In meiner Jugend las ich das Buch "Bravo Two Zero". Es ist die Erzählung von SAS Soldaten, die hinter den feindlichen Linien im Golfkrieg versprengt wurden. Sehr lange war diese Geschichte meine Assoziation mit der englischen Spezialeinheit SAS. Je mehr eigene Erfahrungen ich selber sammelte, desto mehr vergaß ich dieses Buch und es rückte das Motto des SAS in mein Bewusstsein: "Who Dares Wins", oder auf Deutsch: "Wer wagt gewinnt".
Das bedeutet nicht, dass man sinnlose Risiken eingeht, sondern nur für die Dinge, die notwendig sind um weiter zu kommen oder sein Ziel zu erreichen. Vor allem auch nach einer Abwägung der Möglichkeiten und Risiken. Dabei ist es egal, ob man bei seinen Hobbys weiterkommen will (z.B. der Erlangung des Jagdscheines oder einer Sammler WBK), oder ob man wirklich bei einem lebensgefährlichen Einsatz Entscheidungen treffen muss. Am deutlichsten kann man einen Sinn im militärischen Feuergefecht sehen. Wenn ein überlegener Feind einen selber in die Deckung zwingt wird man dort früher oder später eine Niederlage erleiden und sterben, denn der Feind wird es rücksichtslos ausnutzen, wenn man den Kopf einzieht. Überleben kann man in solchen Situationen nur, wenn man sich dem Feind stellt und angreift. Und natürlich auch nur, wenn man bereit ist ein großes Risiko einzugehen. Dafür braucht es eine Aggression, deren Basis meist in der militärischen Grundausbildung gelegt wird.
Auf Spezialeinheiten übertragen bedeutet dieses Motto wiederum, dass man schwierige und komplizierte Missionen nicht ohne die Bereitschaft zu einem Risiko erfüllen kann. Als die israelische Spezialeinheit Sajeret Matkal 1976 in Entebbe die Geiseln befreite sind sie (und ihre politische Führung, die diesen Einsatz ebenfalls zu verantworten hatte) ein gewaltiges Risiko eingegangen. Und man muss auch sagen, dass es bei dieser Operation Opfer gegeben hat. Aber sie waren erfolgreich und haben eine gute Arbeit gemacht.
Warum erwähne ich hier genau diesen Einsatz? Weil damals Geiselbefreiungen alles andere als eine sichere Sache waren. Diese Art von Einsätzen war komplett neu und auch das Prinzip, dass mit Geiselnehmern nicht verhandelt wird, gab es damals noch nicht. Und falls Ihr Euch fragt, was das Motto des Sajeret Matkal ist? Ihr Motto ist: "Wer wagt gewinnt". Und falls Euch eine kleine Anekdote dazu interessiert, der Gründer der GSG9, Ulrich Wegener, begleitete die israelischen Spezialkräfte bei diesem Einsatz in Uganda. Das hat er erst viele Jahre später öffentlich erzählt. Auf der Seite der Geiselnehmer waren übrigens auch zwei deutsche Terroristen der "RZ".
"Wer wagt gewinnt" funktioniert nur wenn man taktisch vorgeht und sich Gedanken um die Situation und die Risiken macht! Denn wie schon im Standartwerk über Taktik, Sun-Tzu, steht: "Wahrhaft siegt, wer nicht kämpft".
Für mich gibt es eine sehr spezielle Art von polizeilichen Einsätzen, die wie kaum etwas Anderes das Motto "wer wagt gewinnt" wiederspiegeln. Die Rettung suizidaler Menschen, die androhen in die Tiefe zu springen. Wegen dem "Werther-Effekt" wird meist wenig bis gar nichts über Suizide erzählt. Ich halte es dennoch für geboten, denn der Mut einiger Einsatzkräfte wird leider nur wenig beachtet. Ich will damit nicht sagen, dass derartig gewagte Aktionen sinnvoll oder richtig sind, denn das sieht man erst hinter her. Es liegt in der Natur der Sache, dass das Risiko gewaltig ist. Man wird der "Schuldige", oder der "Held". Eine richtige Entscheidung gibt es nicht, es kann sie nicht geben. Wenn man vorher wüsste was "richtig" ist, würde diese Situation niemanden interessieren. Aber es unterscheidet die Macher von den Schwätzern. Ich habe einen großen Respekt vor diesen Menschen, denn sie legen ihre gesamte mögliche Verantwortung, ihr Gewissen und die Karriere in die Waagschale, um die best mögliche Option zur Rettung zu nutzen. Ein mir bekannter Polizist sprach so eine Person auf einem Balkon vor einigen Jahren an und dieser stürzte sich in diesem Moment in die Tiefe. So sehr man ihm auch erklären will, dass er keinerlei Verantwortung für diesen Toten hat, das spielt in seiner Gefühlswelt nur eine untergeordnete Rolle. Er hatte nicht mal viel Risiko in den Einsatz investiert, er hatte ihn lediglich angesprochen. Aber bereits das machte ihm natürlich schwer zu schaffen.
