Es gibt ein paar Schreckschusspistolen die es zu einer großen Verbreitung geschafft haben. In den 60er und 70er Jahren waren dies zweifellos, und von den 6mm Waffen mal abgesehen, die 8mm Pistolen von Reck, SM und HS. Und gerade die Reck P6 taucht sehr oft bei Haushaltsauflösungen auf. Eine 8mm Reck P6 ohne PTB-Zulassung könnt Ihr auf der Seite meines Freundes anschauen: www.gas-waffen.de
(Der hat sowieso eine viel tollere Sammlung als ich und jeder der dort nicht vorbei schaut ist selber Schuld)
Da in meiner Sammlung ein steter Wechsel ist besitze ich aktuell nur noch eine P6. Ich habe mir extra ein Modell von 1969 aufgehoben, mit der PTB Nummer 48-69. Also aus dem ersten Jahr in dem es überhaupt Schreckschusswaffen mit PTB Zulassung gab. Dafür ist sie nicht in so gutem Zustand, wie die anderen beiden Pistolen hier.
Die Reck P6 hat ein sehr einfaches System. Sie hat, wie alle Schreckschusswaffen, einen einfachen Feder-Masse Verschluss. Sie hat ein Single Action Schlagbolzenschloss, was auch ein sehr einfaches Abzugssystem ermöglicht. Fast der komplizierteste Mechanismus an der Pistole ist der Demontageknopf. Dieser sitzt ganz hinten auf der linken Waffenseite. Wenn er eingedrückt wird springt hinten am Griffstück ein Teil raus, was dann ein Anheben des Verschlusses ermöglicht. Dieser Zerlegemechanismus ist übrigens dem der Walther Mod. 9 nachempfunden. Wobei die Walther 9 den Demontagehebel auf der Rückseite hat. Der Vorteil davon ist, dass man kein Werkzeug zum Zerlegen braucht und, dass die Pistole beim Zerlegen automatisch entspannt. Das sind zwei Vorteile die die Reck Pistolen anderen, ähnlichen, pistolen wie die HS5 oder die SM110 voraus hat.
Der Abzug ist übrigens aus Kunststoff.
Der Schlagbolzen, Auszieher, Demontageknopf, Schlagbolzenfangklinke, die Laufsperre und weitere interne Teile sind aus Stahl. Das Patronenlager hat auch eine Stahleinlage, der Gaslauf ist jedoch aus Zink. Das Griffstück und der Verschluss sind auch aus Zink. Da in den 60er und 70er Jahren die 8mm Platzpatronen noch stärker geladen waren (bis zu 600 Bar waren damals zulässig) funktionieren diese Pistolen mit Munition aus heutiger Fertigung nicht mehr zuverlässig. Und da die P6 als "Gaspistolen" zur Selbstverteidigung entwickelt wurde verfügt sie auch nicht über ein Mündungsgewinde für einen Abschussbecher. Eine Staudruckschraube kann man dort also auch nicht montieren.
Die Reck P6 waren zwar damals günstige Einsteigerwaffen, aber sie sind doch in einer guten Qualität gefertigt und man bekommt sie oft in noch gutem Zustand, für wenig Geld. Außer dem Sammeln kann man damit aber nicht viel anfangen.
Handhabung:
Man muss aber ehrlich sagen, dass die P6 furchbar in der Hand liegt.
Der Abzug geht für einen Single Action Abzug recht hart. Und da die Sicherung nur auf den Abzug wirkt ist das sogar eher wünschenswert, um "Schusslöser" zu verhindern. Der Schlagbolzen wird nur von einer winzigen Klinke gehalten, was aus Sicherheitsgesichtspunkten überhaupt nicht ausreichend ist. Der Sicherungshebel lässt sich recht gut bedienen, was mit Handschuhen aber schwierig wird. An sonsten verfügt die Pistole über eine allgemein bewährte Bauweise, die jedoch auch für keine sonderlich gute Zuverlässigkeit bekannt ist.
Einige Jahre später wurde die P6s auf den Markt gebracht (PTB Nummer 78 und 388). Diese verfügt über ein Mündungsgewinde. Kurzzeitig gab es dann auch noch ein Modell in .315 Knall, aber dieses Kaliber konnte sich nie durchsetzen.
Test:
Als erstes lud ich die P6 mit Platzpatronen aus den 90er Jahren, die für einen maximalen Gasdruck von 400 Bar ausglegt sind. Der Verschluss bewegte sich beim Schießen keinen mm. Als nächstes lud ich alte "600 Bar" Munition (mit weißem Kunststoffverschluss). Das Ergebnis mehrerer Schüsse war, dass sie kein einziges Mal damit repetierte. Der Verschluss bewegte sich zwar ein kleines Stück, aber nicht ausreichend.
Wie ich schon vermutet hatte funktioniere die Reck P6 nur mit Kartuschen mit Wachsverschlüssen zuverlässig. Ich konnte beim Schießen damit auf einem 25m Pistolenstand deutlich die Wachsteile weg fliegen sehen. An der Laufsperre fand ich später keine Rückstände vom Wachs.
Die Reck P6 funktioniert nur mit noch älteren 8mm Kartuschen mit Wachsverschlüssen, wie die auf diesem Foto. Aber die sind teilweise sehr selten und zum Verschießen zu schade.
Die weiße Schachtel beinhaltet Gaskartuschen mit rotem Kunststoffverschluss und diese werden vermutlich nicht anständig funktionieren.
