur Selbstverteidigung. Eine Geschichte von ihr, wie sie einem Grabscher eine Gaspatrone in das Gesicht geschossen haben will, erzähle ich Euch aber nicht. Rückblickend muss ich sagen, dass sie nämlich ziemlich erfunden wirkte.
Ein Unterschied zu den Vorbildern ist in der Art der Trommelbefestigung. Bei den scharfen .22er Revolvern werden die Trommeln zum Laden komplett entnommen. Bei dem Litte Joe wird die Trommelachse nach vorne raus gezogen und nun kann man die Trommel nach rechts ausschwenken. Da hierbei das Entladen mit Hilfe der Trommelachse und das Laden der kleinen Kartuschen nicht so einfach ist wurde das so gewählt, dass man das einfachere Festhalten der Waffe mit der linken Hand machen kann. Zum Schießen damit muss man festhalten, dass sich immer mal wieder die Kartuschen beim Schuss verformen und der Revolver dann klemmt. Es ist eigentlich selbsterklärend, dass der Little Joe ein reiner Single Action Revolver ist, bei dem jeder Schuss erst vorgespannt werden muss.
Da der Little Joe ein recht einfacher Revolver für Randzünderkartuschen ist sollte man ihn nie in leerem Zustand abschlagen. Der Schlagbolzen schlägt sonst auf die Trommel und kann diese so beschädigen.
Die richtige Bezeichnung dafür ist übrigens "Individualnummer", denn eine Seriennummer gibt es nur bei Gegenständen wo eine ganze Fertigungsserie die selbe Nummer hat. Aber im Waffenbereich hat sich der Begriff Seriennummer fest etabliert.
Etwas anders als üblich ist beim Little Joe die Wahl der Materialsorten, denn es wurde sehr wenig Stahl verbaut. Sowohl der Abzug, wie auch der Hammer sind aus Zink. Im Hammer ist lediglich ein kleiner Schlagbolzen aus Stahl eingesetzt. Die Laufsperren scheint tatsächlich auch nicht aus Stahl zu sein. Das sind drei kleine Schienen, die sich seitlich am Lauf befinden. Dafür befindet sich auf der linken Rahmenseite, an der Laufbefestigung ein Stahlteil eingegossen. Die Trommelsperre ist bei allen PTB Varianten aus Stahl. Bei der neuen 6mm Variante mit der PTB Nummer 549 ist zusätzlich eine zweite Trommelsperre auf der gesamten Trommellänge integriert. Diese ist aus Zink gefertigt. Ansonsten sind nur noch die Schrauben und interne Kleinteile aus Stahl.
Da die 6mm Kartuschen nicht so viel Druck entwickeln hat der Abschussbecher des Revolvers keine Entlastungsbohrungen. Ich habe übrigens wirklich schon öfter den LE-SI-MAT Mehrfachabschussbecher am Little Joe für Silvester befestigt. Das funktioniert einwandfrei.
Nicht nur die Gürtelschnalle, auch die Kette dafür, die man in alle Varianten rein schrauben kann, macht was her. Man konnte sie früher als Zubehör dazu bestellen.
Den Little Joe konnte man entweder als Set mit der Gürtelschnalle kaufen, oder auch die Gürtelschnalle als Zubehörteil. Wenn sich jemand nachträglich die Gürtelschnalle kauft achtet unbedingt darauf, dass der Pilzkopf dabei ist. Ohne den Pilzkopf, der die Hahnachse ersetzt kann der Revolver nicht in der Gürtelschnalle befestigt werden.
Auf der Rückseite der Gürtelschnalle könnt Ihr die Mechanik erkennen. Der Druckknopf drückt den Metallbügel auseinander und dieser wiederum gibt dann den Pilzkopf frei. Das System funktioniert eigentlich ganz anständig, mir persönlich ist es jedoch etwas zu klapprig. Und so toll die Gürtelschnalle und der Revolver gemacht sind, ich habe sicher nicht vor mit soetwas durch die Stadt zu laufen. Aber als Sammler braucht man diese Kombination einfach ;-)
Weil sehr oft die Frage aufkommt, ob man mit dem kleinen Waffenschein Schreckschusswaffen verdeckt tragen muss habe ich HIER etwas dazu geschrieben und erklärt.