Die Mutter hängt im Drogenrausch ihr eigenes Kind aus dem 10. Stock. Die Special Task Force wägt die Risiken ab und greift ein (Link). Wie sollte man zur Abwägung von Menschenleben eine Meinung haben? Ich glaube, dass Außenstehenden eine Meinung dazu überhaupt nicht zusteht.
Ich habe damals die hier gezeigte Rettung im Fernsehen gesehen und war schwer beeindruckt. Vor allem lässt mich der Gedanke an den Mut der Verantwortlichen bis heute regelmäßig an diesen Einsatz denken. Der Mut des Kommandoführers und der Mut der ausführenden SEK Beamten. Bedenkt dabei auch, dass Mut bedeutet seine Angst zu überwinden. Und eben nicht, dass man keine Angst hat. Wer keine Angst hat kann eine derartige Arbeit überhaupt nicht machen, denn es fehlt ihm das natürliche Gefühl für Gefahren. Und daher würde so jemand selber zu einer Gefahr werden. Die Polizisten hier sind das große Risiko eingegangen, versehentlich selber die suizidale Frau zu töten, weil sie die Chancen einer Rettungsaktion für höher ansahen. Wäre es schief gelaufen, hätten sie in der Verantwortung gestanden. Hätten sie nichts getan und die Frau wäre gesprungen, hätten sie ebenfalls in der Verantwortung gestanden.
Zum Glück entscheiden nicht irgend welche Reporter oder Kommentare bei Facebook über richtig oder falsch. Wir leben in einem Rechtsstaat und da machen das ausschließlich unabhängige Richter. Diesen wird man später Rechenschaft ablegen müssen.
"I want to make a differenz", sagen US Cops immer, wenn sie gefragt werden warum sie Polizisten geworden sind. Auch Du kannst "einen Unterschied machen" bzw. etwas ändern. Und zwar ob Du ein Macher oder ein Schwätzer bist.
In meinem beruflichen Leben begleitete mich lange das Motto "Suum Quique" - oder auch "Jedem das Seine". Es ist ein viel sagendes und sehr unterschiedlich gedeutetes Motto. Es bedeutete für mich immer, dass man sein taktisches Ziel nur erreicht, wenn jeder die ihm übertragene Aufgabe nach bestem Gewissen erfüllt. Und ja, es wurde auch im dritten Reich missbraucht, was aber hier nicht das Thema sein soll. Ich hatte auch überlegt ob ich meine Meinung und Erfahrungen zu diesem Motto, für Einsatzkräfte, erzählen sollte? Aber Suum Quique eignet sich eher zum philosophieren und weniger für den praktischen Einsatz. Jedenfalls war das bei mir immer so. "Wer wagt gewinnt" fällt mir dagegen täglich bei der Arbeit ein.
Wenn ich darüber nachdenke wie das Gegenteil von "wer wagt gewinnt" wäre, fällt mir als erstes ein ehemaliger Militärarzt von mir ein. Ein Kamerad hatte einen Abszess und dieser "Doktor", wie man die Ärzte beim Militär nennt, traute sich nicht mal diesen simplen Abszess einfach "herzhaft aufzuschneiden". Denn genau das wäre nötig gewesen. Und so stach er alle paar Tage mit einer dünnen Nadel rein, aber es heilte jedes Mal sofort wieder zu und der Kamerad wurde nicht von seinen Leiden befreit. (ich weiß, das ist diesmal eine langweilige Kriegsgeschichte). Es gäbe noch so viele andere Negativbeispiele, aber mein Vater hat mir permanent beigebracht, dass man sich nie "nach unten orientieren soll", sondern immer nach oben. Damit hatte er zweifellos Recht und ich versuche das nun auch meinen eigenen Kindern näher zu bringen. Ich werde also nicht mehr Negativbeispiele erzählen.