Die P10 kam etwas später auf den Markt als die P6. Es sind bisher nur Modelle mit PTB-Zulassung bekannt. Sie ist eine Startpistole, die für Sportveranstaltungen gedacht ist. Oben auf dem Lauf hat sie sogenannte "Nasenlöcher", wodurch die heißen Gase entweichen können. Die Mündung ist mit einer Einlage aus Stahl verschlossen. Am Sammlermarkt für Schreckschusswaffen gibt es vermutlich kaum eine derart sammelwürdige Pistole, wie die P10, die man für so wenig Geld bekommt.
Ich habe vor vielen Jahren wirklich noch in einem Versandkatalog für Schulbedarf Startpistolen angeboten gesehen. Heutzutage ist unsere Gesellschaft aber irgendwie.... komisch in diesem Zusammenhang.
So viel kann ich sonst zur P10 gar nicht erzählen, sie ist ja fast baugleich mit der P6.
Test:
Das Ergebnis war genau gleich wie bei der P6. Auch mit "600 Bar" Munition mit Kunststoffverschluss repetierte die Pistole nicht. Auch sie wird vermutlich nur mit Wachsverschlüssen funktionieren.
Ich wollte schon lange eine Reck P8 haben, und endlich habe ich eine, was ich nun als Anlass für diesen Bericht nehme. Mich interessiert dabei, die kostengünstige Produktion mit einem maximalen Zinkanteil. Diese Waffen entstanden, als es noch kein "Regelbedürfnis" von 2 Kurzwaffen für Sportschützen und Jäger gab. Damals konten die Waffenbesitzer sich auch noch zusätzlich derartige Pistolen in den Waffenschrank legen, für die Fallenjagd, den Selbstschutz oder nur für das Spaßschießen. Durch die aktuellen Regelungen überlegt sich jeder Schütze seine Anschaffungen sehr gut und es werden fast nur noch hochwertige und teure Pistolen gekauft. Die günstigen, geschichtlich und technisch interessanten Waffen werden Kistenweise ins Ausland verkauft (oft z.B. nach Australien oder Osteuropa), oder gleich verschrottet. Es ist nicht ungewöhnlich, wenn eine Reck P8 bei egun für nur 5 Euro versteigert wird. Fast niemand will, bzw. darf so eine Waffe noch haben.
(Habt Ihr übrigens gewusst, dass einige Waffenbehörden die örtlichen Waffenhändler nach Schrottwaffen gebeten haben, um ihre Statistiken für die Waffenabgabeaktionen schön zu rechnen?)
Als ich meine P8 kaufen wollte frage ich zuerst bei einem sehr großen und bekannten Waffengeschäft an, da ich bei ihnen einen großen Bestand an "Zinkwaffen" vermutete. Über diese Firma gab es sogar neulich einen Fernsehbericht. Von dort bekam ich die unfassbar dreiste Antwort, dass sie diese Reck Pistolen zwar kistenweise im Lager liegen haben, es ihnen aber zu aufwendig wäre eine einzelne davon raus zu suchen und eine Rechnung dafür zu schreiben.... Für meine anderen geplanten Anschaffungen, die ich eigentlich dort mitbestellen wollte, habe ich mir dann natürlich einen anderen Händler gesucht.
Da die P8 fast baugleich mit der P6 ist, ist auch bei ihr das Sicherungssystem mangelhaft.
Es ist daher sehr zu hoffen, dass kein Jäger diese Pistole zur Fangjagd durchgeladen führt.
Test:
Ich hatte auf dem Schießstand eine zeitgenössische Schachtel 6,35mm Vollmantelmunition dabei. Das Schießen machte richtig Spaß, es trat bei 15 Schuss keine Hemmungen auf und der Rückschlag war sehr angenehm.
Kimme und Korn dieser Pistole bieten ein furchtbares Visierbild, aber entgegen meinen Vermutungen konnte ich auf 25m fast alle Treffer auf die Scheibe bringen. Ich hatte auch meinen Röhm RG17 .38 spec. Derringer dabei, mit dem ich keinen einzigen Treffer auf die Scheibe brachte.
Da der Auszieher oben auf der Mitte liegt werden die meisten Hülsen gerade nach oben ausgeworfen und viele davon landen auf den Armen des Schützen.
Nach dem Schießen waren auf dem Stoßboden tiefe Schrammen, die von den Patronenböden stammen müssen. Dass der Stoßboden bei der P8 nicht aus Stahl gefertigt wurde ist ein relevanter Mangel in der Qualität der Pistole.
Nachtrag:
Aus Interesse hab ich die Reck P8 auch noch mit Platzpatronen mit Wachsgeschossen ausprobiert. Bei keiner der beiden hier gezeigten Patronensorten repetierte die Waffe im Schuss, da das Wachsgeschoss zu leicht ist.
Die scharfe Reck P8 und die vernickelte Schreckschusspistole "Reck Bonnanza" wurden in roten Plastikboxen ausgeliefert.
Da die Verschlussfedern der Schreckschusspistolen aber so hart gehen, funktionieren sie auch so schlecht mit einfachen Platzpatronen.
Beschossen wurden alle drei Reck Pistolen in der wunderschönen Stadt München.
Obwohl die Patronen 6,35mm Browning und 8mm Knall einige Unterschiede in den Maßen haben, sind die drei Magazine völlig baugleich.