Der Little Joe in .22 lang ist eine sehr begehrte Sammlerwaffe und erreicht auf dem Gebrauchtmarkt auch entsprechende Preise. Das hat auch damit zu tun, dass sich viele davon eine Basis für illegale Umbauten erhoffen. Aber wie bei fast allen SSW ist es auch bei diesem winzigen Revolver so, dass ein "Aufbohren" überhaupt nicht den erhofften Erfolg bringt.
Ein Problem das alle SSW in .22 lang haben ist, dass die Schwarzpulvermunition die Oberflächen angreift. Diese Verfärbungen könnt Ihr auf den Bildern hier gut sehen.
Den Besitzern von .22er Little Joe kann ich nur raten sie gut aufzuheben und nicht damit zu schießen, denn eine Wertsteigerung ist diesen Waffen sicher. Und wenn Ihr ihn schießen wollt macht es nur mit 6mm Patronen, die kein Schwarzpulver enthalten.
Der einzige Little Joe Revolver mit einem Beschuss ist der im Kaliber .22. Die Revolver in 6mm Flobert knall müssen nicht beim Beschussamt vorgeführt werden (§4 Absatz 1 Nr. 2 BeschG)
Bei der Variante in .22 knall liegt die Trommelsperre weit vorne, um den verhältnismäßig langen Kartuschen Platz zu lassen.
Da in die .22er Kartuschenlager auch scharfe Patronen geladen werden können bekommen derartige Schreckschussrevolver keine PTB Zulassung mehr.
Ich konnte neulich auch eine Little Joe Trommel fotografieren an der illegal manipuliert wurde. Ganz klassisch, wie fast immer bei soetwas, ist das "Aufbohren" an der Trommelsperre gescheitert. Bei dem linken Pfeil seht Ihr, dass die Trommelöffnung durch den Bohrer erweitert wurde. Die Sperre aus Stahl ist aber noch darin vorhanden. Rechts ist eine Kerbe, die vermutlich vom abgerutschten Bohrer stammt.
Wer eine Schreckschusswaffe mit derartigen Bearbeitungsspuren besitzt setzt sich dem Verdacht aus, dass er selber die Waffe "bearbeitet" hat, was eine genehmigungspflichtige Umgangsform nach dem Waffenrecht ist (Anlage 1 Abschnitt 2 Nr. 8.2 Waff). Das stellt eine Straftat dar gem. §52 Absatz 1 Nr. 1 WaffG). Die hier gezeigte Trommel stellt nach meiner Meinung einen Grenzfall dar. Und zwar ob zussätzlich durch das Bearbeiten die PTB Bauartzulassung erlischt oder nicht. Meiner Meinung nach ist die Zulassung bei dieser Trommel noch nicht erloschen und die Waffe sollte noch frei verkäuflich sein (andere haben aber evtl. eine gegenteilige Meinung dazu). Solltet Ihr mal in den Besitz einer Schreckschusswaffe kommen an der etwas manipuliert wurde gebt sie besser dem Verkäufer zurück. Um sich bei soetwas später nicht dem Vorwurf aussetzen zu müssen, dass man selber die Waffe bearbeitet hat kann man den Zustand in dem man sie bekommen hat evtl. auch mit Fotos und Datum dokumentieren. Das kann evtl. beweisen, dass der Vorbesitzer diese verbotene Handlung vorgenommen hat. Aber bedenkt, dass das rechtliche Graubereiche sind.
Wenn man die Madenschraube unter dem Lauf entfernt kann man den Trommelarm mit der Trommel entnehmen. Wenn man jetzt die Trommel vom Arm abzieht muss man auf den kleinen schwarzen Gummiring aufpassen, dass er nicht verloren geht. Denn dieser sichert die Trommelachse vor dem Rausfallen. Bei vielen gebrauchten Little Joe fehlt dieser Gummiring.
Zum weiteren Zerlegen, oder der Montage des Gürtelschnallen-Pilzkopfes, muss die Schlagfeder ausgebaut werden. Dafür wird der Hammer gespannt und mit einem Draht in dem kleinen Loch der Führungsstange wird diese gesichert. Nun kann die Schlagfeder entnommen werden und es kann die Achse des Hammers von der Linken Seite raus aus raus geschraubt werden. Wenn man den Revolver in der Gürtelschnalle verwenden will tauscht man die Achse gegen den Pilzkopf. Weiter zerlegt habe ich meine Revolver noch nicht.