Was ist die Kehrseite und Wahrheit über "wer wagt gewinnt"? Es sind die Niederlagen, von denen man zweifellos mehr erleben muss, als andere. Aber wer mit so einer Einstellung durch die Welt geht, wird nach einer Niederlage nicht den Kopf hängen lassen, sondern aufstehen und weitermachen. Meiner Meinung nach gibt es durch diese Kehrseite eine sehr natürliche Folge. Wenn man sich nach diesem Motto richtet mündet es in einen weiteren schlauen Spruch:
Krieger werden nicht geboren und nicht gemacht. Krieger schaffen sich selbst durch Versuch und Irrtum, Schmerzen und Leiden und ihre Fähigkeit, die eigenen Fehler zu überwinden (das Wort Irrtum kann natürlich auch durch "Niederlage" ersetzt werden).
(oder auch: Ein Politiker erklärt uns etwas über die wirklich bedeutenden Dinge des Lebens)
"Nicht der Kritiker zählt; nicht derjenige, der darauf aufmerksam macht, wie der Starke fällt oder wo der, der anpackt, es besser hätte machen können. Die Anerkennung gebührt dem, der tatsächlich in der Arena steht, dessen Gesicht staubig und verschwitzt und voller Blut ist; der sich wacker bemüht; der sich irrt, der wieder und wieder scheitert, weil es kein Bemühen ohne Fehler und Schwächen gibt; aber der sich tatsächlich bemüht, Taten zu vollbringen; der großartige Begeisterung, großartige Hingabe kennt; der seine Kraft auf eine ehrenwerte Sache verwendet; der im besten Falle am Ende den Triumph einer großen Leistung kennt und der, im schlimmsten Falle, sollte er scheitern, zumindest bei einem kühnen Versuch scheitert, so dass sein Platz nie bei den kalten und furchtsamen Seelen ist, die weder Sieg noch Niederlage kennen".
(Quelle)
Ich kann Euch nicht viel über Theodore Roosevelt erzählen. Ich weiß nicht mehr über ihn, als mir eine kurze Google Recherche erbracht hat. Aber eine Rede von diesem 26. Präsident der USA ist es, die ich Euch weitergeben will. Die komplette Rede hieß "Staatsbürgerschaft in einer Republik" und der hier zitierte Teil wird meist "Der Mann in der Arena" genannt. Sie spiegelt vieles von dem wieder, was auch ich mir als Ziel setze, wie "mehr sein als Schein", oder dass man mehr handeln, und weniger reden soll. Die Rede ist aber vor allem ein Statement gegen Angeber und ein Tribut an alle, die Opfer für unsere Gesellschaft und unseren Staat auf sich nehmen. Gerade in unseren heutigen Zeiten, wo tausende in den Sozialen Medien alles besser wissen und millionen Kommentare von Besserwissern das Internet fluten, sind derartig starke Worte wichtig. Ich selber bin dieser Rede schon in meiner Jugend begegnet, hatte sie aber früher nie in meinem Bewusstsein verfestigt. Nur der letzte Satz, begleitete und leitete mich, etwas abgewandelt, immer als Soldat.
"Du willst doch nicht zu den Krämerseelen gehören, die weder Sieg noch Niederlage kennen"!
Theodore Roosvelt war nicht nur Soldat, Präsident der USA usw., sondern er war auch ein Jäger und Waffensammler. Und als Commissioner des NYPD bekämpfte er die dortige Korruption, wie es "Jim Gorden" in den Batman Filmen macht. Das dort dargestellte "Gotham City" spielt auf New York an.
(Quelle des Bildes: https://time.com/5259995/theodore-roosevelt-portrait-conservation-hunting/ )
Heutige Männer "in der Arena":
Die italienische Guardia di Finanza bringt ein Schmuggler Boot von Albanien, voller Rauschgift, auf. Ihr eigenes Schnellboot wurde früher ebenfalls zum Schmuggeln verwendet. Es wurde sichergestellt und für die Behörde umfunktioniert. Ein dazu passender Netflix Tipp von mir, ist die Dokumentation "La Linea - Im Schatten der Drogen". Dort wird die Arbeit der Guardia Civil gezeigt, die an der Gibraltar Meerenge den Drogenschmuggel bekämpft. Beide Brennpunkte des Drogenschmuggels, nach Europa, bekommen immer mehr Ähnlichkeit zur Grenze Mexiko-USA.
Quelle: https://www.ybw.com/news-from-yachting-boating-world/italian-police-seized-1413kg-marijuana-high-speed-boat-chase-adriatic-sea-54464